Die Carmen Kulisse

APA/DIETMAR STIPLOVSEK

Das Bühnenbild und seine Kartentricks

Die Seebühne der Bregenzer Festspiele zieht jedes Jahr nicht nur Kulturinteressierte in ihren Bann. Das imposante Bühnenbild und auch die Technik dahinter faszinieren. Auch für die Neuinszenierung der Oper „Carmen“ auf dem See wurde mit allen Tricks gearbeitet.

Das Bühnenbild beeindruckt - wie stets in Bregenz - nicht nur durch seine Ausmaße, sondern auch durch seine Virtuosität. In der 24 Meter hohen und 43 Meter breiten Kulisse besteht ein Gleichgewicht zwischen den filigran wirkenden Frauenhänden mit ihren roten Fingernägeln und den fliegenden Spielkarten.

Das Spiel mit den Karten

„In einer Szene der Oper will Carmen durch das Legen von Spielkarten einen Blick in ihre Zukunft werfen. Diese schicksalhafte und für Carmens Leben bestimmende Begebenheit wurde ins Bühnenbild aufgenommen“, sagt der aus Dänemark stammende Regisseur Kasper Holten.

Für Technikdirektor Wolfgang Urstadt war dabei auch wichtig, mit dem Bühnenbild nicht zu eindeutig zu sein. Halten die Hände die Karten? Versuchen sie, die Karten von einer Hand in die rund 30 Meter entfernte andere fliegen zu lassen? Gleichzeitig häufen sich Karten auf dem Boden. Ist der Trick misslungen? Sind die Karten heruntergefallen? „Da kann man viel hineininterpretieren“, sagt Urstadt.

Stardesignerin für Bühnenbild verantwortlich

So wuchs seit Oktober 2016 nach Plänen der Stardesignerin Es Devlin das Bühnenbild in die Höhe. Die Britin - sie ist die erste weibliche Bühnenbildnerin bei den Bregenzer Festspielen seit 1946 - schickte ihre im Londoner Studio entwickelten Ideen zur Umsetzung auf digitalem Weg an den Bodensee. Als Vorlage diente ein Handmodell der Bühnenbildnerin selbst.

Carmen Kulisse

APA/DIETMAR STIPLOVSEK

Besonders imposant ist das „Carmen“-Bühnenbild in der Dunkelheit

Spielkarten werden zu Projektionsflächen

Die Bühnenbauer unterscheiden in der „Carmen“-Kulisse drei Kategorien von Karten (insgesamt sind es 59), von denen jede 30 Quadratmeter groß und 2,5 Tonnen schwer ist: die „Flying Cards“ zwischen den Händen, die geneigt zum Wasser führenden „Beach Cards“ auf dem Boden und das „Mesh“, das Gitter mit seinen rutschfesten Gitterkarten unter der Wasseroberfläche. In der Bühnenmitte, auf einer Drehbühne von zehn Metern Durchmesser, stehen zwei weitere Karten - dies sind die einzigen, die mechanisch bewegt werden können. Die anderen werden per Computer gesteuert.

Zunächst zeigen die Karten ihre kunstvoll gestaltete Rückseite, in der Vorstellung aber werden sie zu Projektionsflächen für Videos. Außerdem sind in den Karten Lautsprecher eingebaut. Die Unterwasser-Karten wiederum werden „wie von Zauberhand bewegt“.

Bühnenbild Carmen

Bregenzer Festspiele/Facebook

Eine der beiden Riesenhände wird angeliefert

Bühnenteile mit dem Schiff transportiert

Herausforderungen hatte das Festspielteam seit Jänner 2017 einige zu bewältigen. So war etwa die „eisige Kälte nicht wirklich förderlich“, gab Technikdirektor Wolfgang Urstadt zu. 37 Technikunternehmen wie etwa Ingenieurbüros oder Stahlbaufirmen, davon 21 aus Vorarlberg, waren am Bühnenaufbau beteiligt. Zuerst musste ein Stahlgerüst aufgestellt werden. Im Frühjahr wurden die Teile dann mit dem Schiff zur Seebühne gebracht und mit einem Kran an ihre vorbestimmte Stelle gebracht.

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