Seite aus der Zeitschrift "Datum" mit Bild von Franz Schuh

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„In der Schmiere erschöpfen sich die Schauspieler auf das Schönste!“

„Ist es eine Komödie?“, fragt sich Essayist Franz Schuh im aktuellen „Datum“ zum Zustand der Republik kurz vor den Wahlen und reflektiert launig das „Zurkenntnisnehmen demokratischer Entscheidungen“, seine eigene Politnostalgie, die Sorge der Sozialdemokratie vor den „eigenen Burgenländern“ - und schließlich, mit einem Schuss Heine, den Zustand Deutschlands.

Wahrlich aber begeistert Schuh dann doch der Abgang und das Wiederauferstehen des Peter Pilz, den er, wie er schreibt, nicht nur „wegen seiner Gemeindewohnung“ beneide. Vor allem der „starke Abgang“ hat es Schuh angetan, die Art, wie Pilz vor versammeltem Plenum über die Möglichkeit eines „dritten Lebens“ nachgedacht habe.

Ob echt empfunden oder nicht - es sei eine herrliche „Schmierenkomödie“ gewesen - „ein in meinen Augen keineswegs abwertender Begriff: In der Schmiere erschöpfen sich die Schauspieler auf das Schönste!“

Die umgedeutete Niederlage

Den Schmerz der Niederlage in einen Sieg umzudeuten, das interpretiert der Essayist als wahre Größe, für die die österreichische Kultur, zumal die Wienerische, in die dann auch der Steirer Pilz hineinzuschlüpfen vermag, ein paar böse Abschiedsformeln parat habe: „Wenn man die Chance hat, tritt man heroisch ab, man respektiert ‚klare demokratische Entscheidungen‘ und fügt sanguinisch hinzu: ‚und schön war es doch, schön war es doch.‘“

Man erhebe schließlich das Wort zur Zuversicht und verkünde „dem Haufen“, dass man der Einzige sei, der ein neues Leben habe. Die „Wienerische Ambivalenz“ erlaube es schließlich, „das ‚Vielen Dank, auf Wiedersehen‘ als ein herzhaftes ‚Geht’s scheißen‘ zu verstehen“.

Gerald Heidegger, ORF.at

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