Das Festival zum Mitschauen
Arbeiten für die Arbeiter
Was für ein grandioser Kommentar auf das System aus Erwerbsarbeit und Konsum. Santiago Bou Grassos Film „El Empleo“ („Employment“) arbeitet eindringlich und nonchalant auf seine große Pointe hin. Unbedingt bis zum Ende dranbleiben - und zwar wirklich bis zur letzten Sekunde des Abspanns. Es zahlt sich aus. Der Trickfilm führt die Absurdität eines selbstreferenziellen Systems vor, das niemals über sich selbst hinausweist. Interessant - gerade auch im Hinblick auf die Diskussion, ob Roboter Menschen Arbeit abnehmen sollen oder lieber doch nicht, weil angeblich auch der repetitivste Job noch besser sein soll als gar keiner.
Nur der Frosch ließ sich verkaufen
27 Jahre ist der Filmemacher Duncan Cowles alt, sagt er in seinem Kurzfilm „Taking Stock“, und er lebt noch immer bei seinen Eltern. Um irgendwie an Geld zu kommen, dreht er kurze Szenen, die sich universell einsetzen lassen. Ein wogendes Feld im Sonnenuntergang, die Gischt, eine anonyme Masse. Hier sehen wir all diese Szenen - und hören Cowles dazu über sein Leben murmeln, vor allem darüber, dass er außer einer einzigen Szene, die einen Frosch zeigt, noch nie etwas verkauft hat. Ein unglaublich charmanter Einblick in das Leben und die ersten Gehversuche eines Freelancers.
15 Jahre in sieben Minuten
Seit 15 Jahren wartet er auf eine endgültige Entscheidung in seinem Asylverfahren. 15 Jahre ohne Arbeit. Nach 15 Jahren muss er noch immer mit 70 Euro Taschengeld in der Woche auskommen und lebt in einem kleinen, hässlichen Zimmer mit Blick auf die Bahngleise. Die meiste Zeit, sagt er, sitzt er in diesem Zimmer und denkt darüber nach, wie sein Leben so schiefgehen konnte: „Aber ich komm’ auf keine Antwort drauf.“ Gita Ferlins Doku „15 Jahre und keine Antwort“ dauert sieben Minuten, sieben beklemmende Minuten; nichts - verglichen mit 15 Jahren.
Plötzlich waren sie „supernackert“
Acht Jahre lang hat die Staatsanwaltschaft recherchiert, um einen der spektakulärsten Kriminalfälle Österreichs aufzurollen: die BUWOG-Affäre rund um Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser. Seit 12. Dezember wird verhandelt. Fabian Lang erklärt gemeinsam mit dem „Falter“ und der Rechercheplattform Dossier die Hintergründe in Form der animierten Graphic Novel „Supernaked“. Fürwahr ein spannender Noir-Thriller. Ob auch alles so stimmt, wird der Prozess zeigen.
Das Tempo macht den Unterschied
Dana Sinks „Power“ ist ein Film, den man sich mindestens zweimal anschauen muss - einfach um nachzuprüfen, dass man da keiner optischen Täuschung aufsitzt. Der Film lebt von seiner Pointe, die hier nicht vorweggenommen werden soll. Nur so viel: Beim Domino-Day-artigen Herumspielen mit der Kugelbahn bleibt es nicht. Oder doch? Manchmal macht nur das Tempo den Unterschied - ob im Leben oder im Film.
Simon Hadler, ORF.at