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Anweisung an Banken

Im Kampf gegen die schwere Wirtschaftskrise in Venezuela setzt Staatschef Nicolas Maduro weiter auf die Kryptowährung Petro. Öffentliche und private Banken des ölreichen Landes sollen auf Anweisung Maduros künftig alle Bücher nicht nur in der Landeswährung Bolivar, sondern auch in Petro führen.

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Die Kryptowährung ist an den Preis für ein Barrel (159 Liter) venezolanisches Öl gekoppelt, das entspricht derzeit rund 60 Dollar (51 Euro). Die stark abgewertete Landeswährung Bolivar richtet sich nun ebenfalls am Wert des Petro aus.

Suche nach Geld

Mit der Kryptowährung will Maduro Liquiditätsengpässe überwinden und die Finanzsanktionen der USA umgehen. Angesichts eines Haushaltsdefizits von rund 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und des Verfalls des Ölpreises braucht die Regierung dringend mehr Geld.

Parallel dazu kündigte der Staatschef neue Anleihen an, deren Wert durch kleine Goldstücke von 1,5 und 2,5 Gramm garantiert sein soll. „Niemand kann sagen, dass Gold seinen Wert verliert“, sagte Maduro im staatlichen Fernsehen und hielt golden glänzende rechteckige Objekte in die Kameras, die er „Minigoldbarren“ nannte. Die Anleihen sollten die nationale Spartätigkeit „wiederherstellen“.

Bolivar um 96 Prozent abgewertet

Die venezolanische Währung war vorige Woche auf einen Schlag um 96 Prozent abgewertet worden. Die Zentralbank legte einen neuen Wechselkurs von 68,65 Bolívar für einen Euro fest. Bereits am Vortag waren im Kampf gegen die Hyperinflation neue Geldscheine in Umlauf gebracht worden, die über fünf Nuller weniger verfügen als der alte Bolivar. Überdies schränkte die Regierung den Devisenhandel stark ein.

Der Tag der Abwertung war in Venezuela ein freier Tag, am Tag darauf bildeten sich lange Schlange vor den Geldautomaten. Allerdings konnten Kunden jeweils nur zehn Bolivar abheben, wofür man in dem von einer enormen Inflation gebeutelten Venezuela nicht einmal einen Kaffee bekommt.

Banken dürfen keine Devisen mehr verkaufen

Die Regierung in Caracas verfügte zudem, dass Banken zwar Devisen kaufen, aber nicht verkaufen dürfen. Alle staatlichen und privat geführten Banken dürften Devisen gegen die venezolanische Landeswährung eintauschen, sagte Kommunikationsminister Jorge Rodriguez bei einer Pressekonferenz. Im Devisenhandel wurde der Ankauf auf 400.000 Dollar (350.000 Euro) monatlich für Unternehmen und 500 Dollar monatlich für Einzelpersonen beschränkt.

Analysten vermuten, dass Venezuelas Regierung wegen der Finanzkrise des Landes die US-Dollar, die im Land in Umlauf sind, einsammeln will. Angesichts eines Haushaltsdefizits von rund 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und des Verfalls des Ölpreises muss sie ihre Liquidität dringend erhöhen.

Tiefe Wirtschaftskrise

Venezuela steckt infolge von Ölpreisverfall und Misswirtschaft in einer tiefen Wirtschaftskrise. Hyperinflation, Knappheit bei Nahrungsmitteln und Medikamenten sowie Engpässe bei der Strom- und Wasserversorgung machen vielen Venezolanerinnen und Venezolanern zu schaffen. Die Opposition macht Maduro für die Wirtschaftskrise verantwortlich. Rund 2,2 Millionen Menschen verließen das Land bereits auf der Flucht vor der Wirtschafts- und politischen Misere.

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