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Starker Fokus auf kleinere Flugzeuge

Der Flugzeughersteller Airbus rechnet in den nächsten 20 Jahren mit einem stark steigenden Bedarf an Verkehrsjets. Bis 2037 würden weltweit voraussichtlich 37.390 neue Passagier- und Frachtmaschinen benötigt, teilte das Unternehmen jüngst in London mit. Das sind rund 2.500 Maschinen mehr als im Vorjahr für die folgenden zwei Jahrzehnte vorausgesagt.

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Bei den Passagierjets bezieht sich Airbus auf Typen mit mindestens 100 Sitzplätzen. Den Zuwachs ortet der größte europäische Flugzeughersteller vor allem voran bei Mittelstreckenjets wie dem Airbus A320neo und der Boeing 737-MAX sowie mittelgroßen Langstreckenjets mit zwei Triebwerken wie dem Airbus A350 und Boeings 787 „Dreamliner“.

Airbus A350

APA/AFP/Martin Bernetti

Viele Airlines setzen auf etwas kleinere Langstreckenflieger wie den Airbus A350

Fast 50.000 Flugzeuge unterwegs?

Vor allem durch solche Mittelstreckenflugzeuge dürfte sich die weltweite Flugzeugflotte in den nächsten zwei Jahrzehnten auf über 47.990 Maschinen mehr als verdoppeln. Bei den größten Typen wie dem Airbus A380 und Boeings Jumbo-Jet 747-8, die als Passagierjets kaum noch gefragt sind, hat der neue Airbus-Verkaufschef Eric Schulz die Aufteilung der Prognose im Vergleich zum Vorjahr verändert.

Privater Konsum in Schwellenländern

Als Grund für seine Prognose gibt Airbus den deutlich gestiegenen privaten Konsum in Schwellenländern an. „Höhere verfügbare Einkommen und eine annähernde Verdoppelung der Mittelschicht weltweit werden das Wachstum antreiben“, erklärte der Flugzeughersteller im Juli. Die Schwellenländer würden dabei mehr als 60 Prozent zum Wirtschaftswachstum beitragen, wobei die Zahl der Reisen pro Kopf in diesen Ländern um den Faktor 2,5 steigen werde.

Von den insgesamt 37.390 neuen Jets bis 2037 werden nach Angaben des Konzerns mit Sitz in Frankreich, der weltweit vor allem mit dem US-Giganten Boeing um Marktanteile konkurriert, 26.540 für das Wachstum benötigt. 10.850 Flugzeuge würden weniger effiziente Modelle der älteren Generation ersetzen. Der Anstieg der weltweiten Flotte auf dann fast 48.000 Flugzeuge werde schließlich zu einem Bedarf an 540.000 neuen Piloten führen.

Embraer der Luxair während des Starts

ORF.at/Christian Öser

Eine Embraer der Luxair - der Fokus ist zunehmend auf kleine Flugzeuge gerichtet

Der Trend geht weg von den ganz großen Jets. Das Segment umfasst nun Flugzeuge ab 350 statt ab 400 Sitzen und damit auch Modelle wie den verlängerten Airbus A350-1000. Etwa 1.590 neue Maschinen dieser Größenordnung dürften bis zum Jahr 2037 benötigt werden, schätzt Airbus-Verkaufschef Schulz, der den Posten Anfang des Jahres vom langjährigen Verkaufschef John Leahy übernommen hat.

Boeing kauft Embraers Regionaljet-Sparte

Während Airbus künftige Bedürfnisse errechnet, wurde auf dem Weltmarkt ein Duopol mit Boeing zementiert: So wurde zuletzt bekannt, dass der US-Flugzeugkonstrukteur Boeing das Geschäft mit Regionaljets des brasilianischen Konkurrenten Embraer übernehmen wird. In einem Milliardendeal gründen dazu beide Konzerne ein Gemeinschaftsunternehmen, in das Embraer sein Verkehrsjet- und Servicegeschäft einbringt.

Boeing wird 80 Prozent an dem Joint Venture halten und damit die Kontrolle übernehmen. Der Deal bewertet Embraers ziviles Flugzeuggeschäft mit 4,75 Mrd. Dollar und Boeings Beteiligung mit 3,8 Mrd. Dollar. Die Vereinbarung gilt als Kampfansage an Airbus - schon 2017 hat der Konzern mit einem Megadeal vorgelegt: Da wurde die Kontrolle am Regionaljet-Programm CSeries des kanadischen Herstellers Bombardier übernommen, das direkt mit den E-Jets von Embraer konkurriert.

Duell in Segment kleiner Flugzeuge

Embraer und Bombardier hatten sich jahrzehntelang ein Duell im Bereich kleinerer Flugzeuge mit 70 bis 100 Sitzen geliefert. Airbus und Boeing konkurrieren seit Langem bei mittelgroßen Jets und Langstreckenmaschinen. Beide Seiten dürften Branchenexperten zufolge so auch versuchen, neue Konkurrenten wie die Commercial Aircraft Corporation of China (COMAC) auf Distanz zu halten.

Embraer behält neben den zwanzig Prozent an dem Joint Venture die Kontrolle über seine Rüstungssparte und die Sparte mit Geschäftsflugzeugen. Aus Sorge vor einem US-Einfluss auf das nationale Militärprogramm hatte die brasilianische Regierung in der Vergangenheit eine komplette Übernahme von Embraer durch Boeing abgelehnt. Sie sieht Embraer als ein strategisch wichtiges Unternehmen an und verfügt über ein Vetorecht.

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