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Feuerwehr sucht weiter nach Opfern

Italiens Regierung hat am Wochenende ihre Schuldzuweisungen gegenüber der Betreibergesellschaft Autostrade per l’Italia noch einmal verschärft. Vizepremier Luigi di Maio von der Fünf-Sterne-Bewegung lehnte das finanzielle Angebot des Unternehmens ausdrücklich ab. Man werde keinen Tauschhandel akzeptieren.

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Der Morandi-Viadukt in der norditalienischen Hafenstadt war während eines Unwetters am Dienstag eingestürzt. Autostrade hatte am Samstag 500 Millionen Euro für den Wiederaufbau der Autobahnbrücke sowie für Hilfszahlungen an die Stadt Genua zugesagt. Beim Überschlagen der Folgekosten des Unglücks „kommt man schnell auf eine halbe Milliarde Euro“, sagte Unternehmenschef Giovanni Castellucci. Diese Gelder stünden ab Montag bereit.

Autostrade will neue Brücke bauen

Die Verantwortung für den Brückeneinsturz wies Autostrade zurück. „Wir denken nicht, dass die Voraussetzungen vorliegen, Verantwortung für ein Ereignis zu übernehmen, dessen Ursache zunächst noch ermittelt werden muss“, sagte Castellucci. Er entschuldigte sich aber zugleich, nicht genügend Mitgefühl für die Opfer gezeigt zu haben. Er versprach, den Opferfamilien und den Menschen zu helfen, die infolge des Unglücks ihre Häuser verlassen mussten. Seine Gesellschaft könne zudem eine neue Brücke in acht Monaten bauen, sobald die nötigen Genehmigungen vorlägen.

Dafür dürften die Chancen aber gering sein: Die italienische Regierung hatte rasch nach dem Unglück die Betreiberfirma verantwortlich gemacht und den Entzug ihrer Konzession eingeleitet. Nun legte Di Maio auf Facebook noch einmal nach. „Um ganz klar zu sein: Der Staat wird von Autostrade keine Almosen annehmen“, so Di Maio. Die Regierung werde das Verfahren zum Lizenzentzug fortsetzen. „Wir fordern eine glaubhafte Entschädigung, einen Tauschhandel wird es nicht geben.“ Man habe den Opferfamilien und allen in diese „Tragödie von Genua“ Involvierten ein Versprechen gegeben, „und das halten wir in vollen Zügen in Ehren“.

Neun Menschen noch im Spital

Bei dem Unglück am Dienstag starben 43 Menschen. Mehr als 30 Fahrzeuge stürzten rund 45 Meter in die Tiefe. Die sterblichen Überreste der letzten vier Vermissten wurden am Samstag aus den Trümmern geborgen worden, teilte die Feuerwehr auf Twitter mit, darunter ein neunjähriges Mädchen und seine Eltern.

Die Stadtverwaltung erklärte die Suche nach Opfern offiziell für beendet. Der Leiter der Feuerwehr, Stefano Zanut, sagte dem Sender TG24 aber entgegen den Angaben der Stadtverwaltung, es werde weiter nach Opfern unter den tonnenschweren Trümmern gesucht, auch wenn alle als vermisst gemeldeten Menschen gefunden worden seien.

Trauerfeier für die Toten des Brückeneinsturzes in Genua

AP/Gregorio Borgia

18 Särge von Unglücksopfern standen in der zur Aufbahrungshalle umfunktionierten Messehalle in Genua

Laut Innenministerium sind unter den Toten 13 Ausländer. Dabei handle es sich um vier Franzosen, drei Chilenen, zwei Albaner, zwei Rumänen sowie einen Kolumbianer und einen Peruaner. Neun Verletzte befänden sich derzeit noch im Krankenhaus.

„Auf Genua schaut die Welt“

In einer Trauerzeremonie nahmen Tausende Menschen am Samstag Abschied von den Opfern des Einsturzes. Feuerwehrleute wurden bei ihrer Ankunft mit Applaus begrüßt. „Auf Genua schaut derzeit die ganze Welt, in einer großen Umarmung aus Emotionen, Zuneigung und Erwartung“, sagte Erzbischof Angelo Bagnasco.

Im Mittelpunkt der Zeremonie standen 18 mit Blumen geschmückte Särge. Einige Angehörige von Opfern nahmen aus Protest gegen die Regierung nicht an der Veranstaltung teil, wie Medien berichteten. Andere hielten Trauerfeiern in ihren Heimatgemeinden ab, etwa im Piemont und in Süditalien.

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