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Regierung sperrt Zugang zum Internet

In Bangladeschs Hauptstadt Dhaka sind die Proteste nach einem tödlichen Verkehrsunfall, bei dem zwei Jugendliche getötet wurden, eskaliert. Medien berichten von Angriffen auf die Demonstrantinnen und Demonstranten, die von der Polizei und Anhängern der Regierungspartei ausgehen sollen.

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Tausende Jugendliche sind seit Tagen auf den Straßen Dhakas, um für mehr Sicherheit im Straßenverkehr zu demonstrieren. Am Samstag eskalierten die Proteste jedoch: Die BBC berichtete, dass rund 25 Menschen bei Zusammenstößen verletzt wurden. Ein Arzt an Ort und Stelle sagte jedoch gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass deutlich mehr - zumindest hundert - Menschen verletzt wurden.

Demonstrationsteilnehmer

APA/AFP/Munir Uz Zaman

Nach tagelangen Protesten eskalierte die Situation am Samstag

Dabei ist nicht klar, wer die Demonstrantinnen und Demonstranten angriff. Berichten zufolge soll jedoch die Studentenorganisation der Regierungspartei Awami League an den Ausschreitungen beteiligt gewesen sein. Auch die Polizei griff hart durch und setzte Gummigeschoße und Tränengas gegen die Protestierenden ein.

Auch Berichte über sexuelle Gewalt

Journalisten an Ort und Stelle gaben gegenüber der BBC bekannt, dass sie von Mitgliedern der Studentenorganisation angegriffen wurden, auch ihre Kameras sollen von der Chhatra League zerstört worden sein. Berichte von sexueller Gewalt machten in Sozialen Netzwerken die Runde. Eine Journalistin gab an, sexuell belästigt worden zu sein, während sie versuchte, die Proteste zu filmen.

Aufstand gegen Verkehrschaos

Tausende junge Menschen blockieren seit Tagen den Straßenverkehr in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka. Sie fordern mehr Sicherheit auf der Straße. Die Regierung hat als Reaktion das Internet abgeschaltet.

Als Reaktion auf die Proteste sperrte die Regierung für 24 Stunden den Zugang zum Internet. Für die Partei von Bangladeschs Premierministerin Sheikh Hasina kommen die Proteste ungelegen, richten sie sich in erster Linie gegen die Transportpolitik des Landes. Bereits im Dezember findet in Bangladesch eine Wahl statt, weshalb die Proteste zunehmend von den Parteien politisch vereinnahmt werden.

Regierungspartei ortet Plan der Opposition

Die Partei von Hasina sieht die Schuld bei der größten Oppositionspartei, der Bangladesh Nationalist Party unter der vormaligen Premierministerin Khaleda Zia. Diese würde die Gefühlslage der Jugendlichen und Studierenden auf der Straße nutzen, um Chaos zu erzeugen und davon letztlich politisch zu profitieren, so der Vorwurf.

Demonstrationsteilnehmer

AP/A. M. Ahad

„Wir wollen Gerechtigkeit“, lautet die Forderung der Demonstrantinnen und Demonstranten in Bangladesch

Zias Partei bekräftigte unterdessen die Unterstützung der Proteste. Doch auch vonseiten der Regierung ist man bemüht, auf die Forderungen einzugehen. Premierministerin Hasina sagte, dass der Ruf nach mehr Verkehrssicherheit berechtigt sei. Man werde versuchen das Problem in Phasen zu lösen.

Jugendliche regeln Verkehr selbst

Auslöser für die seit letzter Woche anhaltenden Proteste war offenbar ein Wettrennen zweier Busse, wie Augenzeugen gegenüber der Tageszeitung „Dhaka Tribune“ berichteten. Bei einem Überholmanöver krachte einer der Busse in eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern. Eine 17-Jährige und ein 18-Jähriger waren auf der Stelle tot, weitere Jugendliche wurden verletzt.

Seither protestieren täglich Zehntausende Jugendliche auf den Straßen - nicht nur in der Hauptstadt, sondern im ganzen Land. Die Forderung nach mehr Sicherheit im Straßenverkehr setzen sie dabei im Zuge der Demonstrationen selbst um: Die Tageszeitung „The Daily Star“ schreibt, dass die Schülerinnen und Schüler Fahrzeuge aufhalten, um etwa den Führerschein zu kontrollieren.

Handelsminister fuhr im Gegenverkehr

Die Protestierenden zwangen die Fahrzeuge auch dazu, in Spuren zu fahren, wodurch der - bedingt durch die Demonstrationen - verlangsamte Verkehr noch weiter zum Erliegen kam. Motorradfahrern wurden darüber hinaus Helme und andere Sicherheitsmaßnahmen erklärt.

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Proteste legen Verkehr lahm

Mit den Protestaktionen steht der Verkehr in der Hauptstadt Bangladeschs seit vergangener Woche großteils still.

Mit den eigenmächtigen Maßnahmen wurden auch einige hochrangige Politiker bei Verstößen gegen die Verkehrsregeln erwischt, so etwa auch Handelsminister Tofail Ahmed, der auf der falschen Spur - und damit im Gegenverkehr - auf einer stark befahrenen Straße in der Hauptstadt unterwegs war. „Das Gesetz behandelt jeden gleich. Wir wollen Gerechtigkeit“, forderten die Jugendlichen eine angemessene Strafe für den Minister.

Minister ruderte nach Aufschrei zurück

Öl ins Feuer goss zuletzt auch Minister Shajahan Khan, der ein Nahverhältnis zu einflussreichen Transportgewerkschaften pflegt und den tödlichen Unfall in der Vorwoche zuerst verharmlost haben soll. Gegenüber Medien sagte er, Berichten zufolge mit einem breiten Lächeln, dass erst am Vortag 33 Menschen bei einem Busunfall in Indien ums Leben gekommen waren - und niemand würde darüber reden. Nach einem Aufschrei in Sozialen Netzwerken ruderte der Politiker jedoch zurück und entschuldigte sich für seine Aussagen.

Demo in Bangladesch

AP/A. M. Ahad

Der Protest der Schülerinnen und Schüler richtet sich vor allem gegen die Regierung

Die Straßen in Bangladesch gelten als besonders gefährlich. Laut dem National Committee to Protect Shipping, Roads and Railways, einem privaten Arbeitskreis für Verkehrssicherheit, wurden im Vorjahr über 4.200 Fußgängerinnen und Fußgänger getötet. Das sind nochmal 25 Prozent mehr als im Jahr davor.

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