Ta-ta, ta-ta, ta-ta, ta-ta
Passend zur Urlaubssaison läuft dieser Tage „The Meg“ in den heimischen Kinos an. Dabei macht ein urzeitlicher Riesenhai ein paar Forschern das Leben schwer - bzw. löscht er es aus. Das ist beängstigend.
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Die Grundidee ist eine schöne. Sie ist Steve Alten geschuldet, Autor des Romans „Meg: A Novel of Deep Terror“ aus dem Jahr 1997 - der Vorlage für den Film. Irgendwo im Meer gibt es eine natürlich entstandene, chemische Schicht, die wie ein Stöpsel für tiefer liegende Gewässer fungiert. Dadurch ist eine seit Millionen von Jahren völlig vom Rest der Ozeane abgetrennte, riesige „Blase“ entstanden, tiefer als der Mariannengraben. Dort hat sich die Meeresflora und -fauna von damals konserviert, ohne Einfluss des Menschen.

Warner Bros. Entertainment Inc.
Die zwei Hauptdarsteller: Megalodon (im Hintergrund) und Jason Statham (im Vordergrund)
So weit, so schön. Ein Forscherteam will diese verborgene Welt erkunden, bloß: Dort regieren die Megalodons, über 20 Meter lange, daueraggressive Urzeithaie, neben denen Weiße Haie wie Goldfische im Wasserglas wirken. Das Hauptproblem scheint zu sein, dass die Megs gerne beherzt mit ihrer Nase U-Boote anstupsen, woraufhin diese explodieren. Es braucht eine Rettungsaktion. Es braucht Jonas (den Jason-Statham-Charakter), der sich als Lebensretter in der Tiefsee einen Namen gemacht hat.
Ein Profi, für diesen Film gemacht
Wäre der Film nicht nach einer Romanvorlage gemacht worden, man müsste meinen, er wäre Statham buchstäblich auf den Leib geschrieben. Was muss man für die Dreharbeiten können? Ins Wasser springen, schwimmen und einen schönen Körper haben. Statham war früher professioneller Wasserspringer und als solcher auf Platz acht der Weltrangliste. Danach zeigte er als Model seinen durchtrainierten Körper.
Aber auch schauspielerisch macht Statham hier nichts falsch - wiewohl er weniger gefordert wird als in seinen „Transporter“-Filmen mit Regisseur bzw. Drehbuchautor Luc Besson. Die Actionszenen, die sein Charakter bestreitet, sind passable 3-D-Ware. Wenn Meg auf die Kamera zurast, dann braucht man gute Nerven. Mehr noch macht die Unterwasserwelt aber Lust, selbst den Tauchschein nachzuholen.
Chinesischer Superstar
Die größte Nebenrolle, fast schon die zweite Hauptrolle, spielt Li Bingbing, die in China ein Topstar ist und die man aus den Hollywood-Großproduktionen „Resident Evil: Retribution“ (2012) und „Transformers: Age of Extinction“ (2014) kennt. Weil Hollywood immer enger mit China kooperiert und chinesische Stars eine immer größere Rolle spielen, sollte auch erwähnt werden: Li Bingbing wird oft verwechselt mit Fan Bingbing, in ihrer Heimat noch berühmter (vor allem ist sie eine der reichsten Chinesinnen überhaupt), die man etwa aus „X-Men: Days of Future Past“ (2014) kennt. Die beiden sind befreundet, aber nicht verwandt.

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Li Bingbing im Unterwassergleiter, der gerade von einem Riesenkalmar umarmt wird
Ebenfalls erwähnenswert ist Ruby Rose, bekannt aus der Netflix-Serie „Orange Is the New Black“. Insgesamt ist die Ensembleleistung nicht zu verachten, kann aber auch nicht über die unnötigen Schwächen des Drehbuchs hinwegtäuschen, die vom Regisseur und Scientologen Jon Turteltaub („Das Vermächtnis der Tempelritter“, „Last Vegas“) nicht gerade ausgebügelt werden.
Pflichtübungen
Das Problem sind nicht die derben Witze in brenzligen Situationen. Das hat Tradition im Actionfach seit den 1970er Jahren. Das Problem sind die sentimentalen Momente inmitten der Action, die aufgesetzt wirken, lieblos und stereotyp. Das „Mami hat dich lieb“ kurz vor der lebensgefährlichen Mission nimmt man Li keine Sekunde lang ab, und die Trauer der Crew um tote Kollegen wirkt wie eine lästige Pflichtübung.
Da hält man sich als Zuseherin oder Zuseher lieber ans Gruselige und Visuelle: Schreckmomente sind garantiert. Und neben der Unterwasserwelt selbst ist auch die Tiefseestation der Forscher ein fein konstruiertes Traumkonstrukt, außerdem können es die Unterwassergleiter glatt mit den X-Wing-Fightern aus „Star Wars“ aufnehmen.
Die wechselhafte Geschichte des Haifilms
Apropos „Star Wars“. Der erste Teil aus dem Jahr 1977 leitete gemeinsam mit dem ein Jahr später angelaufenen „Der weiße Hai“ von Regisseur Steven Spielberg die Ära der großen Kinoblockbuster ein. Bis heute kennt man die Weiße-Hai-Melodie, die das Auftauchen des Meeresriesen begleitet hat. Der langsame Spannungsaufbau, das Halten der Spannung auf hohem Niveau über ungewöhnlich lange Zeiträume - Spielberg setzte Standards.
Dem heutigen Kinopublikum wäre das viel zu langsam. „The Meg“ liefert in Sachen Tempo eine Punktlandung ab: gerade noch nicht zu kurzatmig. Zwischen „Der weiße Hai“ und „The Meg“ liegt eine wechselhafte Ära das Haifilms. Von den mauen Fortsetzungen von „Der weiße Hai“ selbst über bewusst trashige Genrefilme mit Splatter-Elementen der Marke „Shark Attack“, „Sharknado“, ganz zu schweigen von „Sharktopus“, „Sand Sharks“ und „Snow Sharks“.
Schwammerlhorror
Der Vollständigkeit halber sei gesagt: Haie sind eigentlich schützenswerte, wunderbare Tiere. Und jedes Jahr sterben weit mehr Menschen wegen giftiger Pilze, als von Haien totgebissen werden. Was erstens nicht heißt, dass man nicht für einen wohligen Schauer zu „The Meg“ ins Kino gehen sollte. Und zweitens nicht, dass die Welt auf Pilzhorrorfilme wartet.
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