Berichte über Tote und Verletzte
Im afrikanischen Simbabwe haben am Mittwoch Soldaten auf Regierungsgegner geschossen. In der Hauptstadt Harare marschierte die Armee mit gepanzerten Fahrzeugen auf. Grund für die Unruhen sind Manipulationsvorwürfe nach der Parlaments- und Präsidentschaftswahl.
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Es gab Berichte über mehrere Tote in Harare, wo zuvor Anhänger der Opposition Ziegel bzw. Steine auf Soldaten geworfen hatten, die versuchten, eine Demonstration mit Wasserwerfern aufzulösen. Die Regierungsgegner zündeten Pkws an. Es sollen mindestens drei Menschen getötet und mehrere weitere duch Schüsse verletzt worden sein.
In internationalen Medienberichten war außerdem von Truppentransportern und gepanzerten Fahrzeugen in den Straßen der Hauptstadt und Hubschraubern in der Luft die Rede. Der Aufmarsch des Militärs ist der erste seit dem Sturz von Langzeitmachthaber Robert Mugabe im Vorjahr. Dafür war die Armee damals noch bejubelt worden.

Reuters/Siphiwe Sibeko
Die Situation ist offenbar vor allem in der Hauptstadt kritisch
Proteste gewaltsam aufgelöst
Anhängerinnen und Anhänger der Opposition hatten sich vor dem Gebäude der Wahlkommission versammelt, Polizisten versuchten erst, sie mit Tränengas zu vertreiben. Danach eskalierte die Situation. Wahlbeobachter aus der EU und den USA warnten, die Ergebnisse der Präsidentschaftswahl müssten so rasch wie möglich veröffentlicht werden, um eine gefährliche „Volatilität“ - vereinfacht gesagt unklare politische Verhältnisse - zu vermeiden.
Präsident Emmerson Mnangagwa warnte vor Provokationen und schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter: „Jetzt ist die Zeit für Verantwortung und vor allem Frieden.“ Er machte die Opposition für die Zusammenstöße verantwortlich.

Reuters/Philimon Bulawayo
Mnangagwa bei einer Wahlveranstaltung
Wahlbeobachter wunderten sich, wieso das Ergebnis der Präsidentschaftswahl noch nicht veröffentlicht wurde, immerhin sei sie als erste ausgezählt worden. Gegner des Präsidenten vermuten Manipulation. Ellen Johnson Sirleaf, früher Präsidentin Liberias, warnte, dass ein Hinauszögern der Veröffentlichung das Vertrauen der Bevölkerung in die Wahl zerstören könnte. Mnangagwas oppositioneller Kontrahent Nelson Chamisa beanspruchte den Wahlsieg für sich.

Reuters/Philimon Bulawayo
Chamisa sieht sich als Wahlsieger
Unklare Situation
Laut Wahlkommission ist die Regierungspartei ZANU-PF die Siegerin der Parlamentswahl und hält künftig 109 von 210 Sitzen in der Nationalversammlung. Die wichtigste Oppositionspartei Bewegung für den Demokratischen Wandel (MDC) habe 41 Sitze erreicht, hieß es. Die Mediengruppe ZBC berichtete von 110 Mandaten und damit einer absoluten Mehrheit für die ZANU-PF. Wie sich die übrigen Mandate verteilen, blieb wie das Ergebnis der Präsidentschaftswahl offen. Sollte keiner der insgesamt mehr als 20 Kandidatinnen und Kandidaten eine Mehrheit erzielen, würde am 8. September eine Stichwahl stattfinden.
EU-Beobachter bemängeln unfaire Wahl
Die EU-Wahlbeobachter hatten zuvor berichtet, die Wahl sei ohne Gewalt und frei abgelaufen, aber die Abstimmung war nicht fair. Der Missbrauch staatlicher Ressourcen, die Einschüchterung von Wählerinnen und Wählern und die parteiische Berichterstattung der staatlichen Medien zugunsten der Regierung und von Präsident Mnangagwa hätten wahre Chancengleichheit verhindert, sagte der Leiter der EU-Wahlbeobachter, Elmar Brok. Auch er sprach sich für eine schnelle Bekanntgabe der Ergebnisse aus. „Je länger es dauert, desto mehr steht die Glaubwürdigkeit infrage.“
Die Wahl vom Montag war die erste freie Wahl seit einem Militärputsch im November, in dessen Folge Langzeitpräsident Mugabe zurücktreten musste. Der mittlerweile 94-Jährige hatte das afrikanische Land 30 Jahre lang regiert - anfangs als gefeierter Revolutionär, dann immer autoritärer.
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