Stellenweise viel weniger Niederschlag
Neben brütender Hitze macht sich auch die anhaltende Trockenheit hierzulande bemerkbar. Einerseits ist der Wasserstand vieler Badeseen deutlich niedriger als sonst, andererseits leidet die Landwirtschaft in vielen Regionen unter mangelndem Niederschlag.
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36 Grad und kein Regen in Sicht: Die brütende Hitze der letzten Tage wäre eigentlich ideales Badewetter. Doch an einigen Badeseen hinterlässt die anhaltende Trockenheit gleichzeitig Spuren. Der Wasserpegel vieler heimischer Gewässer ist deutlich niedriger als der Durchschnittswert in den Jahren davor.
So sank etwa der Wasserspiegel im Bodensee seit Mitte Juni stark: Der Pegel liegt zurzeit 85 Zentimeter unter dem Mittelwert der Jahre 1981 bis 2017. Damit ist zwar der niedrigste Wasserstand - 2006 lag der Pegel über einen Meter unter dem Mittelwert - nicht erreicht. Aber aufgrund vorhergesagter Hitze könnte der Pegel weiter sinken.
Kopfsprung verboten
Ähnlich sieht die Situation in weiten Teilen Österreichs aus: Die Daten des Ministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus zeigen, dass die Mehrheit der Messstationen momentan Niederwasser anzeigt. Das Badevergnügen wird dadurch zwar nur bedingt getrübt, so wird mancherorts etwa von Kopfsprüngen abgeraten, doch werden dadurch auch für Urlauberinnen und Urlauber die Folgen der Trockenheit spürbar.

ORF.at/Gerald Heidegger
In Lochen am See (Oberösterreich) wird vor dem Sprung in den Mattsee ausdrücklich gewarnt
Doch in einigen Regionen ist die Situation mittlerweile seit Monaten praktisch unverändert - und ist damit mehr als bloßes Ärgernis. In Linz gab es etwa seit Jänner laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) nur 265 Millimeter Niederschlag. So trocken war es seit Messbeginn im Jahr 1852 noch nie. In einem durchschnittlichen Jahr fallen von Jänner bis Juli 526 Millimeter Niederschlag - knapp doppelt so viel wie dieses Jahr.
Teils zu trocken, teils zu feucht
Vor allem für die Landwirtschaft ist die Trockenheit eine Herausforderung. Im Ö1-Morgenjournal am Mittwoch sagte Josef Moosbrugger von der Landwirtschaftskammer Österreich, dass die „extreme Trockenheit im Osten“ des Landes zu Ertragsschwankungen führe. In den vergangenen Wochen gab es starke Einbußen, vor allem Getreide sei davon betroffen - Audio dazu in oe1.ORF.at.
Auch eine Prognose der Agrarmarkt Austria (AMA) sieht die Trockenheit als Ursache für einen niedrigeren Getreideertrag. Im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre fällt die Ernte laut Prognose der Agrarmarkt Austria um 12 Prozent tiefer aus. Erwartet wird eine Ernte von rund 2,8 Millionen Tonnen ohne Mais in guter Qualität. Das sind um 400.000 Tonnen weniger als im Durchschnitt.

Reuters/Heinz-Peter Bader
Vor allem die Landwirtschaft leidet unter der anhaltenden Trockenheit
Die Trockenheit ist allerdings nur in manchen Regionen der Auslöser für den niedrigen Ertrag. In weiten Teilen des Nordens, Ostens und Westens sei es zu trocken gewesen, im Süden hingegen zu feucht, so AMA-Vorstandschef Günter Griesmayr bei einer Pressekonferenz in Wien. Eine große Besonderheit ist wegen der anhaltend hohen Temperaturen hierzulande jedenfalls, dass die Getreideernte so früh wie noch nie erfolgt, sagte Griesmayr. Es werde mit einer guten Qualität gerechnet.
Trinkwasser per Tankwagen
In Vorarlberg ist die Situation momentan besonders angespannt. Von der Trockenheit in Mitleidenschaft gezogene Almen im Montafon dürfen mittlerweile auf die dortige Beschneiungsanlage zurückgreifen. Damit soll die Wasserversorgung für die Tiere sichergestellt werden, an anderen Orten müsste stattdessen das Wasser per Tankwagen oder Hubschrauber auf den Berg gebracht werden.

APA/Dietmar Spiplovsek
„Ohne das Wasser, das die Schneeanlage zur Verfügung stellt, wüsste ich mir längst keinen Rat mehr, wie wir unsere Rinder und Ziegen tränken könnten“, so ein Landwirt aus der Region. In der Vorarlberger Gemeinde St. Gerold wird unterdessen auch das Trinkwasser für die Anwohnerinnen und Anwohner knapp: Erstmals seit 15 Jahren muss der Ort mit Trinkwassertransporten von außen versorgt werden - mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.
Im Burgenland lässt die Hitze den Wasserverbrauch kräftig in die Höhe schnellen. An Spitzentagen ist der Verbrauch doppelt so hoch wie an einem durchschnittlichen Wintertag. Die Wasserverbände können den steigenden Bedarf aber bewältigen - mehr dazu in burgenland.ORF.at.
Ministerium verweist auf Versicherungen
Zwar wird mit Schäden in der Landwirtschaft gerechnet, die Situation ist im Vergleich zum Sommer 2015 jedoch nicht alarmierend - für das Landwirtschaftsministerium sind Mittel aus dem Katastrophenfonds jedenfalls noch kein Thema. Einerseits sei die Lage nicht allzu prekär und andererseits gab es 2016 eine dahingehende Gesetzesänderung, dass Dürreschäden nicht mehr vom Katastrophenfonds abgegolten werden, so ein Sprecher des Ministeriums, der auch auf „Unterstützungspakete“ verweist, die in den vergangenen zwei Monaten für Land- und Forstwirtschaft beschlossen wurden.
Die Trockenheit stellt Betriebe dennoch vor Herausforderungen: „Die Folge ist eine Futtermittelknappheit. Daraus resultierende Zukäufe stellen für viele Betriebe enorme wirtschaftliche Herausforderungen dar“, heißt es aus dem Ministerium. Im Ressort von Agrarministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) verwies man darauf, dass es hierzulande im Unterschied zu vielen anderen EU-Staaten für die wichtigsten Ackerkulturen und Grünland ein ausgereiftes Versicherungspaket gebe, das auch die Abgeltung von Dürreschäden einschließt.
Schiffe auf Donau weniger beladen
Die hohen Temperaturen und der geringe Niederschlag wirken sich auch auf die Wasserstände der Flüsse in Niederösterreich aus. Die Pegelstände der Donau sind derzeit besonders niedrig. Die Schiffe sind daher mit weniger Ladung unterwegs - mehr dazu in noe.ORF.at.
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