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Zeitnah mehrere Brände entlang Straße

Die verheerenden Brände in der Umgebung von Athen könnten nach den Worten eines griechischen Regierungspolitikers das Werk von Brandstiftern sein. „Es gibt Indizien, die uns zu diesen Gedanken führen“, sagte der stellvertretende Minister für Bürgerschutz, Nikos Toskas, am Donnerstagabend. Die Rede war von „ernsthaften Anzeichen“.

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Aus Aufnahmen von Satelliten ergebe sich, dass westlich von Athen binnen kürzester Zeit mehrere Brände entlang einer Straße ausgebrochen waren. Östlich von Athen, wo mehr als 83 Menschen starben, habe sich der Brand wegen enorm starker Winde rasch ausgebreitet.

Luftaufnahme von Kineta nach den verheerenden Bränden

APA/AFP/Hellenic Ministry of Defense

Bilder aus der Luft zeigen das Ausmaß der Verwüstung

„Es gibt auch hier nicht nur Indizien, sondern auch Spuren, die auf Brandstiftung hinweisen“, sagte Toskas. Details wollte er aber nicht nennen. Er wollte damit die Ermittlungen nicht behindern. Festnahmen von Verdächtigen habe es bisher nicht gegeben, teilte der stellvertretende Minister für Bürgerschutz weiter mit. Die Staatsanwaltschaft hatte kurz nach den Bränden Ermittlungen eingeleitet. Diese werden wahrscheinlich mehrere Monate dauern.

Fehler der Einsatzkräfte nicht ausgeschlossen

Auch Fehler der Feuerwehr und der Polizei schloss der Minister nicht aus. „Es wehten Winde der Stärke zehn bis elf. So etwas hatten wir noch nie gehabt“, sagte Toskas weiter. Er habe dem griechischen Regierungschef Alexis Tsipras seinen Rücktritt angeboten. Tsipras habe ihm gesagt, dass jetzt „die Stunde des Kampfes sei“, und seinen Rücktritt nicht angenommen.    

Bewohner von Mati gehen an durch die Brände zerstörten Autos vorbei

Reuters/Costas Baltas

Besonders schwer getroffen wurde der Ort Mati

Bereits kurz nach dem Ausbruch der verheerendsten Brände seit einem Jahrzehnt hatte Tspiras mitgeteilt, dass die Regierung Brandstiftung als Ursache nicht ausschließe. Zudem entbrannte eine heftige Debatte über mangelhafte Vorbereitung auf derartige Katastrophen, auch über die Ausrüstung der Einsatzkräfte wird debattiert. Kritisiert wurde unter anderem, dass die Sparpolitik des wirtschaftlich gebeutelten Landes für veraltete Ausrüstung, fehlende Notfallpläne, chaotische Kommunikation und eine mangelnde Eindämmung von Waldbränden verantwortlich sei.

Suche nach Vermissten geht weiter

Die Opferzahl war am Donnerstag auf 83 gestiegen. Auch die Suche nach Dutzenden Vermissten wurde fortgesetzt. Einsatzkräfte durchsuchten die verbrannten Häuser in den Urlaubsorten. Eine offizielle Liste der Opfer und ihrer Nationalitäten liegt nicht vor. Offizielle Zahlen zu abgängigen Personen gibt es ebenfalls keine. „Wir haben von allen Verwandten der Opfer und Vermissten DNA-Proben genommen und werden in den nächsten Tagen die Identifizierungsergebnisse haben“, sagte der Gerichtsmediziner Ilias Bojiokas im Fernsehen.

Die meisten Leichen seien ihm zufolge ohne DNA-Tests nicht mehr identifizierbar. Die Polizei geht davon aus, dass erst nach der Identifizierung der Leichen Klarheit über die genaue Zahl der Vermissten herrschen wird. Einem Bericht des Fernsehsenders ERT zufolge wurden erst etwa 30 Leichen identifiziert. Unter den Toten sollen sich auch ein Mann aus Belgien und einer aus Irland befinden.

Helfer mit Kleidung und Decken für die Bewohner des zerstörten Ortes Nea Makri bei Athen

Reuters/Alkis Konstantinidis

Hunderte Menschen stehen vor dem Nichts. Sie werden von Freiwilligen versorgt.

Die Waldbrandgefahr wurde am Donnerstag und für den Freitag nur noch als „niedrig und mittel“ eingestuft, teilte der Zivilschutz mit. Löschflugzeuge und Feuerwehrleute aus Italien, Spanien, Zypern und Rumänien verstärkten die griechische Feuerwehr. Zudem regnete es in Teilen Griechenlands am Donnerstag. In Athen kam es zu sintflutartigen Niederschlägen, bei denen auch Dutzende Autos beschädigt wurden.

Hilfsfonds über 40 Mio. Euro

Die Regierung stellte den Opfern der Brände in einem ersten Hilfsfonds 40 Millionen Euro zur Verfügung. Die engsten Angehörigen der Todesopfer erhielten bereits 10.000 Euro von der Regierung. Athen will nun weitere 5.000 Euro pro betroffenem Grundstück zur Verfügung stellen. Fast die Hälfte der 2.500 betroffenen Häuser sind infolge der Brände unbewohnbar.

Die Brände waren am Montag vor allem in bei Touristen beliebten Küstenorten rund um Athen ausgebrochen. Bei dem Feuer wurden so viele Menschen getötet wie bei keinem anderen Feuer in Europa im 21. Jahrhundert.

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