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Weltweiter Bedarf steigt immer weiter

Kobalt ist in den USA seit Jahrzehnten nicht mehr im großen Stil abgebaut worden. Doch seit einiger Zeit melden immer mehr Firmen Interesse am Abbau in den Bundesstaaten Idaho, Missouri und Alaska an. Gleichzeitig steigt die globale Nachfrage an dem wertvollen, silbrig-grünen Metall weiter, denn Kobalt ist ein wichtiger Bestandteil in Lithium-Ionen-Akkus.

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Diese werden etwa in elektronischen Geräten und auch in Elektroautos verwendet. Der Bedarf des Rohstoffs wachse jedes Jahr ungefähr zwischen acht und zehn Prozent, berichtete vor Kurzem die BBC. Das Business-Intelligence-Unternehmen CRU Group schätzt, dass derzeit etwa 300 Bergbaufirmen weltweit im Abbau von Kobalt tätig sind - Tendenz steigend.

Rohmaterial von Kobolt

APA/AFP/Samir Tounsi

Kobalt ist in seiner Rohform grünlich-schimmernd

In der Vergangenheit war das Angebot des Metalls stark vom Kupfer- und Nickelpreis abhängig. Denn Kobalt wird überwiegend aus Kupfer- und Nickelerzen gewonnen, die lange Zeit wertvoller waren als das Nebenprodukt Kobalt. Doch seit der Kobaltpreis aufgrund der hohen Nachfrage steigt - zurzeit liegt er etwa bei 60 Euro pro Kilogramm, jener von Kupfer und Nickel zwischen fünf bzw. zehn Euro -, veränderte sich auch die Wertigkeit des Rohstoffs. Heute suchen Firmen also in erster Linie nach Kobalt, während Kupfer und Nickel „nebenbei“ gewonnen werden.

„Wir hinken nach“

Eine der bekanntesten Firmen, die bereits Interesse am Kobaltabbau in den USA angemeldet hatte, ist die kanadische Firma First Cobalt. Sie kaufte im April eine Mine im US-Bundesstaat Idaho. In den nächsten drei Jahren soll diese in Betrieb gehen, wie das Unternehmen auf seiner Website mitteilte. First Cobalt hätte wegen der riesigen Nachfrage einen Rückstand aufzuholen, sagte Geschäftsführer Trent Mell gegenüber der BBC. „Bergarbeiter wie wir waren bisher nie wirklich auf der Suche nach Kobalt“, so Mell. „Wir hinken nach.“

Auch das Unternehmen eCobalt hat bereits Pläne für eine Mine in Idaho. Die Marktdynamik habe dabei geholfen, dass die Firmen mehr Selbstbewusstsein entwickeln würden, ihre Bergbauinteressen auf Kobalt in den USA zu konzentrieren, erklärte Fiona Grant Leydier von eCobalt der BBC. „Wir bekommen sehr viele Rückmeldung von Financiers, potenziellen Partnern und künftigen Mitarbeitern“, so Grant Leydier. Die Prognosen seien positiv, sodass die Mine Ende 2019 in Betrieb gehen werde. First Cobalt und eCobalt sind nur zwei unter mehreren Firmen, die in Idaho, Missouri und auch Alaska Kobalt im großen Stil abbauen wollen.

Firmen setzen auf Kobalt „made in America“

Im Februar setzten die USA Kobalt auf die Liste jener 35 Mineralien, die als „kritisch für die nationale Sicherheit und Wirtschaft“ erachtet werden. Nordamerikanische Unternehmen würden sich laut BBC mitunter deshalb mehr und mehr auf die USA konzentrieren, um sich von anderen Ländern importunabhängig zu machen - nicht zuletzt wegen der ständigen Dispute zwischen der Regierung von US-Präsident Donald Trump und dem Rest der Welt in Sachen Handel. Firmen würden auf eine „Made in America“-Strategie setzen, um schneller Genehmigungen zur Kobaltgewinnung von der Regierung zu erhalten.

Skutterudit

Rob Lavinsky unter cc by sa

Kobalt (Skutterudit) in seiner Kristallstruktur

Die weltweit bekannten Kobaltreserven betragen 25 Millionen Tonnen. Bergbaugiganten wie etwa der Konzern Glencore kurbeln die Produktion aber vor allem in der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) an, wo heute das meiste Kobalt der Welt in seiner Rohform - etwa 67 Prozent - abgebaut wird. Weitere wichtige Erzlagerstätten befinden sich in Sambia, Kanada, Marokko, Kuba, Russland, Australien und eben in den USA. Weitere 120 Millionen Tonnen Kobalt werden in der Erdkruste auf den Böden des Atlantischen, Pazifischen und des Indischen Ozeans vermutet.

In China wird das Kobalt dann zumeist raffiniert und in Metall, chemisches Konzentrat oder in Mischungen umgewandelt, damit es zum Beispiel in Akkus, Drohnen und Düsentriebwerken verarbeitet werden kann. Obwohl das weltweite Angebot die Nachfrage bald decken werde, prognostizieren Analysten bereits Kobaltengpässe ab 2022. Die Nachfrage dürfte sich in den nächsten acht Jahren verdoppeln auf 225.000 Tonnen jährlich, teilte die deutsche Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe kürzlich mit. Verzögerungen beim Ausbau von Bergwerken und Weiterverarbeitung „können zu erheblichen Problemen in der Versorgung führen“, sagte der Geologe Siyamend Al Barazi.

Konzerne ethisch unter Druck

Große Konkurrenz und Nachfrage setzen Unternehmen zunehmend aber nicht nur wirtschaftlich unter Druck, sondern auch ethisch. Korruption und Kinderarbeit seien in den Minen der DR Kongo keine Seltenheit, NGOs prangern die Bedingungen für Mensch und Umwelt immer wieder an. Laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) wird Kobalt in der DR Kongo unter „grausamen Bedingungen“ abgebaut. „Einige der reichsten und mächtigsten Unternehmen der Welt finden immer noch Ausreden dafür, warum sie ihre Lieferketten nicht genauer unter die Lupe nehmen“, sagte die AI-Beauftragte für Unternehmen und Menschenrechte, Seema Joshi, bei der Präsentation eines Berichts im November.

Die Liste der Unternehmen, die laut AI ihre Lieferketten besser untersuchen müssten, ist lang. Dazu zählen zum Beispiel Apple, Samsung, Dell, HP, Microsoft, Lenovo, BMW, Tesla, VW, Fiat Chrysler, Renault und viele weitere. Umweltorganisationen bekritteln außerdem, dass beim Bergbau in der DR Kongo wegen der Kobaltgewinnung Wälder abgeholzt und Ackerflächen vernichtet werden, was Ökosysteme zerstört. Außerdem verbrauche die Kobaltgewinnung Unmengen an Wasser in ohnehin klimagefährdeten Regionen. Schadstoffe und Schwermetalle, die beim Abbau freigelegt werden, würden auch das Grundwasser belasten.

Kobaltmine im Kongo

AP/Schalk van Zuydam

Das meiste Kobalt kommt aus der DR Kongo. Das Aufdecken prekärer Arbeitsbedingungen bringt Konzerne unter Druck.

Experten: Kobaltimport für USA unerlässlich

All das bringe allerdings nicht nur Produzenten von elektronischen Geräten unter Druck, sondern auch die Bergbauunternehmen selbst, schreibt die BBC. So nannte etwa die Firma Missouri Cobalt dem Sender gegenüber den ethischen Konflikt als eine der größten Herausforderungen. Das Unternehmen wolle schon diesen Sommer damit beginnen, Kobalt in einer alten Bleimine in Madison County, Missouri, abzubauen. Mit etwa 16.000 Tonnen verfügt Madison County über das größte Kobaltvorkommen in Nordamerika.

Trotz aller Bemühungen würden es die USA laut Expertinnen und Experten aber nicht schaffen, auf Kobalt aus anderen Ländern zu verzichten. Sie gehen vielmehr davon aus, dass die Produktion in der DR Kongo aufgrund des viel höheren Kobaltvorkommens weiter wachsen werde und die USA die Lücke in der hohen Nachfrage nicht allein mit nationalem Abbau schließen wird können. Hinzu komme, dass Standortkosten und Humanressourcen in der DR Kongo wesentlich billiger seien als in den USA - oft zum Leid der kongolesischen Zivilbevölkerung.

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