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Problem wird stetig größer

Eine gefährliche Hitzewelle hat Japan im Griff. Über 20 Menschen kamen seit vergangener Woche ums Leben, Tausende mussten im Spital behandelt werden. In Japans Großstädten könnte es bald zu heiß zum Leben werden, warnen Experten.

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Erst vor wenigen Tagen trug sich in Japan die schlimmste Naturkatastrophe seit dem verheerenden Erdbeben und Tsunami im März 2011 zu: Bei extrem starken Regenfällen war es im Westen des Landes zu schweren Überschwemmungen und Erdrutschen gekommen. Über 200 Menschen verloren ihr Leben, Dutzende werden noch vermisst, Zehntausende mussten Notunterkünfte aufsuchen. Ihr Leid wird durch eine anhaltende Hitzewelle noch verstärkt.

Mann blickt in Hiroshima auf sein durch eine Schlammlawine zerstörtes Haus

APA/AFP/Jiji Press

Bei den schwersten Unwettern seit mehr als drei Jahrzehnten kamen in Japan über 200 Menschen ums Leben

Bereits über 20 Tote

Die nationale Wetterbehörde warnte die Bevölkerung in vielen Teilen des Inselreiches am Mittwoch vor einer „lebensbedrohlichen“ Lage. Seit vergangener Woche sind bereits etwa zwei Dutzend Menschen in Folge der Sommerhitze mit Temperaturen bis fast 40 Grad gestorben. Tausende mussten mit Hitzschlägen und Kreislaufproblemen im Spital behandelt werden.

Vor allem ältere Personen, aber auch Kinder sind akut gefährdet: Unter den Todesopfern ist etwa ein sechs Jahre alter Bub, der nach einem Schulausflug ohnmächtig zusammenbrach und später starb, wie lokale Medien berichten.

Auch in Tokio, wo im Sommer 2020 die Olympischen Spiele stattfinden, liegen die Temperaturen derzeit bei rund 35 Grad. Darauf müssen sich auch die Olympioniken einstellen. Ein Jahr zuvor ist die Stadt auch Ausrichter der Rugby-Weltmeisterschaft.

Bauarbeiten im neuen Stadion von Tokio für Olympia 2020

AP/Koji Sasahara

Im Sommer 2020 finden in Tokio die Olympischen Spiele statt - das Klima könnte unwirtlich werden

„Mana­tsubi“ werden mehr

Jahr für die Jahr wird die extreme Sommerhitze ein immer größeres Thema in Japan. Angesichts eines starken Anstiegs an Touristen aus Übersee und mit Blick auf die Spiele 2020 in Tokio hat die Regierung Informationsblätter unter anderem auf Englisch erstellt, in der vor der Hitzschlaggefahr gewarnt wird.

„Mana­tsubi“ nennen Japa­ner Tage, an denen die Tem­pe­ra­tu­ren über 30 Grad lie­gen. Bei 773 der ins­ge­samt 929 Mess­sta­tio­nen im Land war das am ver­gan­ge­nen Sams­tag der Fall, berichtete am Dienstag der Asienspiegel. Bei wei­te­ren 59 waren es sogar über 35 Grad - „Mos­ho­bi“ heißen diese Tage.

Zu viel Beton, zu wenig Grün

Experten befürchten, dass es in Japans Großstädten bald zu heiß zum Leben werden könnte. Schuld sind vor allem die Masse an Beton, Stahl und Asphalt, der Schwund an Grün- und Wasserflächen, die Autoabgase und die Millionen von Klimaanlagen. Allein im vergangenen Jahr wurden nach Angaben der Feuerwehrbehörde mehr als 50.000 Menschen zwischen Mai und September ins Krankenhaus gebracht.

Die Meteorologische Behörde warnte unterdessen, dass die gegenwärtig besonders heftige Hitzewelle noch bis zum Ende dieses Monats andauern könnte. Zurückzuführen ist sie auf das Aufeinandertreffen zweier Hochdruckgebiete über weiten Teilen des Landes.

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