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„Ja, habe ich. Ja, habe ich“

Am Montag haben US-Präsident Donald Trump und Kreml-Chef Wladimir Putin erstmals einander zu bilateralen Gesprächen getroffen. Beide bezeichneten den Gipfel in Helsinki als positiv. Nun aber sorgt ein Transkript der Pressekonferenz für Rätselraten. Denn das Weiße Haus veröffentlichte eine Journalistenfrage über eine mögliche Einmischung Russlands in die US-Wahl unvollständig.

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Wie das US-Magazin „The Atlantic“ am Dienstag (Ortszeit) berichtete, stellte Jeff Mason, Journalist der Nachrichtenagentur Reuters, Putin die Frage, ob sich der russische Präsident wünschte, dass Trump die US-Wahl gewinnt, und ob er einen seiner Beamten angewiesen hat, Trump dabei zu helfen. Putin antwortete darauf mit: „Ja, habe ich. Ja, habe ich. Weil er davon gesprochen hat, die Beziehungen zwischen den USA und Russland wieder zu normalisieren.“

Screenshot der Webseite whitehouse.gov zeigt eine umstrittene Interviewpassage

Screenshot whitehouse.gov (Montage)

Das Transkript der Pressekonferenz, das das Weiße Haus veröffentlicht hat

Laut der offiziellen Niederschrift der Pressekonferenz, die das Weiße Haus am Montag veröffentlicht hat, wurde allerdings nur gefragt, ob Putin einen Beamten beauftragt hat, Trump bei der Wahl zu helfen. Die Antwort des Kreml-Chefs ist aber dieselbe: „Ja, habe ich. Ja, habe ich. Weil er davon gesprochen hat, die Beziehungen zwischen den USA und Russland wieder zu normalisieren.“

Technische Probleme?

Hat Putin der gesamten Fragestellung („Präsident Putin, wollten Sie, dass Präsident Trump die Wahl gewinnt, und haben Sie einen Ihrer Beamten angewiesen, ihm dabei zu helfen?“) zugestimmt, oder dem letzten Teil („Und haben Sie einen Ihrer Beamten angewiesen, ihm dabei zu helfen?“), der vom Weißen Haus publiziert wurde? Für Mason, der mit „The Atlantic“ gesprochen hat, seien beide Varianten möglich. „Putin hat aber einen Großteil der Pressekonferenz damit verbracht, jede Abmachung (über die US-Wahl 2016, Anm.) zu leugnen“, betonte Mason.

Deshalb sei es auch möglich, dass der Kreml-Chef auf den ersten Teil geantwortet und den zweiten nicht gehört hat. Warum aber nicht die ganze Frage vom Weißen Haus veröffentlicht wurde, kann sich der Journalist nicht erklären. „The Atlantic“ zufolge könnte eine Erklärung lauten, dass die englische Übersetzung von Putins vorangegangener Antwort erst abgeschlossen wurde, Mason aber schon anfing zu sprechen.

Zweitens schien es laut dem US-Magazin so, dass das Mikrofon die Frage von Mason nur teilweise wiedergab - die zweite Hälfte war aber zu hören. Außerdem soll der Reuters-Journalist das Mikrofon gehalten haben, obwohl ein Beamter versucht hatte, es wegzuziehen. „Ich weiß nicht, ob sie den Ton abgestellt haben, als einer der Präsidenten sprach, oder er ein- und ausgeschaltet wurde. Ich habe nichts angefasst“, so Mason.

Unterschiedliche Varianten des Transkripts

Abgesehen von den technischen Schwierigkeiten und der Antwort Putins auf die Frage, ist ein weiterer Aspekt interessant. In einem offiziellen Transkript des Kremls ist dieser Austausch zwischen Reuters und Putin gar nicht mehr enthalten. Andere Niederschriften, die US-Medien veröffentlichten, basieren auf dem Transkript des Weißen Hauses. Nur das National Public Radio (NPR) gibt sowohl die Frage als auch die Reaktion Putins vollständig wieder.

Die Berichte über das, was auf der Pressekonferenz gesagt oder nicht gesagt wurde, unterstreicht auch Trumps Einschätzung des Treffens. Denn nach der parteiübergreifenden Kritik in den USA an seinem Auftritt mit Putin bemühte sich der US-Präsident um Schadensbegrenzung. Bei einer Erklärung im Weißen Haus am Dienstag schob er seine Aussage vom Vortag auf einen vermeintlichen Versprecher, zugleich bekannte er sich zu den eigenen Geheimdiensten.

„Es könnten auch andere Leute gewesen sein“

Er akzeptiere deren Erkenntnisse, wonach Russland hinter den Hackerangriffen während des US-Wahlkampfes 2016 steckte. Trump fügte jedoch hinzu: „Es könnten auch andere Leute gewesen sein.“ Trump hatte bei seinem Gipfel mit Putin ein klares Bekenntnis zu den Befunden seiner eigenen Geheimdienste zu den russischen Cyberattacken vermieden. Vielmehr attackierte er die US-Bundespolizei und die frühere US-Regierung und machte zugleich deutlich, dass er Putins Ausführungen für überzeugend halte: Der Kreml-Chef sei in seinem Dementi „extrem stark und kraftvoll“ gewesen, lobte Trump.

Selbst Unterstützer Trumps aus dem Lager der Republikaner warfen dem Präsidenten daraufhin einen würdelosen Kotau gegenüber dem russischen Staatschef vor. Trump sagte daraufhin am Dienstag, er habe sich bei seiner Pressekonferenz mit Putin lediglich versprochen. Er habe den Satz sagen wollen: „Ich sehe keine Grund (...), warum es nicht Russland sein sollte“, das hinter den Hackerangriffen steckte. Das „nicht“ habe er versehentlich weggelassen. Seine umständliche Erläuterung des angeblichen Versprechers wiederholte Trump mehrmals.

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