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Schreie schreckten Taucher auf

Der letzte Teil der Rettung von zwölf Jugendlichen und ihrem Fußballtrainer aus einer thailändischen Höhle durch Spezialtaucher hätte zum Schluss noch in einer Katastrophe enden können. Wasserpumpen fielen - kurz nachdem der letzte Bub gerettet worden war - aus, wie der „Guardian“ berichtete.

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Die Taucher und andere Retter waren gerade dabei, die Höhle zu räumen, als die zentrale Wasserpumpe ausfiel und das Wasser in der Höhle rasch stieg, wie drei australische Taucher der Zeitung mitteilten. Die Taucher befanden sich zu dem Zeitpunkt in der als Art Basislager genutzten Kammer drei der Höhle, als sie durch Schreie alarmiert wurden, wie sie dem „Guardian“ erzählten.

Die geretteten Buben

AP/Tham Luang Rescue Operation Center

Die Burschen in der Höhle, von einem Retter aufgenommen

Flucht ins Trockene

Von der Weite sahen sie auch das Licht der Stirnlampen der sich tiefer in der Höhle befindenden Retter. Diese versuchten so rasch wie möglich an höhere Stellen zu gelangen, um nicht von dem steigenden Wasser mitgerissen zu werden, so die australischen Taucher weiter.

Kurz Zeit später konnte indes Entwarnung gegeben werden, alle Rettungskräfte hatten es aus der Höhle geschafft, schilderten die drei Taucher die dramatische Situation.

Große Anstrengung für Retter

Nach der letzten Rettungsaktion, als auch die letzten bei den Buben verbliebenen Retter und der Arzt, der sie in den letzten Tagen betreut hatte, aus der Höhle kamen, seien die Gefühle überwältigend gewesen. Die in einer Kette stehenden Helfer hätten dann aus Freude spontan eine La Ola, eine Welle mit den Armen, wie auf dem Fußballplatz ausgeführt, so die drei Australier im „Guardian“.

Die Anstrengung der Helfer sei groß gewesen. Sie hätten rund acht Stunden auf winzigen nassen und schlammigen Flecken in der Höhle ausharren müssen, bis die Buben weitergereicht wurden, berichten die Taucher. Am Anfang habe der Weg von der Kammer drei zum Ausgang vier bis fünf Stunden gedauert. Nachdem der Pfad teils trockengelegt worden und auch der Schlamm weggeräumt war, habe der Weg knapp eine Stunde gedauert.

„Nicht sicher, ob das ein Wunder ist“

Der glückliche Ausgang grenzt für viele an ein Wunder. Auch Experten hatten es kaum für möglich gehalten, die Buben aus ihrem Zufluchtsort in vier Kilometern Tiefe sicher nach draußen zu bringen. Die thailändische Marine, die mit Spezialtauchern dabei war, erklärte offiziell: „Wir sind nicht sicher, ob das ein Wunder ist. Oder Wissenschaft. Oder was auch immer.“

Grafik zur Höhle in Thailand

Grafik: ORF.at; Quelle: Rajabhat Mahasarakham University/French Federation of Speleology

Große Teile der Höhle waren überflutet. Keiner der jungen Fußballer hatte Erfahrung im Tauchen, die meisten konnten auch nicht schwimmen, weshalb sie von den Profis in das Schlepptau genommen wurden. Manche Stellen in der Tropfsteinhöhle Tham Luang - Khun Nam Nang Non waren extrem eng.

Leichte Beruhigungsmittel verabreicht

Ein professioneller Taucher und freiwilliger Helfer sprach im Sender BBC von „extrem gefährlichen“ Bedingungen bei „null Sicht“. Eine Sorge war, dass die Buben in Panik geraten könnten. Wie Thailands Ministerpräsident Prayut Chan-o-cha mitteilte, hatten die Buben daher Beruhigungsmittel verabreicht bekommen. „Es war ein leichtes Beruhigungsmittel, damit sie keine Angst haben“, sagte Prayut. Der Taucher Ivan Karadcic zeigte sich von der Besonnenheit der Burschen beeindruckt. „Unglaublich starke Kinder“, sagte er der BBC. Die Rettungskräfte hatten den Eingeschlossenen in der Höhle beigebracht, wie man eine Maske trägt und mit Hilfe eines Sauerstofftanks atmet.

Jubel nach der Rettung

APA/AFP/Tang Chhin Sothy

Die Solidarität mit den Eingeschlossenen in- und außerhalb Thailands war enorm

„Alle Wildschweine sind draußen“

Der letzte von insgesamt drei höchstgefährlichen Einsätzen hatte um 10.08 Uhr Ortszeit (5.08 Uhr MESZ) begonnen. Zuvor hatte es die ganze Nacht über wieder heftig geregnet. Als Ziel hatte Einsatzleiter Narongsak Osottanakorn ausgegeben, bis zum Abend alle Eingeschlossenen herauszuholen - was dann auch tatsächlich gelang. Kurz vor 19.00 Uhr kam von der Marine die erlösende Nachricht: „Alle zwölf Wildschweine und der Trainer sind draußen. Alle sind in Sicherheit.“

Bei aller Freude erinnerten die Thais aber auch daran, dass bei den Vorbereitungen letzte Woche ein 37-jähriger Taucher starb. Ihm war der Sauerstoff ausgegangen. „Er ist der Held“, sagte Osottanakorn.

Neun Tage ohne Lebenszeichen

Das Fußballteam war am 23. Juni bei einem Ausflug in die Höhle von den Wassermassen überrascht worden. Erst nach neun Tagen, in denen es keinerlei Lebenszeichen gab, wurden die Buben und ihr Trainer von britischen Höhlentauchern entdeckt. Die Rettung wurde dann zu einem Kampf gegen Wetter und Zeit. In Südostasien ist gerade Monsunsaison. Die ganze Zeit drohte, dass das Wasser in der Höhle so schnell steigt, dass die Hilfsaktion abgebrochen werden muss.

Das Kernteam des Rettungseinsatzes bestand aus mindestens 19 Spezialtauchern, die meisten aus dem Ausland. Insgesamt waren mehr als 1.000 Retterinnen und Retter beteiligt.

Das Drama fesselte Menschen weltweit. Die Buben erhielten auch Unterstützung von Berühmtheiten wie US-Präsident Donald Trump, Fußballstar Lionel Messi und Hightech-Pionier Elon Musk. Einladungen zu einem Besuch im Fußballstadion kam von Manchester United, und AS Roma jubelte ebenfalls. „Die beste Fußballnachricht des Sommers“, schrieben die Italiener.

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