BVT-Mitarbeiter hortete Privatdaten von ÖVP-Politikern
Ein Mitarbeiter des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) hat private Daten von Regierungsmitgliedern gehortet. Das belegen der APA vorliegende Ermittlungsdokumente nach der Hausdurchsuchung im BVT. In einem Brief an den ehemaligen Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, Herbert Anderl, bot sich der ÖVP-nahe Mann zudem für „Vernetzungsarbeit“ an.
Lang und prominent ist die Liste mit Privatadressen, Telefonnummern und weiteren Details aus dem Jahr 2013, die der BVT-Mitarbeiter an seinem Wohnort aufbewahrt hatte. Darunter befinden sich Informationen über ehemalige Regierungsmitglieder wie Ex-Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, die einstige Innenministerin Johanna Mikl-Leitner und ihren Nachfolger Wolfgang Sobotka, Ex-Finanzminister Hans Jörg Schelling, aber auch den ehemaligen Landeshauptmann von Niederösterreich, Erwin Pröll, und den nunmehrigen Kanzleramtsminister Gernot Blümel.
Auch Staatsanwälte betroffen
Aber nicht nur private Informationen über Politiker hatte der Mann auf einer Festplatte gespeichert. Auch die Staatsanwälte Hans-Peter Kronawetter und Susanne Kerbl-Cortella sowie mehrere Richter sind betroffen, geht aus den Dokumenten hervor. Bei manchen Personen dürfte auch das familiäre Umfeld im Fokus gestanden sein. Woher die Daten stammen, ob aus der Wählerevidenz oder anderen Datenbanken, ist vorerst unklar. Gegen den Mann werden derzeit Ermittlungen wegen Amtsmissbrauchs durchgeführt.
Fokus auf „Vernetzungsarbeit“
Als Intention gab der Mann in seinem Brief an Anderl an, „Vernetzungsarbeit“ betreiben zu wollen - etwa mittels Weitergabe von Wissen. „Ich will Dich nicht nur über meine ‚Existenz‘ im BVT informieren, sondern dir auch mitteilen, dass ich dir selbstverständlich jederzeit für authentische Informationen abseits der formellen Kanäle und ebenso für eine persönliche Vorstellung meiner Möglichkeiten (...) zur Verfügung stehe“, schrieb er wörtlich.
Hinweise auf Causa Alijew
Die gehorteten Daten weisen auch auf die gerichtliche Aufarbeitung der Causa Alijew hin. Einer der Vorwürfe in der Causa rund um den Verfassungsschutz lautet, das BVT soll Daten des Wiener Rechtsanwalts Gabriel Lansky im Rahmen der Aufarbeitung der Causa Alijew nicht wie vom Gericht angeordnet gelöscht haben. Dieser Verdacht dient auch als Begründung für die Hausdurchsuchungen, die Ende Februar stattgefanden. Laut Ermittlern könnten die Personendetails - auch jene zu prominenten ÖVP-Politikern - aus nicht gerechtfertigten Abfragen im BVT stammen.
Gegen den Wiener Rechtsanwalt Lansky wurde wegen des Verdachts nachrichtendienstlicher Tätigkeiten für Kasachstan ermittelt. Er war in der Causa als Anwalt der Hinterbliebenen jener beiden Manager aufgetreten, die nach kasachischen Angaben im Auftrag von Ex-Botschafter Rachat Alijew getötet worden sein sollen.