Viel trinken, erfrischend essen
Lebensmittel, die für eine echte Abkühlung sorgen, gibt es nicht. Aber es gibt Zutaten, die sich erfrischend anfühlen. Steigen die Temperaturen, kann das eine angenehme Abwechslung auf dem Speiseplan sein. Noch wichtiger ist es jedoch, an heißen Tagen den eigenen Wasserpegel im Auge zu behalten.
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Ist es draußen heiß, wird mehr geschwitzt. Der Körper verliert Wasser und Mineralstoffe und das kann unangenehme Folgen haben, die von Müdigkeit bis zum Hitzekollaps reichen. Nachdem der Körper eines Erwachsenen zu mehr als 50 Prozent aus Wasser besteht, sollte man gerade an heißen Tagen darauf achten, dass es auch so bleibt.
Wer schwitzt, muss trinken
Deswegen müsse man ausreichend trinken, sagt der Ernährungsmediziner Cem Ekmekcioglu von der Medizinischen Universität Wien. „Ein Erwachsener sollte unter neutralen Bedingungen, also wenn wenig bis gar nicht geschwitzt wird, zumindest eineinhalb Liter trinken am Tag“, so Ekmekcioglu zu ORF.at. Damit seien aber nur energiearme Getränke wie Leitungswasser, Mineralwasser oder Kräutertees gemeint.

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An heißen Tagen verliert man durch das Schwitzen einiges an Wasser, deswegen steigt der Flüssigkeitsbedarf
Je mehr man schwitzt, desto höher ist der Flüssigkeitsbedarf. „Wie viel man trinken sollte, hängt also nicht nur von den Temperaturen, sondern auch von der körperlichen Betätigung ab“, sagt Ekmekcioglu. Unter extremen Bedingungen, etwa bei einem sportlichen Wettkampf in einer heißen Umgebung kann der Körper pro Stunde bis zu zwei Liter Flüssigkeit verlieren.
Signale des Körpers wahrnehmen
Ein allgemeiner Richtwert sei das aber nicht, betont Ekmekcioglu. Der Ernährungsmediziner empfiehlt aber, an heißen Tagen in regelmäßigen Abständen zu trinken und die Signale des Körpers bewusst wahrzunehmen: Kopfschmerzen, Müdigkeit und Konzentrationsschwäche seien klassische Symptome einer leichten Austrocknung. Spätestens dann sollte man dem Körper Flüssigkeit zuführen.
Auch in puncto Ernährung gibt es keine medizinischen Richtlinien für Hitzeperioden. Dass viele Sommerrezepte Zutaten wie Paradeiser, Gurken, Zucchini und Wassermelone beinhalten, liege vor allem an deren hohem Wassergehalt, sagt die Ernährungswissenschaftlerin Michaela Knieli von der Umweltberatung.
Rezepte aus wärmeren Regionen
Diese Gemüsesorten hätten auch den ökologischen Vorteil, gerade in Österreich Saison zu haben. „Ein Salat mit Gurken und Paprika oder kleine Paradeiser als Snack zwischendurch machen satt, liefern Flüssigkeit, beschweren aber nicht“, so Knieli im Gespräch mit ORF.at.
Rezepte aus wärmeren Ländern wie Syrien und dem Libanon würden eine gute Vorlage liefern, so die Ernährungswissenschaftlerin. „Taboule, ein Salat aus Getreide, Gemüse, Zitronensaft, Petersilie und Minze, ist ein Beispiel für ein solches Gericht, das im Sommer sehr bekömmlich ist“, erklärt Knieli.
Minze schmeckt nicht nur frisch
Dass Minze ein beliebtes Sommergewürz ist, liegt nicht nur am frischen Geschmack des Krauts. Ein bestimmter Inhaltsstoff erzeugt ein kühlendes Gefühl auf der Haut bzw. Schleimhaut: das Menthol, das beispielsweise in der Pfefferminze oder in der japanischen Minze enthalten ist. Ein anderer bekannter Stoff, der als kühlend empfunden wird, ist das Eucalyptol.

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Das Menthol der Pfefferminze sorgt für eine kühlende Empfindung im Mund
„Menthol und Eucalyptol sprechen die Kälterezeptoren der Haut und Schleimhaut an und sorgen für eine kühle Empfindung, wobei die Speise oder das Getränk an sich gar nicht kalt sein müssen“, sagt Veronika Somoza,Vorständin des Instituts für Physiologische Chemie an der Universität Wien.
Menthol kühlt, Chili heizt auf
Ein wärmendes Pendant dazu wäre das Capsaicin in Chilischoten, das auf die Wärmerezeptoren wirkt und für eine heiße Empfindung im Mund sorgt. Bei den Kälterezeptoren handelt es sich um Ionenkanäle, die an den Nervenendigungen in der Haut sitzen und das Wärme- bzw. Kältesignal weiter an das Gehirn leiten. An heißen Sommertagen können so vermeintlich kühlende Stoffe für eine angenehme Erfrischung sorgen.
Aber, wendet die Physiologin ein, die Körpertemperatur verändern solche Stoffe nicht. „Es gibt beispielsweise Stoffe in der Chili, die tatsächlich dafür sorgen, dass die Temperatur an manchen Körperstellen kurzfristig ansteigt“, sagt Somoza. Stoffe, die auf ähnliche Weise kühlend wirken, sind bisher aber nicht bekannt.
Kühl im Mund und auf der Haut
Somozas Arbeitsgruppe arbeitet aktuell daran, weitere Stoffe zu identifizieren, die für eine kühle Empfindung sorgen. Solche Substanzen wären nicht nur für die Lebensmittelindustrie von Interesse, um „erfrischende“ Getränke zu produzieren. Auch in der Kosmetik- und Pharmabranche werden Stoffe wie Menthol in Cremes verarbeitet. „Anwendungsgebiete sind beispielsweise After-Sun-Lotionen, die bei einem Sonnenbrand Linderung bringen sollen“, sagt Somoza.
Aber auch hier gilt: Diese Stoffe fühlen sich nur kühlend an. Ist die Wärmeregulation des Körpers wegen der Hitze überlastet und die Körpertemperatur steigt, oder es droht sogar ein Hitzschlag, helfen Menthol und Eucalyptol nicht. Dann muss man sofort den Körper herunterkühlen und notfalls ein Spital aufsuchen.
Kühlkette besonders wichtig
Auch der Hitzekrampf, Sonnenstich oder Hitzekollaps können Folgen hoher Temperaturen sein. Besonders gefährdet sind Säuglinge, die noch nicht ausreichend Schweiß produzieren, und ältere Menschen, deren Durst- und Temperaturempfinden gestört sein kann. Oder auch Menschen, die sich aufgrund von Sport oder Arbeit im Freien sehr anstrengen müssen. Wenn möglich, sollte man die Sonne meiden und ein kühles Plätzchen aufsuchen.
Kühlung brauchen aber nicht nur Menschen, sondern auch Lebensmittel. „Im Sommer ist es noch wichtiger, die Kühlkette im Auge zu haben“, sagt Knieli von der Umweltberatung. Frische Lebensmittel würden bei der Hitze sehr viel schneller verderben. Das sei nicht nur schlecht für die eigene Geldbörse, die Berge weggeworfener Lebensmittel sind auch schlecht für die Umwelt.
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