„Berüchtigte“ und „Unbekannte“
Sacha Baron Cohen (46) kehrt überraschend ins Fernsehen zurück: Der britische Komiker, der mit satirischen Filmen wie „Borat“ und „Brüno“ Erfolge gefeiert hat, nimmt in der Showtime-Produktion „Who Is America?“ die Vereinigten Staaten und ihre Politelite aufs Korn. Die Serie soll „unterschiedliche Individuen“ ergründen, „von den Berüchtigten bis zu den Unbekannten des politischen und kulturellen Spektrums“.
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Laut Ankündigung wird das Format am Sonntag in den USA starten, am Montag folgt die Ausstrahlung im britischen Channel 4. Showtime pries die Serie als „vielleicht gefährlichste in der Geschichte des Fernsehens“ an. „Auch wenn ‚Who Is America?‘ nicht zündet, ist es die Show, die man gesehen haben muss“, schrieb der „Guardian“. Die Erwartungen an die Serie scheinen hoch. Ob sie sie erfüllen kann, wird sich weisen.
Ein „Waterboard“ für Cheney
Der erste Trailer jedenfalls wirkt etwas aus der Zeit gefallen. Zu sehen ist der frühere US-Vizepräsident Dick Cheney, der ein „Waterboarding-Kit“ signiert und ein Interview ankündigt. Der mittlerweile 77-Jährige, ehemals Chef des im Ölgeschäft tätigen US-Konzerns Halliburton, war bis 2009 eine der umstrittensten Figuren der Regierung unter dem republikanischen US-Präsidenten George Bush jr.
Das signierte „Waterboard“ ist eine Anspielung auf die im Gefangenenlager Guantanamo praktizierte Foltermethode des „Waterboardings“, bei dem beim Opfer das Ertrinken simuliert wird. Cheney galt als Befürworter der Praxis im „Kampf gegen den Terror“ und verteidigte sie in der Öffentlichkeit.
Marketing mit Trump-Tiraden
Wen Baron Cohen sonst noch erwischt hat und ob sich darunter auch Mitglieder der aktuellen US-Regierung unter Donald Trump befinden, dazu gibt es bisher nur Vermutungen. Der konservative US-Blogger Matt Drudge schrieb auf Twitter, sowohl hochrangige Mitglieder der republikanischen als auch der demokratischen Partei sollen ihm auf den Leim gegangen sein. Unter anderen nannte Drudge den US-Senator und obersten Vertreter der Parteilinken bei den Demokraten Bernie Sanders sowie die frühere republikanische Gouverneurin von Alaska und „Tea Party“-Führungsfigur Sarah Palin. Palin bestätigte, von Cohen interviewt worden zu sein und griff den Briten auf Twitter an. Cohen habe sie und ihre Tochter im Gespräch verspottet.
Trump selbst spielt zumindest in der Marketingkampagne zur Serie eine wesentliche Rolle. Der erste Hinweis auf den bevorstehenden Serienstart gab Baron Cohen am amerikanischen Unabhängigkeitstag, dem 4. Juli. In dem auf Twitter veröffentlichten Video schimpft Trump auf den Comedian. In den biografischen Details auf Baron Cohens Profil im Kurznachrichtendienst findet sich ebenfalls ein Zitat des amtierenden Präsidenten: „Man hätte ihn (Sacha Baron Cohen; Anm.) ungespitzt in den Boden rammen sollen. Das wäre großartig gewesen.“
Flopserie folgte großen Erfolgen
Mit „Who Is America?“ besinnt sich Baron Cohen auf seine Wurzeln zurück. In absurden Interviews führte er ab dem Jahr 2000 als Rapper Ali G. zahlreiche Prominente aufs Glatteis. Als kasachischer TV-Reporter „Borat“ entlarvte er den Rassismus der US-Gesellschaft mit anarchischem Humor, als österreichischer Modejournalist Brüno crashte er 2008 die Mailänder Fashion Week, wo er es bis auf den Laufsteg schaffte, ehe die Polizei seinem Treiben ein Ende setzte.
Seine Auftritte brachten ihm Kritik und zahlreiche Klagen ein. Er stehe als meistgeklagter Schauspieler der Welt im „Guiness Buch der Rekorde“, scherzte er einmal in einem Interview. Mit dem wachsenden Erfolg wurde es immer schwieriger, Borat oder Brüno erfolgreich irgendwo einzuschmuggeln. „Einen ‚Borat‘- oder ‚Brüno‘-Film zu machen bedeutet, den Figuren Adieu zu sagen“, erklärte Baron Cohen in einem Interview. Nach den Erfolgen in den Nullerjahren ging es mit Baron Cohens Karriere bergab. Sein Kinofilm „Der Diktator“ (2012) floppte ebenso wie der Agentenklamauk „Der Spion und sein Bruder“ (2016).
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