Start im Oktober
Einer der wohl größten Kunden geht in direkte Konkurrenz zur heimischen Post: Der US-Onlinehändler Amazon will laut Medienberichten ab Herbst im Großraum Wien selbst Pakete ausliefern. Die Post sieht sich gewappnet, sie dürfte durch die direkte Zustellung allerdings unter Druck geraten.
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Amazon habe die Post darüber informiert, dass der Onlinehändler in Zukunft auch selber Pakete zustellen werde, bestätigte ein Post-Sprecher gegenüber dem Onlineportal Futurezone und den Tageszeitungen „Presse“ und „Standard“. Davor hatte auch oe24 darüber berichtet. Man habe das bereits erwartet und bereits einkalkuliert, hieß es dazu von der Post. Amazon wollte die Berichte nicht kommentieren.
Amazon soll ab Oktober selber zustellen, heißt es in den Berichten weiter. Wie in anderen Ländern soll Amazon dabei auf externe Dienstleister zugreifen. Parallel dazu soll Amazon bereits an einem eigenen Logistikzentrum nördlich von Wien arbeiten, entsprechende Jobangebote sollen in den vergangenen Tagen bereits veröffentlicht worden sein.
Mindeststandards für Partner
In Deutschland bietet Amazon seit drei Jahren die direkte Zustellung an und kooperiert dazu in rund 20 Städten mit insgesamt 35 Lieferdiensten, die im Namen von Amazon zustellen, berichtet die „Süddeutsche“. Amazon soll dabei bestimmte Standards festgelegt haben, so müssten 95 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fest angestellt sein, es gibt einen Mindeststundenlohn, und bezahlt werde nach Zeit und nicht nach Paket.
Amazon argumentiert, mit diesem System flexibler und unabhängig von den großen Paketdiensten zu sein - klar ist aber auch, dass Amazon zu den Lieferdiensten in direkte Konkurrenz geht. Als Amazon im Februar in den USA einen eigenen Lieferdienst ankündigte, brach der Aktienkurs von Fedex und UPS ein. Der Aktienkurs der Post zeigte am Mittwoch einen leichten Knick, nachdem er in den Wochen zuvor deutlich nach oben geklettert war.
Post will Amazon-Partner bleiben
Die Post will auch weiterhin Partner von Amazon bleiben, hieß es in den Berichten weiter. Wie sich der Amazon-Dienst auf das eigene Paketgeschäft auswirken werde, sei aber noch unklar. Wirklich locker dürfte die Post die Amazon-Ankündigung auf jeden Fall nicht sehen.
Aktuell hält die Post laut Branchenradar bei Paketen einen Martkanteil von 47 Prozent. 2017 lieferte die Post 97 Mio. Pakete in Österreich aus, 20 Prozent mehr als im Vorjahr. In ganz Österreich wurden 209 Mio. Stück Pakete und damit um 15 Prozent als 2016 ausgeliefert. Die größte Steigerung gab es im Privatkundengeschäft mit 27 Prozent. Bei Retourensendungen hält die Post laut eigenen Angaben derzeit einen Anteil von rund 75 Prozent.
Mit dem direkten Lieferdienst könnte Amazon auch weitere Services anbieten, heißt es in den Berichten weiter, darunter etwa Zustellung am gleichen Tag oder auch frische Lebensmittel. Letzteres könnte, wie in Deutschland, in Österreich allerdings auch die Post übernehmen - und so zusätzliches Geschäft machen.
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