Wien: Jovanotti für die Eingefleischten
16 Jahre nach seinem letzten Österreich-Konzert durften die Fans italienischer Weltverbesserung wieder aufatmen. Als popkultureller Mann von La Mancha gastierte Lorenzo Cherubini alias Jovanotti mit neunköpfiger Combo in der Wiener Stadthalle und machte mit einer Mischung aus Clubkonzert und leicht überdimensionierter Hallenshow die rund 2.500 eingefleischten Fans glücklich.
Produktionsaufwand und Publikumsnachfrage standen in diametralem Gegensatz, für zweieinhalb Stunden tat das der Begeisterung der Zuhörerinnen und Zuhörer keinen Abbruch. Die Fans bekamen das, was sie erwarten durften, also eine Mischung aus Italo-Rap, Gigi d’Agostino, Weltverbesserung, Schnulze, Verdi, Jodelei - und einem kurz angespielten Nirvana-Riff, als Jovanotti in der Pose des ewigen Kindes auf einer Hebebühne mitten im Publikumsraum seine DJ-Vergangenheit beschwor.

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Pathos, Dance und Weltverbesserung
„Wer spricht Italienisch?“, fragte Herr Cherubini am Anfang des Konzerts, nachdem er das Publikum ausführlich auf Deutsch begrüßt hatte und fast entschuldigend hinzufügte: „Ich komme aus Italien, dem verrücktesten Land der Welt.“
Bevor er zum Schlussakkord ansetzte und allen „viel Gesundheit, ein glückliches Leben und überhaupt das Allerbeste“ wünschte, als „Freund, Bruder, ja Vater“ grüßte und tatsächlich noch jedem, der da war, die Hand geschüttelt hätte, erlebten die Fans eine Tour de Force durch das Gesamtwerk, bei der „L’Ombelico del mondo“, „Serenata Rap“, „Ciao Mamma“ nicht fehlen durften.
Pathos klingt auf Italienisch immer nach Selbstverständnis, weswegen Jovanotti am Ende ein Heimspiel hatte und so tun konnte, als wären alle, die hier waren, zu lange beim Erasmus-Aufenthalt zwischen Pisa und Palermo hängen geblieben und mit ihm entsprechend sentimental gestimmt.
Wer die Musik mochte, wurde von einer großartigen Band und einem auch mit knapp 50 nimmermüden Entertainer bestens unterhalten. Und wer Jovanotti nichts abgewinnen kann, verirrte sich an diesem Abend ohnedies nicht in die zum Ballsaal umgebaute Halle D. Hier war nur messianische Bewunderung gefragt.