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Bizarres, Buntes, Altbekanntes

In Los Angeles geht derzeit bei der E3 die Leistungsschau der Videospielbranche über die Bühne. In den vergangenen Tagen wurden Hunderte Titel präsentiert. Mit dabei: viel Weltuntergangstimmung, die obligatorischen Fortsetzungen bekannter Reihen und auch ein Toptitel mit Österreich-Konnex.

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Zuallererst: Die E3 steht heuer ganz im Zeichen des Spiels, die Hardware blieb nachrangig. Umso mehr versuchten sich die großen Player bei der Präsentation ihrer neuen Titel abzugrenzen. PlayStation-Hersteller Sony etwa gab sich bei der Präsentation puristisch und legte den Fokus auf eine Handvoll Spiele - doch diese haben es in Sachen Dramaturgie in sich.

Spielerin auf der Spielemesse

APA/AFP/Getty Images/Charley Gallay

In den vergangenen Tagen präsentierte die Branche Neues, seit Dienstag ist die E3 auch für Besucher offen

Liebe in den Zeiten der Postapokalypse

Ein Highlight war dabei zweifellos der zwölf Minuten lange Gameplay-Trailer zu „The Last of Us Part II“: Gezeigt wird Protagonistin Ellie auf einem Gewaltmarsch durch ihre postapokalyptische, von einer Pilzinfektion dahingeraffte Welt. Dass Spielerinnen und Spieler neben einer sorgfältig durchkomponierten Geschichte wohl auch wieder brutale Survival-Action erwarten wird, daran bleibt kaum Zweifel. Neben hart ist „The Last of Us Part II“ aber eben auch zart: So beginnt der Trailer mit einem Kuss zwischen Ellie und ihrer Freundin, der nicht nur zeigt, wie gut Videospiel(-grafik) mittlerweile mit Emotionen kann.

Mit Promifaktor wartete Sony bei der Präsentation des Gameplay-Trailers zum PS4-Exklusivtitel „Death Stranding“ auf. Für das neue Spiel des „Metal Gear Solid“-Erfinders Hideo Kojima standen nämlich „Walking Dead“-Star Norman Reedus und die Schauspielerin Lea Seydoux („Blau ist eine warme Farbe“) Pate. Der Trailer selbst hinterlässt mehr Fragen als Antworten, zu sehen sind jedenfalls ein winkendes Baby im Geburtskanal, schwebende Geister und der Hauptcharakter, der in einer Art Raumanzug die Gegend erkundet. Wie man das spielt? Man weiß es nicht. Das Prädikat dystopisch darf aber auch hier vergeben werden.

Auf Seeschlacht mit Johnny Depp

Freilich muss Sony bei seinen Exklusivtiteln für die PS4-Konsole auch ein wenig kommerziell sein: In „Marvel’s Spider-Man“ wird man sich durch eine offene Welt hangeln, schwingen und dreschen dürfen, dabei scheint auch der Humor nicht zu kurz zu kommen. Bunt geht es in „Kingdom Hearts III“ zu, wenn zum dritten Mal Disney-Charaktere und Videospiele eine Spielliaison eingehen. In dem Crossover wird man wohl unter anderem auf Seeschlacht mit Captain Jack Sparrow aus „Fluch der Karibik“ gehen. Auch „Frozen“, „Toy Story“ und die „Monster AG“ dürften eine Rolle spielen, wie der Trailer verrät.

Dunkelbuntes aus „Night City“

Doch weg vom Comic-Look und zurück zur Endzeit: Mit „Fallout 76“ und „Cyberpunk 2077“ wurden auch bei der Pressekonferenz von Microsoft zwei große, nicht exklusive Titel aus dem Dystopiegenre präsentiert. Der neue Teil der traditionsreichen „Fallout“-Serie des Entwicklers Bethesda versetzt Spielerinnen und Spieler wieder in die USA nach dem großen Atomschlag. Allerdings müssen sie dieses Mal nicht allein auf Mutantenjagd gehen: „Fallout 76“ wird das erste Online-Multiplayerspiel der Serie, erwartet werden darf eine riesige Welt.

Korrupte Großkonzerne, brutale Straßengangs und durch künstliche Gliedmaßen und Implantate veränderte Mensch-Maschinen zeigte indes der knallbunte Trailer zu dem Sci-Fi-Rollenspiel „Cyberpunk 2077“. Das Spiel aus dem polnischen Entwicklerstudio CD Projekt Red rund um die futuristisch-dystopische Stadt „Night City“ wird heiß ersehnt, da dieses mit „The Witcher 3: Wild Hunt“ eines der besten und beliebtesten Spiele der letzten Jahre ablieferte. Mehr als 33 Millionen Mal verkaufte sich „Witcher“ weltweit, dementsprechend hoch sind die Erwartungen.

Microsoft klotzt

Microsoft setzte auf Quantität. Gleich 52 Spiele wurden für die Xbox-One-Konsole gezeigt, darunter freilich zahlreiche risikofreie Fortsetzungen von Blockbuster-Serien. Fans dürfen sich bei den Exklusivtiteln unter anderem auf das neue „Halo Infinite“, „Gears of War 5“, das Rennspiel „Forza Horizon 4“ und „Devil May Cry 5“ freuen. Abseits davon präsentierte Microsoft seinen neuen Vorstoß im Bereich Videospielstreaming und verkündete den Kauf mehrerer Entwicklerstudios. Das Portal The Verge sieht darin bereits ein Rüsten für den nächsten Konsolenkrieg.

Österreich-Faktor mit Ori

Ein wenig Österreich-Faktor gab es in Los Angeles bei der Microsoft-Pressekonferenz übrigens auch. Mit „Ori and the Will of Wisps“ wurde der neue Streich des österreichischen Entwicklerstudios Moon Studios präsentiert. Bei der Fortsetzung des gefeierten Überraschungshits „Ori and the Blind Forest“ steuern Spielerinnen und Spieler erneut den Waldgeist Ori durch eine zauberhaft-malerische Szenerie, die bereits dem ersten Teil begeistertes Staunen eingebracht hatte. Erscheinen wird das Spiel für die Xbox erst 2019.

Mario mit Party und Prügelei

Super Mario und Konsorten spielten unterdessen bei Nintendo auch im Jahr 2018 noch die Hauptrolle. Mehr als 25 Minuten lang stellte der japanische Spieleriese „Super Smash Bros. Ultimate“ für seine Konsole Switch vor. Das Kampfspiel, in dem die populärsten Charaktere des Unternehmens gegeneinander in den Ring steigen, scheint mit 66 Charakteren, aufpoliertem Gameplay und neuen Levels eine Art „Best of“ der bisherigen Teile der Reihe zu werden. Abseits davon kündigte Nintendo einen neuen Teil der „Mario Party“-Reihe an.

Wirkliche Überraschungen und die Präsentation einiger erwarteter Zugpferde blieben bei Nintendo aus, allerdings wurden doch einige Titel angekündigt. Klassische Rollenspielkost kommt in Form einer Erweiterung für „Xenoblade Chronicles 2“, „Fire Emblem: Three Houses“ und „Octopath Traveller“, actionlastig dürfte es bei „Daemon x Machina“ werden. Und: In Kürze wird auch der Megahit „Fortnite“ für die Switch erhältlich sein.

Aufgüsse von großen Publishern

Abseits der drei Konsolenriesen stellten bei der E3 zahlreiche Publisher und Entwickler, darunter große Player wie EA, Ubisoft und Bethesda, Neues vor. Das geschah nicht immer unter den besten Vorraussetzungen: Für EA etwa war das letzte Jahr alles andere als krisenfrei. Die Debatte über Bevorzugungen für zahlende Spieler und andere strittige Praktiken haben ordentlich an dem Ruf des börsennotierten Konzerns gekratzt. Unter diesem Vorzeichen verlief die Präsentation des fünften Teils des Shooters „Battlefield“, des obligatorischen Fußballaufgusses „Fifa 19“ und des Sci-Fi-Onlinerollenspiels „Anthem“.

Günstiger standen die Sterne für Bethesda. Die Ankündigung eines sechsten Teils der „Elder Scrolls“-Saga sorgte bei vielen Fans trotz eines extrakurzen Trailers für Begeisterung. Für eine Reise in die Vergangenheit ist einmal mehr Ubisoft verantwortlich. Der Publisher lieferte wie erwartet einen neuen Teil für „Assassin’s Creed“-Fans, in dem es zurück ins antike Griechenland, und zwar zur Zeit des Peloponnesischen Krieges zwischen dem attischen Seebund und Sparta, geht. Zu den Highlights von Ubisoft gehörte auch ein Trailer zur Fortsetzung des bereits 2003 erschienenen Spieleklassikers „Beyond Good and Evil“.

„Fortnite“ bleibt allgegenwärtig

Auf der E3 omnipräsent war übrigens auch der Hype rund um den Shooter „Fortnite: Battle Royale“, der sich seit Monaten enormer Beliebtheit in allen Altersklassen erfreut. Dass das „Fortnite“-Spielprinzip „Wer überlebt, gewinnt“ zieht, zeigt sich auch in blanken Zahlen. Allein im April soll „Fortnite“ den Entwicklern 300 Millionen Dollar in die Kassa gespült haben - und das nur durch Käufe von In-App-Gegenständen, denn das Spiel selbst ist gratis.

Dass von diesem Kuchen auch die etablierten Spielemacher mitnaschen wollen, überrascht wenig - und zeigt sich auch daran, dass künftig auch Shooter-Urgesteine wie „Battlefield“ und „Call of Duty“ einen Battle-royale-Modus haben werden. Ob diese Anklang finden werden oder die Entwickler damit auf ein sinkendes Schiff springen, wird sich aber erst weisen.

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