Schiff mit 932 Flüchtlingen auf Sizilien eingetroffen
Ein Schiff der italienischen Marine mit 932 Flüchtlingen, die am Wochenende im Mittelmeer gerettet wurden, ist heute im Hafen der sizilianischen Stadt Catania eingetroffen. An Bord befanden sich auch zwei Leichen, berichteten italienische Medien.
Die zum Großteil aus Eritrea stammenden Menschen, darunter viele Familien mit Kindern, waren bei sieben Einsätzen im Mittelmeer-Raum gerettet worden. In mehreren Häfen Siziliens sind heute Demonstrationen antirassistischer Organisationen mit dem Slogan „Öffnet die Häfen“ geplant.
„Aquarius“ auf dem Weg nach Valencia
Nach der Sperrung der italienischen Häfen für das Rettungsschiff „Aquarius“ sind die Seenotretter mit Hunderten Migranten in Richtung Spanien unterwegs. Ein Großteil der 629 geretteten Menschen stiegen auf zwei Schiffe der italienischen Marine und Küstenwache um. Diese fuhren dann zusammen mit der „Aquarius“ gestern Abend ins rund 1.500 Kilometer entfernte Valencia los.
Am Samstagabend wird das Schiff dort erwartet. Der genaue Zeitpunkt hänge aber noch von den Wetter- und Meeresbedingungen ab, sagte Sophie Beau von der Hilfsorganisation SOS Mediterranee in Marseille. Die Seenotretter rechnen mit vier Meter hohen Wellen, sobald das Schiff die Straße von Sizilien verlässt - das ist die Meerenge zwischen Sizilien und Tunesien.
Beau rief die europäischen Staaten auf, eine politische Lösung für die Organisation der Seenotrettung von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer zu finden. In den vergangenen Jahren seien mindestens 15.000 Menschen gestorben. „Die Priorität ist es, eine geeignete Flotte bereitzustellen, um Rettungsaktionen im Mittelmeer durchzuführen“, sagte sie. „Das wiederholen wir seit 28 Monaten, und niemand hört uns zu.“
Van der Bellen dankbar für spanische Initiative
Bundespräsident Alexander Van der Bellen ist „froh und dankbar“ darüber, dass sich die spanische Regierung dazu bereiterklärte, die an der „Aquarius“ befindlichen 629 Flüchtlinge aufzunehmen. Er habe aber auch ein „gewisses Verständnis“ für die italienischen Behörden, sagte Van der Bellen in Wien auf eine entsprechende Journalistenfrage.
Italien sei „über Jahre von der Europäischen Union alleine gelassen“ worden, so der Präsident am Rande eines Besuches bei Amnesty International Österreich. „Da muss man jetzt die italienische Regierung nicht so kritisieren, wie das der Fall ist.“
Auf die Frage, ob er auch - ähnlich wie die Bundesregierung - die Gefahr einer neuen Flüchtlingsroute über den Balkan orte, meinte Van der Bellen, dass „von der Menge her“ davon „gar keine Rede sein kann“. Es sei derzeit nicht absehbar, dass sich eine neue Welle von Flüchtlingen in Bewegung setzt. „Und selbst wenn, dann haben sie einen Grund. Man flüchtet ja nicht freiwillig.“ Europa solle alles tun, „um auch diesen Menschen ein Leben in Frieden und Freiheit zu ermöglichen“.
Rom bestellt Frankreichs Botschafter ein
Nachdem Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Italien wegen der Weigerung, die Flüchtlinge der „Aquarius“ aufzunehmen, scharf kritisiert hatte, bestellte der italienische Außenminister Enzo Moavero Milanesi den französischen Botschafter in Rom, Christian Masset, zu einem Gespräch ein. Das teilte das italienische Außenministerium mit.
Die neue Regierung in Rom zeige „Zynismus und Verantwortungslosigkeit“, sagte Macron nach Angaben eines Regierungssprechers gestern am Rande einer Kabinettssitzung in Paris. Der Sprecher von Macrons Partei La Republique en Marche, Gabriel Attal, hatte das Verhalten der italienischen Regierung im Umgang mit dem Rettungsschiff „Aquarius“ als „ekelerregend“ bezeichnet.
Die rechtspopulistische Lega, der der italienische Innenminister Matteo Salvini angehört, hatte scharf auf Macrons Kritik reagiert. Frankreich schiebe täglich Migranten an der italienischen Grenze ab. „Die Franzosen und nicht Italien sind unmenschlich“, so die Fraktionschefin der Lega im EU-Parlament, Mara Bizzotto.