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Präsidentensuite und Jetvergleich

Vor dem Gipfel zwischen US-Präsident Donald Trump und dem nordkoreanischen Staatschef Kim Jong Un am 12. Juni laufen die Vorbereitungen in Singapur auf Hochtouren. Die Delegationen der beiden Staaten feilschen um Planung, Protokoll und Kosten des Treffens. Dieses wird derzeit bis ins kleinste Detail durchchoreografiert, um das fragile diplomatische Gleichgewicht zwischen Trump und Kim zu erhalten.

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Dabei geht es auch vor allem um die kleinen Fragen - denn jeder Schritt gilt als Machtdemonstration. So wird unter anderem festgelegt, welcher der beiden Staatschefs zuerst den Raum betritt (ein Raum mit zwei Türen könnte die Lösung sein), wer am weitesten vom Eingang entfernt sitzt, oder ob die beiden Staaten Flaggen im Raum des Gipfeltreffens zulassen. Auch wann was gegessen wird und womit Kim und der keinen Alkohol trinkende Trump anstoßen können, ist laut US-Medien Gegenstand heikler Verhandlungen.

Iljuschin Il-62 vs. Air Force One

Schon die Frage der Anreise sorgt im Vorfeld für Anspannung. Soweit bekannt, ist Singapur für Kim die längste Reise seit seiner Machtübernahme im Jahr 2011. Offen ist, ob er wieder mit seinem Privatflugzeug, einer Iljuschin Il-62, anreisen wird - mit ihr flog er kürzlich nach China. Laut Berichten der singapurischen Zeitung „The Strait Times“ soll es bei den Delegationen allerdings Bedenken geben, dass Kims Flugzeug und seine Limousine im Vergleich zu Trumps Air Force One und Fuhrpark zu ärmlich wirke.

Nordkoreanisches Flugzeug Iljuschin Il-62 hebt ab

APA/AFP/Ed Jones

Im Gegensatz zu seinem Vater Kim Jong Il bewegt sich Kim Jong Un auch am Luftweg fort - mit Maschinen wie der Il-62

Heikel ist ohnehin, dass bei dem Treffen zwei äußerst unterschiedliche diplomatische Welten aufeinandertreffen. Während Trump bei Gipfeln immer wieder vom Protokoll abweicht und dabei Szenen wie die unangenehm langen Handshakes mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron oder das rüde Wegschupfen des montenegrinischen Premiers Dusko Markovic entstehen, legt Nordkorea größten Wert auf eine strikte und pompöse Inszenierung. Dazu kommt: Beide Staatschefs sind äußerst unberechenbar.

Ferieninsel als Gipfelort

Eine der brennenden Fragen blieb bis zuletzt der Veranstaltungsort des Gipfels in Singapur - und wer die Unterkunft dort bezahlt. Am Dienstag teilte das Weiße Haus schließlich mit, dass das Treffen auf der Ferieninsel Sentosa stattfinden wird. Das Treffen wird im Hotel Capella abgehalten, wie Trumps Sprecherin Sarah Sanders am Dienstag in Washington mitteilte.

Urlaubsinsel Sentosa vor Singapur

Reuters/Darren Whiteside

Ein Blick auf die Ferieninsel Sentosa

Das Hotel liegt relativ weit entfernt von den dichtbevölkerten Wohngebieten Singapurs und lässt sich deshalb gut absichern. Die Insel ist zudem nur durch eine einzige Brücke mit dem Festland verbunden, die sich leicht für den Autoverkehr sperren lässt. Die Gegend um das Hotel wiesen die Behörden für die Tage rund um den Gipfel bereits als Sicherheitszone aus. Privatpersonen dürfen dann keine Waffen, Megaphone oder Transparente dorthin mitbringen. Auch Drohnen sind verboten. Der Polizei ist die Durchsuchung von allen Menschen erlaubt, die in diesen Tagen in diese Zone hinein wollen.

Während Singapur für die Sicherung der Straßen, Gebäude und öffentlichen Räumlichkeiten sorgen muss, sind die USA und Nordkorea für den persönlichen Schutz ihrer Staatschefs verantwortlich. Während die USA Routine im Schutz ihres Präsidenten und entsprechende Gefährte dafür besitzen, dürfte Nordkorea hierbei größere Probleme haben. Singapur will für den Schutz der Staatsoberhäupter laut der Nachrichtenagentur Reuters übrigens Gurkhas, eine nepalesische Eliteeinheit, einsetzen.

Suite mit Piano und Privataufzug

Trump soll laut einem Bericht der „Washington Post“ während des Gipfels im Hotel Shangri-La übernachten. Kim hingegen soll im Hotel The Fullerton an der Mündung des Singapore Rivers unterkommen. In der Präsidentensuite des „exklusivsten Hotels in Singapur“ steht laut Fullerton-Website ein Flügel, auch ein privater Aufzug gehört dazu.

Die Suite ist 201 Quadratmeter groß und kostet angeblich mehr als 6.000 Dollar (5.100 Euro) pro Nacht. In der vergangenen Woche kampierten Journalisten vor dem Hotel im Kolonialstil, um einen Blick auf Kims De-facto-Stabschef Kim Chang Son zu erhaschen, der zu Gipfelvorbereitungen nach Singapur gereist war.

Zwist um Nordkoreas Rechnung

Eine besonders heikle Frage sind die Finanzen. Laut Medienberichten spielt die US-Regierung mit dem Gedanken, die Rechnung für Kims Unterkunft zu tragen. Das an Devisen nicht gerade reiche Nordkorea hat in der Vergangenheit bereits öfters die Gastländer für die Kosten seiner Delegationen aufkommen lassen - zuletzt bei den Olympischen Winterspielen in Südkorea, wo Seoul 2,64 Millionen US-Dollar für die gesamte nordkoreanische Delegation berappen musste.

Kommt das „Geschenk“ allerdings von den USA, könnte die Einladung seitens Nordkorea auch als Beleidigung und Schlechterstellung aufgefasst werden. Zudem würde es laut „Washington Post“ auch eine vorläufige Aufhebung der Sanktionen bedeuten. Im Mittelweg könnte Singapur für einen Teil der Kosten aufkommen. Laut der „New York Times“ soll Singapur dazu bereit sein.

Atomwaffenorganisation will dazuzahlen

Damit das historische Treffen nicht an schnöden finanziellen Problemen scheitert, will nun sogar die 2017 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) in die Bresche springen. Die Organisation bot am Montag an, einen Teil des Preisgeldes für den Friedensnobelpreis in das Gipfeltreffen stecken zu wollen. Das beinhalte auch die „Ausgaben für Unterkunft und Konferenzräume“ in Singapur, sagte ICAN-Vertreter Akira Kawasaki am Montag der Nachrichtenagentur AFP.

Wie viel Geld die Organisation zu zahlen bereit ist, wollte Kawasaki nicht sagen. Doch würde ein Teil des Nobelpreisgelds von umgerechnet 875.000 Euro für den Gipfel ausgegeben, „um den Frieden auf der koreanischen Halbinsel und eine atomwaffenfreie Welt zu fördern“. Die genaue Summe werde ausgehandelt, wenn Nordkorea das Angebot annehme, sagte Kawasaki.

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