Die „Dämonen“ des Moguls
Nach monatelangen Ermittlungen wegen mutmaßlicher sexueller Übergriffe hat sich der ehemalige Hollywood-Mogul Harvey Weinstein am Freitag den New Yorker Behörden gestellt. Der Fall hatte Folgen weit über die Filmbranche hinaus.
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5. Oktober 2017: Die „New York Times“ bringt den Fall ins Rollen. Die Zeitung berichtete als Erste über den Vorwurf der sexuellen Belästigung, gestützt auf die Aussagen mehrerer Frauen. Die Vorfälle reichen laut dem Bericht fast drei Jahrzehnte zurück. Außerdem soll Weinstein in acht Fällen Schweigegeld gezahlt haben. Weinstein entschuldigt sich in einer Erklärung für sein „Benehmen gegenüber Kolleginnen in der Vergangenheit“. Er nimmt eine Auszeit, um - wie er sagt - seine „Dämonen“ in den Griff zu bekommen.
8. Oktober 2017: Sein eigenes Filmstudio, das er zusammen mit seinem Bruder Bob geführt hat, feuert Weinstein.
10. Oktober: Die Ehefrau des inzwischen auch unter Vergewaltigungsvorwürfen stehenden Hollywood-Produzenten trennt sich von ihrem Mann. Georgina Chapman gibt eine entsprechende Erklärung gegenüber dem Magazin „People“ ab. Das Magazin „New Yorker“ hat zuvor berichtet, drei Frauen beschuldigten Weinstein der Vergewaltigung, darunter die Schauspielerin Asia Argento, die von einem Fall im Jahr 1997 berichtet.
Indessen erheben immer mehr Frauen Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen Weinstein, unter ihnen namhafte Schauspielerinnen wie Gwyneth Paltrow, Angelina Jolie, Rosanna Arquette, Rose McGowan und Selma Hayek. Über seine Sprecherin Sallie Hofmeister lässt Weinstein erklären, dass er alle Vorwürfe wegen nicht einvernehmlich erfolgter sexueller Handlungen zurückweise.
11. Oktober: Wegen der Vergewaltigungsvorwürfe setzt die britische Filmakademie BAFTA die Mitgliedschaft des US-Filmproduzenten aus. Weinsteins Verhalten sei „völlig inakzeptabel und unvereinbar mit den Werten der BAFTA“ und habe „absolut keinen Platz“ in der Filmindustrie. Die BAFTA vergibt die wichtigsten Filmpreise Großbritanniens.
14. Oktober: Hollywood kehrt Weinstein endgültig den Rücken: Die Oscar-Akademie schließt den Produzenten aus ihren Reihen aus. Nach einer Dringlichkeitssitzung in Los Angeles erklärt der 54-köpfige Vorstand, die Entscheidung solle die Botschaft aussenden, dass „sexuell aggressives Verhalten“ in der Filmbranche nunmehr „vorbei“ sei.
Weinsteins Bruder Bob sagt derweil, er habe gewusst, dass sein Bruder fortlaufend Affären gehabt hat. Er zeigt sich aber überrascht über das Verhalten, das seinem Bruder nun zur Last gelegt wird.
Die Welle der Empörung schlägt immer höher, der Zorn kanalisiert sich im Internet vor allem in einem Hashtag: #MeToo wird zum Schlachtruf der Debatte und des Kampfes gegen sexuelle Gewalt.
3. November: Die New Yorker Polizei teilt mit, sie bereite einen Haftbefehl gegen Weinstein wegen Vergewaltigung vor. Konkret geht es um den Fall der Schauspielerin Paz de la Huerta. Sie hat Weinstein beschuldigt, sie 2010 zweimal in New York vergewaltigt zu haben. Auch die Polizeibehörden in London und Los Angeles ermitteln seit Mitte Oktober. Weinstein heuert den Staranwalt Benjamin Brafman an.
25. Mai 2018: Weinstein stellt sich der New Yorker Justiz. Er wird offiziell der Vergewaltigung und mehrerer weiterer sexueller Vergehen in zwei verschiedene Frauen betreffenden Fällen beschuldigt. Medienberichten zufolge soll Weinstein nun zum ersten Mal wegen sexueller Übergriffe angeklagt werden, aber unter Auflagen freikommen. Bei dem Verfahren in New York geht es laut US-Medien um Vorwürfe, Weinstein habe eine Frau vergewaltigt und eine weitere zum Oralsex gezwungen.
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