Ankündigung inmitten von Datenaffäre
Das Soziale Netzwerk Facebook will in das Geschäft mit Dating-Apps einsteigen. Anfang Mai präsentierte der Konzern auf seiner Entwicklerkonferenz F8 eine neue Funktion. Der Datenschutz sei dabei besonders beachtet worden, versicherte Gründer und Chef Mark Zuckerberg.
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Für die Partnersuche wird es ein getrenntes Profil geben. Facebook wolle darauf aufbauen, dass sich bereits viele Paare in dem Sozialen Netzwerk kennengelernt hätten, sagte Zuckerberg. Es gehe um „feste Beziehungen, nicht nur um kurze Affären“.

Facebook (Montage)
Facebook will Apps wie Tinder Konkurrenz machen
Die neue Funktion werde nur auf ausdrücklichen Wunsch der Nutzerinnen und Nutzer aktiviert. Wer sich dazu entschließt mitzumachen, bekomme keine Vorschläge aus dem eigenen Freundeskreis, so Zuckerberg. „Wir haben die Funktion von Haus aus mit Datenschutz und Sicherheit im Hinterkopf entwickelt“, sagte der Facebook-Chef.
Funktion soll in einigen Monaten kommen
„Basierend auf Präferenzen, gemeinsamen Interessen und gemeinsamen Freunden werden dann potenzielle Treffer vorgeschlagen“, sagte Zuckerberg. Rund 200 Millionen Facebook-Nutzerinnen und -Nutzer sind laut Zuckerberg Singles. Er verwies darauf, dass in den USA inzwischen jede dritte Ehe durch eine Bekanntschaft über das Internet beginne.
Damit greift Facebook nun erstmals nach der populären Dating-Applikation Tinder. Unmittelbar nach der Ankündigung verlor die Tinder-Konzernmutter Match, zu der etwa auch die Dating-App OkCupid gehört, binnen weniger Minuten ein Fünftel ihres Werts - obwohl die Facebook-Funktion erst in einigen Monaten fertig sein soll.
Löschen von Daten soll künftig einfacher werden
Im Zuge der neuen Datenschutzvorschriften innerhalb der EU und der aktuellen Datenaffäre erleichtert Facebook es künftig, einige gesammelte Informationen wie die Liste besuchter Websites und angeklickter Links zu löschen. Zudem könnten die Nutzer künftig auch verhindern, dass Daten über ihre Interaktionen mit anderen Websites und Apps überhaupt gespeichert werden, sagte Zuckerberg auf der jährlichen hauseigenen Entwicklerkonferenz.

APA/AFP/Getty Images Justin Sullivan
Das Thema Datenschutz stand bei der Präsentation im Fokus
Er verglich die Funktion „Clear History“ mit dem Entfernen ähnlicher Informationen in Webbrowsern. Genauso könne ein solcher Schritt auch die Nutzung von Facebook weniger komfortabel machen, betonte er. „Ihr Facebook wird nicht ganz so gut sein, während das System neu lernt.“
„Riesiger Vertrauensbruch“
Der Datenskandal um die Analysefirma Cambridge Analytica spielte die zentrale Rolle bei Zuckerbergs Auftritt. Der Facebook-Chef wiederholte, dass das „ein riesiger Vertrauensbruch“ gewesen sei. „Wir müssen dafür sorgen, dass sich so etwas nicht wiederholen kann.“ Zugleich bekräftigte der Facebook-Chef, dass das Soziale Netzwerk wegen des Skandals und der Kritik nicht stehen bleiben werde. „Es ist wichtig, hart zu arbeiten, um die Welt zusammenzubringen. Wir werden weiterbauen.“ Deshalb sei jetzt ein wichtiger Moment.
Neue Virtual-Reality-Brille
Als weitere Neuerung bekommt die Foto-App Instagram eine Videochat-Funktion und der Kurzmitteilungsdienst Facebook Messenger einen eingebauten Übersetzer. Außerdem gab Zuckerberg den Startschuss für den Verkauf der neuen VR-Brille Oculus Go. Das günstigere Gerät ohne Kabel soll das immer noch schlummernde Geschäft mit virtueller Realität ankurbeln. Oculus Go kommt im Gegensatz zu bisherigen Virtual-Reality-Brillen ohne Anschluss an einen leistungsstarken Computer aus. Das neue Gerät hat weniger Einsatzmöglichkeiten als das Topmodell Oculus Rift, der Preis ist mit 219 Euro aber auch nur etwa halb so hoch.
Oculus Go sei vor allem für Menschen gedacht, die virtuelle Realität ausprobieren oder in der Brille Filme und Videos ansehen wollen, sagte Produktmanager Madhu Muthukumar. Außerdem gibt es eine Plattform für virtuelle Besuche von Konzerten und anderen Events. Zuckerberg zeigte sich überzeugt, dass virtuelle Realität, bei der Nutzer in künstliche digitale Welten eintauchen können, ein großes Potenzial hat. Er hofft, mit Oculus die Kommunikation der Zukunft mitzuprägen, nachdem Facebook die Smartphone-Plattformen Apple und Google überlassen hatte.
Zuckerberg scherzt über Befragung im US-Kongress
Zuckerberg wirkte auf der Bühne sicherer und lockerer als in den vergangenen Jahren und griff auch zu Selbstironie. Eine Funktion zum gemeinsamen Ansehen von Videos demonstrierte er anhand seiner zehnstündigen Fragerunde vor US-Abgeordneten und -Senatoren. „Nehmen wir einmal an, einer Ihrer Freunde muss im US-Kongress aussagen“, sagte Zuckerberg. „Man kann seine Freunde versammeln und gemeinsam lachen, gemeinsam weinen“, setzte er zu Gelächter im Saal fort. „Lasst uns das nicht so bald wiederholen“, schloss er nach einer Pause ab.
Facebook steht seit dem Skandal unter Druck, den Datenschutz zu verbessern. Das Soziale Netzwerk schränkte bereits unter anderem den Zugang von Softwareentwicklern zu Nutzerdaten ein. Facebook wisse zwar, dass die absolute Mehrzahl von ihnen gute Dinge entwickeln wolle, sagte Zuckerberg an die Adresse der Entwickler. Aber auch wenn die Einschränkungen ihnen das Leben schwieriger machen könnten, werde das auf lange Sicht auch ihrem Geschäft guttun.
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