Zehn Luxusvillen und 120 Apartments
Statt Meeresblick bekommen Touristen in Monaco derzeit zahlreiche Bagger und Schutzwände zu Gesicht. Vor der Küste des Kleinstaates entsteht ein etwa sechs Hektar großes luxuriöses Ökoviertel auf dem Meer. Bald soll ein Teil des Komplexes zu sehen sein.
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Monaco hat ein Platzproblem. Das Fürstentum hat seinen begrenzten Raum mittlerweile völlig ausgeschöpft. Bei 38.500 Personen auf zwei Quadratkilometern wird es langsam eng. Zum Vergleich: Im ersten Bezirk in Wien wohnen 16.400 Personen auf drei Quadratkilometern. Natürlich gibt es Städte mit einer höheren Bevölkerungsdichte. Auch in Wien leben zumindest in fünf Bezirken pro Quadratmeter mehr Menschen als in Monaco. Nach der chinesischen Sonderverwaltungszone Macao ist Monaco aber das Land mit der höchsten Bevölkerungsdichte der Welt.
Aus der ganzen Welt zieht es Reiche in das Steuerparadies. Fast ein Drittel der Einwohner sind Millionäre. Das Fürstentum möchte weiterhin luxuriösen Wohnraum bieten, da die Unternehmen und Einwohner wichtig für die lokale Wirtschaft sind und ausschlaggebend für Monacos Wachstum. Der Kleinstaat weigert sich aber zugleich, alte Gebäude abzureißen, um neuere, größere zu schaffen. Die Lösung: eine künstlich angelegte Bucht vor der Küste, welche Milliardäre anlocken soll, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg.
Mehr Platz für Superreiche
Bis 2025 soll das neue Viertel „Anse du Portier“ (oder „Portier Cove“) fertiggestellt werden und die Größe des Fürstentums um drei Prozent erhöhen. In 120 Luxuswohnungen und zehn Luxusvillen sollen bis zu 1.000 Bewohner Platz finden. Jede Wohnung wird über 400 Quadratmeter umfassen, Häuser werden etwa 1.000 Quadratmeter groß sein. Ein Hafen, ein Park und eine Promenade zum Strand von Monte-Carlo sind geplant – das Viertel wird laut einem CNN-Bericht von heuer nur für Fußgänger zugänglich sein.

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Monaco will den Reichen der Welt mehr Platz bieten
Für das Projekt wird dem Meer Land abgerungen - ähnlich wie bei Dubais künstlicher Inselgruppe „The World“. Monacos Regierung betont jedoch, dass das Viertel keine Stadt der Superlative werden soll wie in Dubai. Vielmehr soll die künstliche Bucht dem Plan von Prinz Albert II. folgen, Monaco bis 2050 in ein CO2-neutrales Land zu verwandeln.
Warnung vor Umweltschäden
Das Ökoviertel soll so angelegt sein, dass es sich gut in die Küstenlandschaft eingliedert. Dennoch warnen Kritiker davor, dass das Projekt das Leben im Meer schädigen könnte. Vor der Küste Monacos befinden sich sensible Meeresschutzgebiete. Alexandre Meinesz, Biologe an der Universität Nice Sophia-Antipoli, warnte bereits 2016 vor den Gefahren für das Ökosystem.
Das Flachwasser vor der Küste sei „eine wahre Brutstätte mit 500 Arten von Meeresalgen und Tausenden von Meerestieren“, zitierte der „Guardian“ den Biologen. Laut Meinesz wäre es nicht das erste Mal, dass Monaco mit seiner Landerweiterung schwerwiegend in die Natur eingreift. Bei früheren Projekten habe der Stadtstaat bereits 80 Prozent des Meeresbodens bis in eine Tiefe von zehn Metern zerstört, so der Biologe.
Bauträger versichern Nachhaltigkeit
Die Bauträger versichern hingegen, dass das Bauprojekt die marinen Ökosysteme nicht beeinträchtigen werde. Dazu sollen Maßnahmen wie die Schaffung künstlicher Riffe und die Umsiedlung von Meereslebewesen in ein nahe gelegenes Meeresschutzgebiet beitragen.
Laut den Bauherren stehen Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit bei dem Projekt im Vordergrund. So sollen beispielsweise 40 Prozent des Energieverbrauchs aus fotovoltaischen Solarmodulen und Wärmepumpen gewonnen werden, die die Meerestemperatur zur Steuerung von Heiz- und Kühlsystemen nutzen und 80 Prozent der Straßenbeleuchtung mit Strom versorgen, berichtet Bloomberg.
Private Baufirmen am Werk
Der monegassische Staat ist der Besitzer des neuen Viertels und beaufsichtigt das Projekt, muss aber keinen Cent dafür zahlen. Die Kosten von rund zwei Milliarden Euro übernehmen private Baufirmen. Sie profitieren vom Verkauf der luxuriösen Immobilien, die bis 2025 fertiggestellt werden sollen. „Die Einnahmen für die privaten Finanziers durch den Verkauf der Wohnungen und Häuser werden mehr als 3,5 Milliarden Euro betragen“, sagte Jean-Luc Nguyen, Direktor des Erweiterungsprojekts, zur CNN.
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