„Es ist fantastisch, Skripal ist fit genug“
Der bei einem Giftanschlag schwer verletzte russische Ex-Spion Sergej Skripal ist aus dem Spital entlassen worden. Das teilte die staatliche britische Krankenversorgung National Health Service (NHS) am Freitag in London mit. Skripal und seine Tochter Julia waren am 4. März in der südenglischen Kleinstadt Salisbury bewusstlos auf einer Parkbank entdeckt worden.
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Wie die Klinik in Salisbury am Freitag mitteilte, geht es Skripal inzwischen so gut, dass er nicht mehr im Krankenhaus behandelt werden muss. „Es ist fantastisch, dass Sergej Skripal fit genug ist, um das Salisbury District Hospital zu verlassen“, sagte die Geschäftsführerin des Krankenhauses, Cara Charles-Barks. Skripal und seine Tochter Julia waren zum Ziel eines Giftanschlags geworden und hatten dabei schwere Verletzungen erlitten.

APA/AFP/Ben Stansall
Vier Tage nach dem Anschlag: Untersuchungen an der Parkbank, auf der die Skripals bewusstlos entdeckt wurden
Tochter im April entlassen
Skripals Tochter war bereits im April, fünf Wochen nach der Tat, aus dem Krankenhaus entlassen worden. Sie befindet sich nach Angaben der britischen Behörden an einem sicheren Ort. Großbritannien und viele andere westliche Staaten machen Russland für den Anschlag verantwortlich. Eine schwere diplomatische Krise zwischen Russland und dem Westen war die Folge.
Russland hat nach eigener Darstellung mit dem Anschlag nichts zu tun. Sowohl Moskau als auch die westlichen Staaten reagierten mit der Ausweisung von Diplomaten. Die Anschuldigung gegen Russland basiert unter anderem darauf, dass bei dem Anschlag ein Nervengift aus der Nowitschok-Gruppe verwendet wurde, die in den 80er Jahren in der Sowjetunion entwickelt wurde.
Genesungswünsche Putins
Russlands Präsident Wladimir Putin wünschte Skripal am Freitag gute Gesundheit. Putin sagte während einer Pressekonferenz mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im südrussischen Badeort Sotschi, „möge Gott ihm gute Gesundheit schenken“.
Wäre bei dem Giftanschlag Anfang März im englischen Salisbury ein Militärgift verwendet worden, wäre er „auf der Stelle tot“ gewesen, sagte Putin. Damit wandte sich der russische Staatschef gegen den vom Westen erhobenen Vorwurf, bei dem Anschlag sei das in den 80er Jahren in der Sowjetunion eingesetzte Nervengift Nowitschok eingesetzt worden. „Gott sei Dank“ habe sich Skripal erholt und die Klinik verlassen können, fügte Putin hinzu.
OPCW in Untersuchung involviert
Mit der Aufklärung des Mordversuchs an den Skripals beschäftigte sich auch die Organisation für ein Verbot von Chemiewaffen (OPCW) in Den Haag. Sie ließ Blutproben der Opfer und das verwendete Gift in unabhängigen Labors analysieren und bestätigte in einem Bericht die Ergebnisse britischer Experten. Die OPCW äußerte sich aber nicht dazu, woher das Gift kam und wer für den Anschlag verantwortlich ist.
Nowitschok-Gifte sind extrem gefährliche Nervengifte. Toxikologen halten chronische Folgen und erst später auftretende Schäden für möglich. Der langjährige Geheimdienstoffizier Skripal war 2006 in Russland wegen Spionage für Großbritannien zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Im Zuge einer Austauschaktion zwischen Russland und den USA über den Flughafen Wien kam er 2010 nach Großbritannien.

APA/AP/Misha Japaridze
Sergej Skripal bei seinem Prozess in Russland (Archivbild)
Deutsche Regierung sieht keine neue Beweislage
Jüngsten Medienberichten zufolge hatte sich der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) Mitte der 90er Jahren eine Probe der gefährlichen Kampfstoffgruppe Nowitschok verschafft. Verschiedene Politiker sehen deshalb die Theorie erschüttert, wonach nur Russland einen derartigen Anschlag hätte verüben können.
Trotz dieser neuen Erkenntnisse sieht die deutsche Regierung die Verantwortung für den Fall Skripal weiterhin in Moskau. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte am Freitag in Berlin, der Wirkstoff sei in der Indizienkette stets nur „ein Element von mehreren“ gewesen. Es gebe eine ganze Reihe anderer Spuren, die in der Summe nach Russland führten.
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