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Neue Schlichtheit auf royalen Tellern

Die „hellen Aromen des Frühlings“ in Form von Zitronen und Holunderblüten bekommen all die Glücklichen zu schmecken, denen am Samstag ein Stück der Hochzeitstorte von Prinz Harry und Meghan Markle zuteilwird. Die Torte wird von Buttercreme umhüllt und mit frischen Blüten dekoriert sein.

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Die Bäckerei Violet, in der die Süßigkeit hergestellt wird, befindet sich in einer tristen Gegend im Osten von London, hat aber einen Hipster-Charme. Die Chefin der Bäckerei, Claire Ptak, hat zuvor in den USA gearbeitet. Sie war von Markle früher einmal für ihr Lifestyle-Blog „The Tig“ interviewt worden und verarbeitet vor allem Bioprodukte und saisonale Zutaten.

Petal perfect

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Bruch mit Gewohnheiten

Die Wahl der Torte symbolisiert für einige Beobachter den Modernisierungsschub der britischen Monarchie durch Harrys Ehe mit Meghan, einer geschiedenen US-Schauspielerin und Tochter einer Afroamerikanerin. Frühere royale Hochzeitstorten mussten möglichst prunkvoll und hochstöckig sein, die Qualität stand weniger im Vordergrund.

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Arbeit an der Torte

Die Zitronen-Holunderblüten-Torte soll mehr eine Kunstinstallation sein als eine Torte.

Für andere deutet die süße Kreation schlicht auf einen neuen Zugang der Briten zum Backen hin - nicht zuletzt durch die große Popularität der „Great British Baking Show“. Die Bevölkerung würde, wie Ptak im „New Yorker“ zitiert wird, einen Geschmack für Kuchen jenseits von „abgestandenen Schwämmen“ entwickelt haben.

Bäckerin Claire Ptak

APA/AFP/Victoria Jones

Claire Ptak wurde die Ehre zuteil, die königliche Torte zu kreieren

Vergleichsweise schlichtes Menü

Ohne großes Schnickschnack wollen Prinz Harry und Meghan auch bei ihrem Hochzeitsmenü auskommen. Das Paar setze überwiegend auf klassische Gerichte und auf saisonales Gemüse aus der Region, sagte der Küchenchef der Queen, Mark Flanagan, der britischen Nachrichtenagentur PA. „Wir haben nur die Vorschläge gemacht, und das Paar hat alles probiert; es war in jedes Detail involviert“, sagte er.

Viele Produkte stammten unmittelbar von den königlichen Ländereien, sagte Flanagan. Er muss auch beachten, süße und pikante Kanapees so zu gestalten, dass sie mit zwei Bissen verspeist werden können - unangenehme Flecken auf der Hochzeitskleidung der Gäste sollen so möglichst vermieden werden.

Bewirtet werden Hunderte: Nach der Trauung gibt die 92-jährige Königin Elizabeth II. einen Empfang für rund 600 Gäste in der St.-Georgs-Halle im Schloss Windsor westlich von London. Für den Abend hat Prinz Charles als Vater des Bräutigams Familienangehörige und Freunde des Paares in die idyllische Residenz Frogmore House auf dem Schlossgelände geladen. Dort werden 200 Gäste erwartet.

Fans mit Lebensgroßen Puppen von Prinz Harry und Meghan Markle

Reuters/Phil Noble

Selfies mit dem Hochzeitspaar - allerdings nicht mit dem echten

Unverständnis über fehlende Verköstigung

Insgesamt dürfen 2.640 Personen in dem Park von Schloss Windsor der Ankunft des Brautpaares sowie der anschließenden Kutschfahrt beiwohnen, darunter sind 1.200 „Vertreter der Gesellschaft“ aus allen Teilen Großbritanniens - etwa die zwölfjährige Anschlagsüberlebende Amelia Thompson aus Manchester oder der 30-jährige Armeeveteran Philip Gillespie, der im Afghanistan-Einsatz ein Bein verlor. Kulinarisch gehen diese leer aus: Das Königshaus forderte sie auf, selbst ein Picknick mitzunehmen. Im Park werde es lediglich kleine Erfrischungen und Snacks geben.

Ebenfalls zu den Gästen zählt Saeed Atcha, der eine Stiftung für Jugendbildung leitet. Viele der von ihm betreuten Jugendlichen fragten sich, wie es komme, dass die königliche Familie „so viel Geld hat, und man trotzdem sein eigenes Picknick mitbringen soll“, sagte Atcha. „Ich finde das auch. Es ist unverständlich.“

Sicherheitsvorkehrungen der Superlative

Erst kürzlich war bekanntgeworden, dass bei der Hochzeit von Prinz William und Kate im Jahr 2011 etwa 6,3 Millionen Pfund (rund sieben Millionen Euro) an Kosten für den Polizeieinsatz anfielen. Britische Medien gehen davon aus, dass es bei Harry und Meghan noch teurer werden könnte, weil das Terrorrisiko höher sei und es teils rassistische Drohungen gegen Markle gegeben hat. Die Polizei rechnet damit, dass 100.000 Menschen nach Windsor reisen. Die Besucher müssen sich auf Taschenkontrollen einstellen, auch Straßensperren zählen zu den umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen für die Hochzeit.

Graham Smith, Sprecher der Gruppe Republic, die sich für eine Abschaffung der Monarchie ausspricht, fordert, dass die Royals für die Kosten selbst aufkommen. „Unterm Strich ist das eine private Hochzeit, und wenn sie das in Windsor feiern wollen in einer Art, die die Steuerung von Menschenmassen und Sicherheitsmaßnahmen erfordert, dann sollte die Königsfamilie selbst dafür zahlen“, sagte er dem „Belfast Telegraph“.

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