„Audioillusion“ sorgt für hitzige Debatte
Ein kurzer Audioclip, der seit Kurzem im Netz kursiert, sorgt momentan für heftige Diskussionen in Sozialen Netzwerken. Nutzerinnen und Nutzer sind sich uneinig, ob in der vier Sekunden langen Aufnahme „Yanny“, das im Deutschen wie „Jenni“ klingt, oder „Laurel“ - „Lorol“ - zu hören ist.
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„Was hört ihr?“, schrieb ein Nutzer der Plattform Reddit am Montag - mit dem angehängten Audioclip löste er die hitzige Debatte aus. Die Aufnahme der computergenerierten Stimme spaltet das Netz seither in zwei Lager: Dass man in dem kurzen Ausschnitt überhaupt etwas anderes hören könne, ist dabei sowohl für das „Yanny“- als auch das „Laurel“-Lager unverständlich.
Was die Meinungsvielfalt anbelangt, hat laut BBC jedenfalls „Laurel“ knapp die Nase vorn: Mehr als 330.000-mal wurde der Name im Kurznachrichtendienst Twitter in den letzten 24 Stunden erwähnt - rund 310.000-mal wurde „Yanny“ in Nachrichten geschrieben. Ähnlich gespalten endete auch eine - freilich nicht repräsentative - Umfrage innerhalb der ORF.at-Redaktion: Genau die Hälfte der Befragten hörte „Jenni“, die anderen vernahmen eindeutig „Lorol“. Dabei hörten Frauen ausschließlich „Jenni“, während Männer nur „Lorol“ in dem Audioclip ausmachen konnten.
Welt „weniger objektiv, als wir glauben“
Dass es einen Unterschied zwischen den Geschlechtern gibt, ist dabei nur eine von vielen - teils abenteuerlichen - Thesen, warum die Meinungen so deutlich auseinandergehen. Der britische „Guardian“ befragte dazu den Psychologieprofessor David Alais, der darauf hinwies, dass sich das Gehirn nicht immer auf eine „definitive Interpretation“ einigen könne.
Das zeige, dass die Welt „weniger objektiv“ sei, als „wir glauben“, so Alais - ehe er selbst bestätigte, dass für ihn und „wahrscheinlich viele andere“, die Aufnahme „zu hundert Prozent Yanny“ sage. Dass für ihn keine Doppeldeutigkeit wahrnehmbar sei, liege in erster Linie an seinem Alter, das die Wahrnehmung höherer Frequenzen erschwere.
Der Nachrichtensender CNN befragte einen Professor der Universität Arizona, der auch die Qualität der Aufnahme verantwortlich macht. „Die Aufnahme ist nicht hochwertig. Allein dadurch entsteht eine gewisse Doppeldeutigkeit“, so Brad Story.
Netz-Detektive feiern neues Rätsel
Auch die „New York Times“ befragte eine Wissenschaftlerin: Jody Kreiman, die sich an der Universität von Kalifornien in Los Angeles (UCLA) mit Sprachwahrnehmung beschäftigt, sagte, dass sich die „akustischen Muster für die Äußerung auf halbem Weg zwischen den beiden Wörtern“ befänden. Gleichzeitig machte sie darauf aufmerksam, dass eine genauere Analyse notwendig sei, um der Diskrepanz auf die Spur zu kommen.
Das hält die Netzgemeinde natürlich nicht davon ab, weiter zu eigenen Schlussfolgerungen zu kommen und den Audioclip genauestens zu untersuchen. So änderte ein User etwa die Tonhöhe - die Resultate weichen je nach Einstellung deutlich voneinander ab.
Erinnerungen an „The Dress“
Die hitzige Debatte im Netz erinnert an eine ähnliche Kontroverse im Jahr 2015: Damals spaltete ein Kleid die Netzgemeinde. Es ging um die Frage, ob ein Foto, das in einem Geschäft aufgenommen wurde, ein schwarz-blaues oder ein weiß-goldenes Kleid zeigt.
Neben zig Millionen Tweets zu dem Thema wurden auch dazu zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler befragt. Letztlich wurde das umstrittene Kleid ausfindig gemacht: Es war schwarz-blau. Der Hersteller fertigte aufgrund der Debatte aber ein Einzelstück in Weiß und Gold an, das für einen guten Zweck versteigert wurde. Unklar ist noch, ob es auch auf die Frage, ob „Yanny“ oder „Laurel“ zu hören ist, so eine eindeutige Antwort geben wird.
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