Studierendenprotest in Nicaragua: Tote nach Angriff

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Die seit drei Wochen andauernden Proteste gegen Nicaraguas Staatspräsidenten Daniel Ortega haben offenbar ein weiteres Menschenleben gefordert. In der Hauptstadt Managua sei bei einem Angriff Bewaffneter auf eine von etwa 80 Studierenden besetzte Universität ein 18-Jähriger durch Schüsse tödlich verletzt worden, sagte ein Studierendensprecher heute.

Der TV-Sender Canal 15 berichtete von einem weiteren Toten und 18 Verletzten. Diese Angaben wurden allerdings von Victor Cuadras, Sprecher der studentischen Protestbewegung Movimiento Estudiantil 19 de Abril (M19A), zunächst nicht bestätigt. Hinter der Attacke auf die Polytechnische Universität (Upoli) im Norden der Stadt vermuten die Studenten die Polizei und regierungsnahe Aktivisten.

Demonstranten in Nicaragua

AP/Alfredo Zuniga

Auf die Universität geschossen

Der Sitz einer weiteren von Studierenden besetzten Universität im Süden der Stadt sei ebenfalls von Bewaffneten angegriffen worden, sagte Cuadras dem Sender Canal 15 später. Die mutmaßlichen Polizisten und Paramilitärs hätten aber nicht den Campus betreten, sondern von einem gegenüberliegenden Viertel aus auf die Universität geschossen.

Zuvor hatten Hunderte Bewohner Augenzeugen zufolge versucht, mit Autos eine Mauer um das Universitätsgelände zu bilden und Polizisten die Zufahrt zum Gelände zu versperren.

Von der Polizei oder anderen Behörden gab es zunächst keine Informationen zu den Zwischenfällen. Mit der Besetzung der Unis wollen die Studierenden den Druck auf Ortega erhöhen.

Reform der Sozialversicherung

Die Proteste gegen den einstigen Revolutionär und seine Regierung hatten sich Mitte April an einer umstrittenen Reform der Sozialversicherung entzündet.

Obwohl Ortega diese zurückzog, fordern Demonstranten weiter seinen Rücktritt und den seiner Frau, Vizepräsidentin Rosario Murillo. Nach Angaben von Menschenrechtlern kamen bei den Protesten bisher mehr als 60 Menschen ums Leben. Die Regierung sprach nur von etwa zehn Toten.