Sorge um gemeinsame Kinder
Sieben Monate nach Bekanntwerden der ersten Missbrauchsvorwürfe gegen Ex-Hollywood-Mogul Harvey Weinstein hat seine Ehefrau ihr Schweigen gebrochen: Sie habe Weinstein „niemals“ verdächtigt, sagte Georgina Chapman dem Magazin „Vogue“ in einem kürzlich veröffentlichten Interview. Sie sei „so naiv“ gewesen, sagte die 42-Jährige.
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„Da war ein Teil von mir, der schrecklich naiv war - ganz klar, so naiv“, sagte Chapman. Sie habe geglaubt, eine „sehr glückliche Ehe“ zu führen. „Ich liebte mein Leben“, sagte sie. Auf die Frage, ob sie jemals Verdacht geschöpft habe, so Chapman: „Absolut nicht, niemals.“
Zwei Kinder mit Weinstein
Chapman ist die Mitbegründerin des Modelabels Marchesa. Sie heiratete Weinstein 2007, das Paar hat zwei Kinder. Chapman verließ ihren Mann kurz nach Bekanntwerden der schweren Vorwürfe gegen ihn und lässt sich derzeit scheiden. „Ich habe fünf Kilo in fünf Tagen verloren“, sagte Chapman über die Zeit nach Bekanntwerden des Skandals. Sie sei fünf Monate lang nicht ausgegangen. Sie sei „beschämt und gebrochen“ gewesen. „Ich dachte, es wäre nicht angemessen auszugehen. Ich dachte: Wie kann ich herumparadieren, während all das gerade passiert?“

Reuters/Danny Moloshok
Chapman mit Weinstein 2017 vor dem Ausbruch des Missbrauchsskandals bei einer Oscar-Party
Chapman sagte in dem Interview, sie sehe sich selbst nicht als Opfer, brach aber in Tränen aus, als sie über ihren Sohn und ihre Tochter sprach. Diese würden ihren Vater weiter lieben. „Wie wird ihr Leben aussehen? Was werden die Leute zu ihnen sagen?“, fragte sie. Chapman will mit den Kindern nun auf einen Bauernhof im Bundesstaat New York ziehen.
Die Modedesignerin sagte, sie habe sich in psychotherapeutische Behandlung begeben. „Zuerst konnte ich nicht, weil ich zu schockiert war. Und ich hatte irgendwie das Gefühl, dass mir die Behandlung nicht zusteht.“ Dann habe sie aber begriffen, dass das alles passiert sei und dass sie sich damit auseinandersetzen und ihr Leben fortsetzen müsse.
Weinstein Company in Konkurs
Mehr als hundert Frauen, darunter zahlreiche Stars, werfen Weinstein vor, sie sexuell belästigt oder sogar vergewaltigt zu haben. Weinsteins Karriere ist am Ende, seine Filmproduktionsfirma Weinstein Company meldete Konkurs an. Weinstein entschuldigte sich dafür, Leid durch sein Verhalten ausgelöst zu haben. Er wies aber alle Vergewaltigungsvorwürfe zurück. Der Skandal löste die „#MeToo“-Debatte über sexuelle Übergriffe aus.
Wintour bricht Lanze für Chapman
Es gibt Spekulationen, dass auch Chapmans Label Marchesa nicht überleben wird. Chapman sagte der „Vogue“, sie habe aber noch loyale Unterstützerinnen und Unterstützer. Bei der Met Gala in New York - einem gesellschaftlichen Höhepunkt des Jahres - trug Hollywood-Star Scarlett Johansson demonstrativ ein Marchesa-Kleid.
Die einflussreiche „Vogue“-Chefredeakteurin Anna Wintour, die die Met Gala ausrichtet, erwähnte Chapman am Abend explizit und nannte sie eine „brillante Designerin“, die nicht für das Verhalten ihres Mannes bestraft werden solle. Kurz danach erschien das Interview in der Zeitschrift. Im Editorial der Ausgabe zeigt sich Wintour überzeugt, Chapman habe von Weinsteins Verhalten nichts gewusst. Chapman solle man nicht Vorwürfe machen. Vielmehr verdiene sie Mitleid und Verständnis, so Wintour, die damit wohl das Comeback Chapmans in der Öffentlichkeit und auch ihres Modelabels einleitete.
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