Regierung will Sicherheit verbessern
Die Niederlande werden die Produktion von Erdgas drastisch reduzieren. Noch vor 2030 soll das größte Feld in der nördlichen Provinz Groningen geschlossen werden. Wegen der zahlreichen Erdbeben sei die Förderung nicht länger zu verantworten, sagte Ministerpräsident Mark Rutte.
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Die Gasproduktion soll nun schrittweise, aber drastisch zurückgefahren werden. Bis Oktober 2022, möglicherweise schon früher, soll die Gasförderung laut niederländischer Regierung weniger als zwölf Milliarden Kubikmeter betragen, in weiterer Folge soll die Gasproduktion komplett auf null reduziert werden.

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Seit 1963 wird vom größten Erdgasfeld der Niederlande Gas gefördert
Der Schritt geht über die Empfehlung der staatlichen Bergbauaufsicht (SSM), die eine Reduktion auf zwölf Milliarden Kubikmeter vorgeschlagen hatte, hinaus. Auch bei dieser Menge bleibe die Gefahr für Erdbeben groß, so die niederländische Regierung zu ihrer Entscheidung. Sie erhoffe sich durch die Senkung eine deutliche Verbesserung der Sicherheit in der Region. Zuvor hatte bereits ein Gutachten Anfang Februar die sofortige Stilllegung des Feldes gefordert.
Zahlreiche Schäden durch Erdbeben
Seit Jahren wird das Gebiet an der deutschen Grenze von meist kleineren Erdbeben erschüttert. Das erste Erdbeben in der Region wurde vor knapp 30 Jahren registriert. Seitdem wird die Region laufend überwacht, rund 1.000 Erdbeben wurden vermerkt. Die meisten davon sind zwar sehr leicht, weil sie aber nur wenige Kilometer unter der Erdoberfläche geschehen - genau dort, wo das Erdgas entnommen wird -, sind sie deutlich spürbar.

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Tausende Häuser in der Region wurden durch die Erdbeben beschädigt
Alleine 2017 gab es fast 20 Erdbeben mit einer Stärke über 1,5. Nach einem Beben der Stärke 3,4 Anfang des Jahres hatte die Regierung bereits eine Reduzierung der Fördermenge angekündigt. Mehr als 900 Häuser wurden dabei beschädigt. In der Region leben rund 150.000 Menschen, die seit Jahren gegen die Gasgewinnung protestieren. Die Regierung will nun auch viele Schäden reparieren. Tausende Häuser wurden in den vergangenen Jahren beschädigt.
Viele Umrüstungen notwendig
Die Niederlande sind einer der größten Erdgasproduzenten Europas. Zuletzt lag die Fördermenge bei 21,6 Milliarden Kubikmeter Gas, 2013 war es mehr als doppelt so viel. Das Ende der 1950er Jahre entdeckte Erdgasfeld in der Provinz Groningen ist das größte Gasfeld in den Niederlanden und eine große Einnahmequelle. Führend in Europa ist Norwegen mit 116 Milliarden Kubikmeter jährlicher Förderung. Weltweit führend sind die USA. 2016 wurden weltweit 3,55 Billionen Kubikmeter Erdgas gefördert.

Reuters/Michael Kooren
Die niederländische Regierung will viele der Schäden reparieren
Neben dem Export wird das Gas aus Groningen auch in den Niederlanden selbst genutzt. Um die Energieversorgung zu garantieren, soll nun für rund eine halbe Milliarde Euro eine Stickstoffanlage gebaut werden, um importiertes hochkalorisches Gas so umzuwandeln, dass es auch in den Niederlanden genutzt werden kann. Das Groningen-Gas ist ein Gas mit niedrigem Energiegehalt (L-Gas), auf das allerdings viele Verbrauchsgeräte entsprechend eingestellt sind. Zudem will die Regierung den Umstieg von Ergasnutzung, etwa bei Öfen, auf andere Energiequellen fördern.
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