Stärkste Erschütterung seit 1975
Nach dem Ausbruch des Vulkans Kilauea auf Hawaii hat eine Erdbebenserie die Inselgruppe abermals erschüttert. Die US-Erdbebenwarte meldete am Freitag (Ortszeit) Beben der Stärke 5,4 und 6,9 im Abstand von nur einer Stunde - gefolgt von Dutzenden schwächeren Nachbeben. Tsunami-Gefahr bestand nach Angaben der Behörden nicht. Berichten zufolge rannten Menschen in Panik aus Gebäuden ins Freie, doch wurden zunächst keine größeren Schäden und auch keine Verletzten gemeldet.
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Laut dem Nachrichtenportal Hawaii News Now handelte es sich bei dem zweiten größeren Beben um das stärkste, das seit 1975 auf Hawaii gemessen wurde. Wie damals lag das Zentrum auch diesmal jeweils unweit des Kilauea auf Big Island, der größten Insel des Archipels im Pazifik, und nur wenige Kilometer unter der Erdoberfläche. 1975 hatte die Erde mit einer Stärke von 7,1 gebebt, es starben zwei Menschen.
APA/AFP/Frederic J. Brown
Nach dem Vulkanausbruch wurde Hawaii von einer Erdbebenserie erschüttert
Brechen die für Hawaii typischen Schildvulkane aus, kann Lava nicht nur aus dem Krater fließen, sondern auch durch unterirdische Risse andernorts an die Oberfläche dringen. So brachen am Freitag wieder neue Bodenspalten auf, durch die glühend heiße Lava hervorquoll und kleinere Waldbrände auslöste. Der Zivilschutz warnte gar vor Lebensgefahr durch hohe Schwefelgaskonzentration in der Luft.
Verkehrswege auf Hawaii intakt geblieben
Die Verkehrswege auf Hawaii seien intakt geblieben, teilte die örtliche Transportbehörde mit. Auch das kurzzeitig verhängte Start- und Landeverbot auf dem internationalen Flughafen sei nach Inspektion der Pisten schnell wieder aufgehoben worden. Laut dem Stromversorger Hawaii Electric Light waren durch beschädigte Leitungen 14.000 Menschen vorübergehend ohne Strom. Auf Fernsehaufnahmen waren Lavaströme in einem Waldgebiet zu sehen. In der Gegend stehen rund 770 Häuser.
Der Kilauea gilt als einer der aktivsten Vulkane der Welt. Er war am Donnerstag (Ortszeit) ausgebrochen und hatte heiße Asche und glühende Lava gespuckt. Bereits vor der Eruption waren Hunderte Inselbewohner und -bewohnerinnen von den Behörden aufgefordert worden, sich in Sicherheit zu bringen. Außerdem ereignete sich schon am Donnerstag ein Erdbeben der Stärke 5,0, dem Dutzende Nachbeben folgten. Der Notstand wurde ausgerufen, Gouverneur David Ige mobilisierte die Nationalgarde.
Reuters/Social Media
Bereits am Donnerstag brach der Vulkan Kilauea, Lava strömte quer durch die Insel
Seit dem Vulkanausbruch flohen Hunderte Bewohner und Bewohnerinnen in Notunterkünfte. Glühende Lava quoll in einem bewohnten Gebiet aus Rissen im Boden. Die Katastrophenschutzbehörde im Bezirk Hawaii County wies 1.700 Anrainer an, die Gefahrenzone umgehend zu verlassen. Rund 10.000 weitere Menschen wurden aufgefordert, ihre Häuser vorsorglich freiwillig zu verlassen. Für die Betroffenen wurden Notunterkünfte in Gemeindezentren eingerichtet.
US-Katastrophenschutz stellt Ressourcen bereit
Die US-Behörde United States Geological Survey (USGS) warnte davor, dass weitere Risse und Lavaströme auftreten könnten. Es sei aber unmöglich, die Ausbrüche vorherzusagen. Die Behörden warnten zudem vor umherfliegenden Gesteinsbrocken. Als Folge der Eruption sei zudem mit Bränden und weiteren Erdstößen zu rechnen. Nach Angaben des Senators Brian Schatz stellte die US-Katastrophenschutzbehörde (FEMA) Ressourcen bereit, um auch auf mögliche Waldbrände, Stromausfälle und Probleme mit der Wasserversorgung zu reagieren.
Inselbewohnerin Janice Wei sagte, sie habe vor dem Ausbruch „ein starkes Rütteln unter meinen Füßen“ gespürt und danach eine rosafarbene Rauchwolke über dem Vulkan gesehen. Der Anrainer Jeremiah Osuna, der den Lavastrom mit einer Drohne filmte, sagte, der Ausbruch habe ihn zunächst in eine „Schockstarre“ versetzt. „Es hörte sich an, wie wenn man einen Haufen Steine in einen Wäschetrockner steckt und ihn auf der höchsten Stufe anstellt“, sagte er dem Fernsehsender Kohn aus Honolulu.
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