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Name senkt Marketingkosten

Musiker und Literaturnobelpreis-Gewinner Bob Dylan ist nun auf einen - offenbar recht lukrativen - Trend von Prominenten aufgesprungen: Er hat gemeinsam mit einem Partner unter dem Namen Heaven’s Door drei verschiedene Sorten Whiskey auf den Markt gebracht. Schnaps hat es etlichen Prominenten angetan, sie verkaufen Tequila, Wodka - aber auch Champagner und Wein mit Hilfe ihres Images.

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„Seit Jahrzehnten reise ich und habe einige der besten Whiskeys der Welt probieren können“, erklärte die Folkrock-Legende Dylan der „New York" Times“. Diese Zeile kann man freilich auch anders lesen. In der ersten Hälfte der 80er Jahre hatte Dylan ein schweres Alkoholproblem, Auftritte auf Touren verliefen angesichts seines Zustands öfters chaotisch. Auch den von einen seiner bekanntesten Songs entlehnten Namen Heaven’s Door kann man in diesem Licht als ein bisschen zynisch sehen.

Rapper mit Whiskey-Börsengang

Davon will Dylan nichts wissen: „Wir beide wollten eine Sammlung amerikanischer Whiskeys herstellen, die auf eigene Weise eine Geschichte erzählt“, sagte Dylan der Zeitung. „Das hier ist großartiger Whiskey.“ Die Flaschen kosten zwischen 50 und 80 Dollar. In Sachen Whiskey gilt der Countryrebell Willie Nelson, eher bekannt wegen seiner Vorliebe für Rauchwaren, als Vorreiter. Schon vor Jahren gab er seinen Namen - und einen Songtitel - für den Old Whiskey River Bourbon.

Willie Nelson

AP/Invision/Amy Harris

Willie Nelson - einmal ohne berauschende Stoffe

Der US-Rapper Drake brachte 2016 einen Bourbon mit dem Namen Virginia Black auf den Markt, die Geschäfte laufen offenbar blendend, die Marke soll sogar an die Börse gehen. Der britische Fußballer David Beckham tat sich mit dem Alkoholkonzern Diageo zusammen und präsentierte 2016 den Scotch Haig Club.

Stars mir lukrativer Duftnote

Beckham ist aber auch bei anderen lukrativen Flüssigkeiten dick im Geschäft. Als er Anfang der 2000er Jahre als Sinnbild der neuen „metrosexuellen“ Männerära galt, war er der ideale Kandidat für eine Parfumlinie. 2005 wurde das erste nach ihm benannte Parfum auf den Markt gebracht, mit seiner Frau Victoria hat er ein kleines Duft- und Beautyimperium aufgebaut. Mehr als 30 Düfte tragen mittlerweile seinen Namen.

Als Vorreiterin in Sachen Promidüfte gilt die argentinische Tennisspielerin Gabriela Sabatini. Schon im Alter von 18 Jahren schloss sie eine Kooperation mit der deutschen Firma Mülhens, mit 19 kam ihr erster Duft auf den Markt - Startschuss für ein Millionengeschäft.

Große Margen, billigeres Marketing

Und das Beispiel machte Schule: Models, Sänger und Sängerinnen, Sportler und Sportlerinnen, sie alle brachten eigene Düfte auf den Markt. Mittlerweile gibt es fast keinen großen Musikstar, der darauf verzichtet. Die Rechnung ist einfach: Mit recht geringen Herstellungskosten lassen sich in der Parfumbranche gute Margen erzielen, größter Kostenfaktor ist zumeist das Marketing - und genau diese werden überschaubar, wenn ein bekannter und zugkräftiger Name das Flacon ziert.

Clooneys Tequila-Erfolgsgeschichte

Relativ ähnlich dürfte es sich bei Alkohol verhalten, anders ist kaum zu erklären, dass die Liste der prominenten Brenner immer länger wird. Eine besondere Erfolgsgeschichte hat Hollywood-Star George Clooney hingelegt. Gemeinsam mit Rande Gerber - dem Ehemann vom Cindy Crawford - schmiedete er bei einem Mexiko-Aufenthalt den Plan für einen Tequila, den man „den ganzen Tag trinken kann, ohne am nächsten Tag einen Kater“ zu haben. 2013 kam ihre Marke Casamigos auf den Markt, 2017 verkauften sie diese an Diageo - für eine Milliarde Dollar.

George Clooney

AP/Invision/Joel Ryan

Clooney vor Tequila

Hochprozentige Sänger

Zusammen mit der mexikanischen Brennerei Sauza brachte 2014 auch Justin Timberlake einen Tequila auf den Markt. Im selben Jahr stieg Rapper Sean Combs alias P. Diddy bei Diageo mit der Marke DeLeon ein, nachdem er zunächst schon die Wodka-Marke Ciroc zum Boomen gebracht hatte. Dick im Geschäft ist auch der frühere Van-Halen-Sänger Sammy Hagar, der Ende der 90er Jahre begann, in seinem Club Cabo Wabo einen gleichnamigen Tequila auszuschenken.

Sean Combs alias P. Diddy

APA/AFP/Getty Images/Scott Gries

P. Diddy als Circo-Testimonial

In zwei Tranchen verkaufte er für 91 Millionen Dollar die Marke an den Campari-Konzern - und hob anschließend Rum aus der Taufe, und 2017 gemeinsam mit Adam Levine von Maroon 5 Santo Mezquila, eine Mischung aus Mezcal und Tequila.

Likörchen floppte

Die US-Schauspieler Channing Tatum und Dan Aykroyd zeichnen wie auch der ehemalige Basketball-Star Dennis Rodman für einen Wodka verantwortlich. Ausgefallener ging es Schauspieler Danny DeVito an, der eine Limoncello-Marke ins Leben rief.

Sylvester Stallon und Danny DeVito

AP/Chris Pizzello

Danny DeVito mit prominentem Mittrinker

Der US-Sänger Marilyn Manson wiederum ging schon vor mehr als zehn Jahren mit einem Absinth auf den Markt. Rapper und Schauspieler Ludacris setzt auf einen Cognac. Rapper Jay-Z ist schon einige Jahre mit seinem Champagner erfolgreich. Dass solche Geschäftsideen auch schiefgehen können, bewies US-Musiker Pharrell Williams, dessen Likörchen Qream floppte und einen Rechtsstreit zur Folge hatte.

Weinbau als Prominentenhobby

Schon recht unüberschaubar ist die Liste der Stars, die sich dem Weinbau verschrieben haben - wobei die Intensität der Auseinandersetzung variiert: Die einen wurden zu Weingutbesitzern, andere legen selbst Hand an, und manche fungieren vor allem als Testimonial, nachdem sie ein bisschen verkostet haben.

Der französische Schauspieler Gerard Depardieu besitzt mittlerweile mehr als Dutzend Weingüter. Sänger Sting nennt ein Weingut in der Toskana sein Eigen, ebenso wie seine italienische Kollegin Gianna Nannini und der italienischen Startenor Andrea Bocelli. Simply-Red-Sänger Mick Hucknell kaufte sich in Sizilien ein, Cliff Richard in Portugal.

Gerard Depardieu

Reuters/Tobias Schwarz

Depardieu beim Verkosten

Väter als Winzer

Regisseur Francis Ford Coppola soll angeblich mit seinen Weinen mehr Geld verdienen als mit seinen Filmen. Madonna fungiert vor allem als Investorin bei den Weinen ihres Vaters. Ähnlich verhält es sich bei Fergie, Ex-Sängerin der Black Eyed Peas.

Schauspieler Antonio Banderas ist an einem spanischen Weingut beteiligt. Angelina Jolie kelterte mit ihrem Ex-Mann Brad Pitt in besseren Zeiten Wein in Südfrankreich, die beiden halten die Beteiligung noch als Familieninvestment. Schauspielerin Drew Barrymore leiht einem kalifornischen Winzer ihren Namen. Schauspielerkollege Sam Neill produziert Wein in Neuseeland. In Deutschland gilt Moderator Günter Jauch als einer der prominentesten Winzer, ebenso die Schauspieler Till Schweiger und Matthias Schweighöfer.

Dass das Geschäftsmodell bei wirklich jeder Zielgruppe zu funktionieren scheint, zeigt die norwegische Black-Metal-Band Satyricon, die schon seit ein paar Jahren einen eigenen Wein im Merchandise-Gepäck hat.

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