Mahnwache für Opfer der Amokfahrt in Toronto

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Mit einer Mahnwache haben Tausende Menschen in Toronto der Opfer der Amokfahrt gedacht, die die kanadische Metropole sechs Tage zuvor erschüttert hat. „Liebe für alle, Hass für niemanden“ war auf großen Postern und blauen T-Shirts in der Menschenmenge zu lesen. Unter dem Motto „Toronto Strong“ zündeten Teilnehmer eine Kerze für jedes der Todesopfer an und sangen die kanadische Nationalhymne.

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„Wir stehen zusammen“, sagte die Pastorin Alexa Gilmore von der Windermere United Church zu Beginn der Mahnwache, an der Vertreter der verschiedenen in Toronto vertretenen Religionsgemeinschaften teilnahmen, wie lokale Medien gestern berichteten.

Trudeau: „Ganz Kanada trauert gemeinsam“

Auch Kanadas Premierminister Justin Trudeau, Torontos Bürgermeister John Tory sowie die Generalgouverneurin Julie Payette, die Kanadas offizielles Staatsoberhaupt Königin Elizabeth II. vertritt, nahmen in der Menge Platz. „Heute Abend erinnert sich Toronto - und ganz Kanada - gemeinsam und trauert“, twitterte Trudeau.

„Toronto hat den Schmerz anderer Städte gefühlt“, sagte der Rabbiner Baruch Frydman-Kohl und erinnerte an Berlin, London, Nizza und Stockholm, wo ebenfalls Fußgänger von Amokfahrern oder Attentätern überfahren und getötet worden waren.

Zehn Menschen getötet

Der 25-jährige Alek Minassian hatte am Montag vergangener Woche einen gemieteten Lieferwagen mit voller Geschwindigkeit auf den Gehsteig der Yonge-Street im Zentrum von Toronto gelenkt. Acht Frauen und zwei Männer im Alter zwischen 22 und 94 Jahren wurden getötet und 16 weitere Menschen verletzt, als er auf einer Strecke von 2,1 Kilometern über den Gehsteig raste.

Der Täter wurde sieben Minuten nach Eingang des ersten Notrufs festgenommen. Minassian wurde am Dienstag des zehnfachen Mordes und des versuchten Mordes in 13 weiteren Fällen angeklagt. Berichten zufolge sollen drei weitere Fälle versuchten Mordes in Kürze zu den Anklagepunkten hinzugefügt werden. Über das Motiv des Täters wurde offiziell noch nichts mitgeteilt.

Frauenhass als mögliches Motiv

Nach Medienberichten könnte er von Frauenhass getrieben worden sein. Laut den Ermittlern hatte er kurz vor der Tat eine „kryptische“ Nachricht im Sozialen Netzwerk Facebook hinterlassen, in der er dem US-Bürger Elliot Rodger seine Bewunderung aussprach. Dieser hatte 2014 in Kalifornien sechs Menschen und anschließend sich selbst getötet, nachdem er sich zuvor darüber beklagt hatte, von Frauen abgewiesen zu werden.

Der Amokfahrer von Toronto bezog sich laut Polizei auch auf eine „Incel Rebellion“: „Incel“ ist eine Abkürzung für die englische Bezeichnung „involuntarily celibate“, was unfreiwilliges Single-Dasein oder unfreiwillige sexuelle Enthaltsamkeit bedeuten kann. Der Begriff „Incel Rebellion“ taucht häufig in Internetgruppen auf, in denen frustrierte Männer Frauen beschimpfen.