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Halbinsel formell im Krieg

Korea war in seiner Geschichte oft von fremden Mächten besetzt oder beherrscht. Die Bevölkerung hatte Ausbeutung und Unterdrückung zu erdulden. Nach der Teilung der Koreanischen Halbinsel im Kalten Krieg wurde der Norden kommunistisch und ging den Weg in die Isolation. Der Süden schloss sich dem Westen an und fand schließlich auch zur Demokratie.

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1945: Mit der Kapitulation Japans am Ende des Zweiten Weltkriegs endet auch die 35-jährige japanische Kolonialherrschaft in Korea. Der letzte koreanische Kaiser Kojong hat 1907 unter japanischem Druck auf den Thron verzichtet, 1910 wird die Halbinsel japanische Kolonie. Auf Beschluss der Siegermächte USA und Sowjetunion wird Korea entlang des 38. Breitengrades geteilt. Unter ihrer Aufsicht soll in Zeiten des Kalten Krieges ein unabhängiges Korea als Pufferstaat zwischen Ost und West entstehen. Der Süden wird von amerikanischen und der Norden von sowjetischen Truppen besetzt.

1948: Die Verhandlungen über das neue Korea bringen kein Ergebnis. Die US- und Sowjettruppen ziehen sich aber laut Abmachung zurück. Als im Süden (Republik Korea) der zum Staatschef gewählte Rhee Syng Man sein Amt antritt, wird im Norden die Demokratische Volksrepublik Korea unter Kim Il Sung ausgerufen.

1950: Nordkoreanische Truppen stoßen über den 38. Breitengrad nach Süden vor. Der UNO-Sicherheitsrat verurteilt Nordkorea als Aggressor und beschließt die Aufstellung von UNO-Truppen unter US-Kommando. Die Hauptstreitmacht wird von den USA gestellt. Die Volksrepublik China entsendet eine „Freiwilligenarmee“ von rund einer Million Mann zur Unterstützung Nordkoreas. Die Sowjetunion legt kein Veto gegen die UNO-Streitmacht ein: Sie boykottiert alle Sicherheitsratssitzungen aus Protest, weil Washington bereits schon früher die Korea-Frage gegen den Willen Moskaus vor die Vereinten Nationen gebracht hat.

1953: Ein Waffenstillstandsabkommen zwischen Nordkorea, China und den UNO-Truppen (USA) beendet den Korea-Krieg, bei dem mehr als drei Millionen Menschen ums Leben kommen. Mit geringfügigen Änderungen wird der 38. Breitengrad wieder als Demarkationslinie, umgeben von einer demilitarisierten Zone, festgelegt. Ein Friedensvertrag ist bis heute nicht unterzeichnet worden. Die chinesischen Truppen verlassen Nordkorea, auf Basis eines Verteidigungsabkommens mit den USA verbleiben in Südkorea aber bis heute US-Truppen.

1958: Die USA stationieren Atombomben in Südkorea (bis 1991).

1961: Nordkorea schließt Verteidigungsabkommen mit der Sowjetunion und China. Nordkorea entwickelt ein bis heute bestehendes diktatorisches System auf Basis der Juche-Ideologie mit dem Credo politischer, wirtschaftlicher und militärischer Eigenständigkeit. Südkorea ist damals noch eine Militärdiktatur, teils ist sogar das Kriegsrecht verhängt.

1966-69: Militärische Geplänkel an der Demarkationslinie.

In den Jahren 1968, 1974 und 1983 scheitern mehrere Mordanschläge Nordkoreas auf südkoreanische Präsidenten. In den 60er Jahren überholt Südkorea Nordkorea im Bereich der industriellen Entwicklung, in den 80er Jahren erfolgt der Aufbau der Hightech-Industrie. Mitte der 80er Jahre schlägt Südkorea nach Studierendenunruhen den Weg der Demokratisierung ein.

1987: Nordkoreanische Spione jagen ein südkoreanisches Flugzeug in die Luft, nachdem bereits 1969 ein nordkoreanischer Spion ein südkoreanisches Flugzeug nach Nordkorea entführt hat.

1988: Erste freie Parlamentswahl in Südkorea und Olympische Sommerspiele in Seoul, die Nordkorea boykottiert, weil es knapp die Hälfte der Bewerbe austragen wollte, es aber zu keiner Einigung mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) gekommen ist.

1990: Die Ministerpräsidenten Nord- und Südkoreas treffen erstmals zusammen.

1991: Nordkorea und Südkorea werden in die Vereinten Nationen aufgenommen.

1992: Nord- und Südkorea unterzeichnen eine „Gemeinsame Erklärung über die Denuklearisierung der Koreanischen Halbinsel“, wonach keiner der beiden Atomwaffen testen, herstellen, besitzen, stationieren oder einsetzen werde.

1993: Kim Young Sam wird erster frei gewählter Präsident Südkoreas. Nordkorea zieht sich aus dem internationalen Atomwaffensperrvertrag zurück, nachdem die Internationale Atomenergieagentur (IAEA) auf Ungereimtheiten gestoßen ist.

1994: Nach 46-jähriger Herrschaft stirbt der nordkoreanische Diktator Kim Il Sung. Sein Sohn Kim Jong Il wird neuer KP- und Armeechef und Staatsführer.

Das Ende der Sowjetunion hat Nordkorea in eine wirtschaftliche Krise gestürzt, es kommt zu Hungersnöten. Nordkorea und die USA schließen ein Rahmenabkommen: Einfrieren des Atomprogramms im Gegenzug für Energielieferungen.

1998: Der neue südkoreanische Präsident Kim Dae Jung leitet eine Phase von Dialog, Aussöhnung und wirtschaftlicher Zusammenarbeit mit dem Ziel der Wiedervereinigung der beiden koreanischen Staaten ein („Sonnenscheinpolitik“). Die jährlichen gemeinsamen Militärmanöver mit den USA werden beibehalten.

2000: Gipfeltreffen von Kim Jong Il und Kim Dae Jung in Pjöngjang: Verständigung über vertrauensbildende Maßnahmen. Eröffnung von Verbindungsbüros im Waffenstillstandsort Panmunjom.

2002: Die USA legen Beweise für ein verdecktes Programm Nordkoreas zur Urananreicherung vor. Präsident George W. Bush sieht Nordkorea als ein Land auf der „Achse des Bösen“.

2003: Nordkorea tritt aus dem Atomwaffensperrvertrag aus, das Rahmenabkommen mit den USA bricht endgültig zusammen. Zugleich Beginn der Sechsländergespräche in Peking. Mit Nordkorea verhandeln die USA, Südkorea, China, Japan und Russland.

2005: Nordkorea erklärt, Atomwaffen zur Selbstverteidigung hergestellt zu haben.

2006: Nordkorea testet eine Langstreckenrakete, die Ziele im US-Staat Alaska erreichen kann, und führt seinen ersten Atomwaffentest durch. Der UNO-Sicherheitsrat verhängt erstmals Sanktionen gegen Pjöngjang. Fünf weitere Atomtests folgten bis heute, und die Sanktionen werden mehrmals verschärft.

2007: Ende der „Sonnenscheinpolitik“ unter dem neuen südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak.

2009: Nordkorea steigt aus den Sechsergesprächen aus und weist IAEA-Inspektoren aus, es kann bis heute nicht zur Aufgabe seines Atomprogramms bewogen werden.

2010: Das südkoreanische Kriegsschiff „Cheonan“ sinkt nach einer Explosion, 46 Besatzungsmitglieder kommen ums Leben. Die USA schicken zu einem gemeinsamen Seemanöver mit den südkoreanischen Streitkräften einen Flugzeugträger und mehrere Zerstörer nach Südkorea. Nordkorea droht mit Atomwaffeneinsatz.

2011: Kim Jong Il stirbt, sein Sohn Kim Jong Un folgt ihm nach.

2016: Die gemeinsam von Nord- und Südkorea seit 2002 betriebene Sonderwirtschaftszone in Kaesong (Nordkorea) wird im Streit geschlossen.

2017: Als erster US-Präsident droht Donald Trump ganz in der althergebrachten Manier ebenfalls offen Militärschläge zur völligen Zerstörung Nordkoreas an, was aber folgenlos bleibt. Der sechste Atomtest Nordkoreas zieht weitere Verschärfung der UNO-Sanktionen nach sich.

2018: Nordkorea nimmt an den Olympischen Winterspiele im südkoreanischen Pyeongchang teil. Es entsteht eine Dynamik für ein Gipfeltreffen von Kim Jong Un mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In sowie von Kim mit Trump.

Kim und Moon treffen sich Ende April tatsächlich in Südkorea - und überschreiten öffentlichkeitswirksam die Grenze zwischen den beiden Ländern. Das geplante Treffen zwischen Trump und Kim findet vorerst aber nicht statt. Ende Mai sagt der US-Präsident den Gipfel nach gegenseitigen Vorwürfen überraschend ab.