Blütenmeer im „idealen Glaspalast“
Mit einer Gesamtfläche von rund 14.000 Quadratmetern zählen die Königlichen Gewächshäuser im Brüsseler Stadtteil Laken zu den größten derartigen Gebäudekomplexen der Welt. Im Inneren verbirgt sich ein wahrer Paradiesgarten, den die Öffentlichkeit allerdings nur einmal im Jahr für drei Wochen zu Gesicht bekommt.
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Die auf dem großflächigen Gelände des belgischen Königspalastes angelegte „Gläserne Stadt“ wurde von Architekt Alphonse Balat im Auftrag von König Leopold II. (1835 - 1909) entworfen. Der königliche Baumeister machte sich auch als Lehrmeister der Brüsseler Architektenikone Victor Horta einen Namen.
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Das Königshaus bezeichnet das Bauwerk bis heute als „idealen Glaspalast“, der mit „monumentalen Pavillons, Glaskuppeln und weitläufigen Galerien, die als überdachte Straßen das Gelände durchziehen“ weit mehr sei als ein „einfacher exotischer botanischer Garten“
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Reine Zweckbauten werden im Garten eines Königshauses aber ohnehin nicht erwartet. Von Kritikern entsprechend als „Zeugnis eines megalomanen Imponierbedürfnisses“ abgekanzelt, bietet der seit über hundert Jahren immer nur im Frühjahr kurz für die Öffentlichkeit gewährte Zugang dann doch einiges zum Staunen
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Einmal in die Glashauswelt eingetaucht, erwartet die Besucher ein streng abgesteckter Parcours durch enge, blütenreiche Gänge, welche die Glashäuser mit ihren teils üppigen tropischen und subtropischen Landschaften miteinander verbinden
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Der Rundgang führt unter anderem durch den Palmenpavillon, das Speisesaal-, das Theater- und das Spiegel- und Dianagewächshaus und dann durch den Wintergarten mit seiner rund 25 hohen Glaskuppel wieder zurück zum Ausgangspunkt, der Orangerie
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Für bescheidene 2,5 Euro Eintrittsgeld wird somit einiges geboten - dennoch ist selbst während der dreiwöchigen Besichtigungszeit nicht alles geöffnet
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Je nachdem, in welchem Teil der Gewächshausanlage man sich gerade befindet, dominiert entweder Grün oder Bunt
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Alles ist bis ins letzte Detail arrangiert - 60 Gärtner sollen sich Berichten zufolge um die auf rund 60.000 Arten geschätzte Pflanzenpracht kümmern
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Als einer der größten Kostenpunkte gilt die Beheizung durch ein mehrere Kilometer langes, im Boden verlegtes Röhrensystem: Mehrere zehntausend Liter aufgeheiztes Wasser werden dafür pro Tag gebraucht.
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Hinter der Heizung steht ein ausgeklügeltes System. So benötigen einige Pflanzen mehr als 18 Grad Celsius, andere geben sich mit zehn bis 14 Grad zufrieden, und in der Nacht darf die Temperatur maximal um wenige Grad fallen.
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Der Aufwand hinter den Glashäusern erscheint auch abseits davon beträchtlich. So werden immense Mengen an Wasser zum Gießen und Sprengen der Pflanzen benötigt. Zudem sind während der warmen Jahreszeiten etwa die Glasfenster weiß gestrichen, um den Sonneneinfall zu reduzieren. Im Herbst muss die Farbe wieder weg, um im Winter für genügend Sonne zu sorgen.
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Rar sind unterdessen Hinweise auf den Bauherrn. Abseits einer Büste in einem der Glashäuser, hängt Leopold II. hier vor allem der Ruf eines „großen Pflanzenliebhabers“ nach. Gerne vergessen wird dabei, dass Leopold II. mit einer grausamen Schreckensherrschaft im Kongo auch hinter einem der dunkelsten Kapitel in der belgischen Geschichte steht.
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Der Kongo wurde unter seiner Herrschaft als eine Art Privatkolonie zwischen 1876 und 1908 regelrecht ausgenommen, und nicht zuletzt mit seinem Vorzeigebau in Laken stellte er den damit angehäuften Reichtum auch unverhohlen zur Schau
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Zwar gibt es mit dem Kongohaus auch unter den Königlichen Gewächshäusern einen Hinweis auf die 1960 in die Unabhängigkeit entlassene Kolonie des Landes, ...
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... ansonsten verrät die gläserne Hinterlassenschaft Leopolds wenig, weswegen in einem belgischen Medienbericht auch von einem „Paradies mit dunklem Geheimnis“ die Rede ist
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Ungeachtet dessen werden auch heuer in Summe rund 100.000 Besucher erwartet
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Am 11. Mai ist aber wieder Schluss, und im königlichen Garten kehrt dann wieder für ein Jahr Ruhe ein
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Und dann kann auch das sprichwörtliche Gras weiter über den dunklen Teil in der Geschichte der Königlichen Gewächshäuser wachsen
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Peter Prantner, ORF.at, aus Brüssel