Ein alles überstrahlender Bösewicht

In „Avengers: Infinity War“ nehmen fast 20 Superheldinnen und -helden den Kampf gegen den Titanen Thanos auf, der die Hälfte allen Lebens mit Hilfe der sechs Infinity-Steine auslöschen will. Herausgekommen ist ein visuell beeindruckendes Comicepos, das über mehrere Planeten bis zum schockierenden Finale im Königreich Wakanda führt.

Für langwieriges Teambuilding wie in „Avengers“ oder „Avengers: Age of Ultron“ bleibt im 19. Film aus dem Marvel-Universum keine Zeit. Thanos und seine Schergen (der „Black Order“) schlagen hart, schnell und präzise zu. Ob Mensch, Alien, Gott oder Zauberer - wer sich dem Titanen auf seiner Suche nach den mächtigen Infinity-Steinen in den Weg stellt, wird vernichtet.

So verdichtet sich Marvels Kinouniversum, ehe es zum großen Knall kommt. Oder, wie es Dr. Strange (Benedict Cumberbatch) im Film ausdrückt: „Wir befinden uns im Endspiel.“ Der oberste Wächter der Zauberer hat etwas, das Thanos will: Das „Auge von Agamotto“, ein Amulett, in dessen Mitte der grün schimmernde Zeitstein liegt. Auch der Android und Avenger Vision gerät ins Visier des Alien-Overlord, trägt er doch den Gedankenstein auf seiner Stirn.

Navigieren im Marvel-Universum

Vor ziemlich genau zehn Jahren, am 1. Mai 2008, ist „Iron Man“ in die österreichischen Kinos gekommen. Tony Starks erstes Abenteuer markierte den Beginn einer neuen Ära des Genres der Comicverfilmungen. 18 Filme wurden seither produziert, Dutzende Heldinnen und Helden aus den Marvel-Comics auf der Leinwand eingeführt. Umgerechnet zwölf Milliarden Euro spülten die Filme bisher in die Kassen der Disney Studios.

Vorwissen ist bei „Avengers: Infinity War“ dennoch nur bedingt gefragt, auch wenn mit Ausnahme des Seelensteins alle Infinity-Steine bereits wichtige Rollen in früheren Marvel-Filmen gespielt haben. Die Regisseure Anthony und Joe Russo, die bereits „Captain America: The Return of the First Avenger“ und „Captain America: Civil War“ umgesetzt haben, bleiben bei der bewährten Marvel-Mischung: Action, Comedy, Emotion.

Bemerkenswert ist, wie schlüssig die Russo-Brüder die verschiedenen Facetten des Marvel-Kinouniversums zu einem großen Ganzen zusammensetzen. Die kalte, metallische Welt der „Avengers“ verschmilzt mit der bunteren der „Guardians of the Galaxy“-Filme und der futuristischen von „Black Panther“. Auch die unterschiedlichen Charaktere harmonieren.

Thanos’ starke Schultern

Die Frage, welcher Charakter wie viel Zeit zu glänzen bekommt, haben die Russos ebenfalls bemerkenswert umschifft. „Avengers: Infinity War“ ist im Grunde genommen ein Film über Thanos, der im Gewand eines „Avengers“-Abenteuers daherkommt. Der kosmische Feldherr trägt den Film auf seinen starken Schultern. Josh Brolin schafft es, dem CGI-Titanen mit der violetten Haut und dem Runzelkinn eine Seele zu verleihen und seinen irren Plan, die Hälfte aller Lebewesen im Universum auszuradieren, zumindest ein wenig verständlich zu machen.

Trotz seiner vielen unterhaltsamen Stellen, den liebevoll gestalteten Welten und der eindrucksvollen Schlacht um das Königreich Wakanda stellt sich am Ende des 2:40 Stunden langen Films ein wenig Ermüdung ein. Das schockierende Finale macht die Überlänge allerdings wieder wett. Und so markiert „Avengers: Infinity War“ in gewisser Weise das Ende des Marvel-Kinouniversums, wie es bisher bekannt war.

Die Vorfreude der Fans scheint jedenfalls riesig: Laut dem US-Magazin „Variety“ könnte der Streifen bereits an seinem Eröffnungswochenende die 250-Millionen-Dollar-Marke (rund 205 Millionen Euro) knacken und einen der besten Kinostarts aller Zeiten hinlegen. Kommendes Jahr folgt mit dem Sequel zu „Infinity War“ dann wohl die endgültige Entscheidung darüber, welche Heldinnen und Helden überleben.

Links:

• Avengers: Infinity War
• „Variety“-Artikel