Themenüberblick

Verschwunden in dunklen Gängen

Die Geheimnisse hinter den Illusionen sind das Kapital der großen Zauberkünstler. Einer der bekanntesten unter ihnen, David Copperfield, musste nun im Rahmen eines Gerichtsverfahrens wegen des Vorwurfs der Fahrlässigkeit einen seiner bekanntesten Tricks verraten.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Hintergrund des Verfahrens ist die Klage des Briten Gavin Cox gegen Copperfield. Cox soll sich bei einer Las-Vegas-Show des Magiers im Jahr 2013 schwer verletzt haben, als er neben anderen Zuschauern zufällig ausgewählt wurde, um von Copperfield „weggezaubert“ zu werden. Nach Angaben des Briten wurden die ausgewählten Zuseher von der Bühne durch dunkle Wege und Gänge von der Bühne weggeführt.

Gavin Cox vor Gericht

APA/AP/Las Vegas Review-Journal/Michael Quine

Der Brite Cox wirft Copperfield Fahrlässigkeit bei einer seiner Las-Vegas-Shows vor

Dabei sei er gestolpert und mit dem Kopf auf den Boden gefallen. Er habe eine Gehirnverletzung erlitten und musste zweimal am Hals und an der Schulter operiert werden. Insgesamt seien so Kosten von rund 400.000 Dollar (323.000 Euro) für medizinische Betreuung entstanden. Offen ließ der Anwalt des Klägers, welche Summe er für seinen Mandanten erstreiten will. Es könnte sich Medienberichten zufolge aber um mehrere Millionen Dollar handeln. Der Prozess kann bis zu vier Wochen dauern.

Ein Dutzend Zuschauer verschwinden lassen

Der Versuch der Copperfield-Anwälte, das Verfahren durch Angebote im Vorfeld zu stoppen und dadurch eine Weitergabe der Geheimnisse zu verhindern, scheiterte. So gab Copperfields Freund und Produzent Chris Kenner den Geschworenen einen Einblick in Copperfields Trick, rund ein Dutzend Menschen gleichzeitig von der Bühne verschwinden zu lassen.

Magier David Copperfield 2001

Reuters/Peter Morgan

Copperfield bei einem Auftritt in New York im Jahr 2001

Erfahrene Bühnenarbeiter und Assistenten Copperfields treiben dabei die ausgewählten Zuschauer durch dunkle Vorhänge, Gänge innerhalb und außerhalb des MGM Grand Hotel, wo Copperfields Las-Vegas-Shows stattfinden. Rechtzeitig zum großen Showfinale müssen die durch den Gebäudekomplex geführten Zuschauer wieder auf der Bühne „auftauchen“, sagte Kenner aus. Er zählt mit seinem Unternehmen Backstage Employment and Referral Inc ebenfalls zu den Angeklagten in diesem Verfahren.

„Kein Hindernislauf“

Die Frage des Richters, ob die von Copperfields Assistenten gewählte Route ein „Hindernislauf“ sei, beantwortete Kenner mit einem klaren Nein. Jedenfalls habe Copperfield den Trick im Laufe von 20 Jahren Zehntausende Male gezeigt. Die Frage von Cox’ Anwalt Benedict Morelli, ob die teilnehmenden Zuschauer erst während des Weges im Hinterbereich der Bühne über den weiteren Verlauf informiert wurden und nicht vor Beginn der Illusion, musste Kenner mit Ja beantworten. Er wies aber dezidiert zurück, dass es gefährlich sei, die Menschen über die für sie unbekannte Route zu führen.

Der Anwalt des MGM Grand Hotel, Jerry Popovich, gab zudem an, dass Copperfield selbst nur wenige Minuten zuvor dieselben Gänge für einen anderen Trick gegangen war. Wenn er hier Probleme gesehen hätte, hätte Copperfield Bühnenarbeiter vorgewarnt. Eine Konsequenz hat der Vorfall jedenfalls schon. Zwar tritt Copperfield nach wie vor Hunderte Male mit seiner Show in Las Vegas auf. Doch laut Popovich wird der Trick mit den verschwindenden Menschen nicht mehr eingesetzt, um die Show zu beenden.

Link: