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„Konzernumbau weiter vorantreiben“

Volkswagen hat einen neuen Chef: Der Aufsichtsrat ernannte bei seiner Sitzung Ende der Vorwoche den bisherigen VW-Markenchef Herbert Diess zum neuen Vorstandschef des Autokonzerns. Sein Vorgänger Matthias Müller sei „im gegenseitigen Einvernehmen mit sofortiger Wirkung“ als Vorstandsvorsitzender ausgeschieden. Außerdem führt VW neue Markengruppen ein.

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Laut Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch soll die Neuordnung die Entscheidungen bei dem riesigen Autokonzern beschleunigen. Diessl übernehme die Führung „in einer Phase hoher Veränderungsdynamik im Unternehmen und der gesamten Automobilindustrie“.

VW-Vorstandschef Herbert Diess

APA/AP/Paul Sancya

Diess überzeugte den Aufsichtsrat, gilt in Teilen der Belegschaft aber auch als umstritten

Diess habe „bei der Neuausrichtung der Marke Volkswagen eindrucksvoll bewiesen, mit welchem Tempo und mit welcher Konsequenz er tiefgreifende Transformationsprozesse umsetzen“ könne. Pötsch sagte nach der Sitzung, VW wolle die individuelle Mobilität von morgen an führender Stelle mitgestalten. Dafür sei Diess der richtige Mann. Er habe bei der Neuausrichtung der Marke VW bewiesen, „mit welchem Tempo und mit welcher Konsequenz er tiefgreifende Transformationsprozesse umsetzen kann“. Es war Diess gelungen, die Effizienz der lange Zeit ertragsschwachen Kernmarke zu verbessern.

Müller erst seit 2015 Chef

Der 59-jährige Diess galt bereits länger als „Kronprinz“. In seiner Zeit als Chef der Kernmarke VW mit Modellen wie Golf, Tiguan und Passat hat er die Effizienz der lange Zeit ertragsschwachen Wolfsburger verbessert. Er scheut Konflikte mit dem Betriebsrat nicht und lag mit Betriebsratsboss Bernd Osterloh wegen des „Zukunftspakt“ genannten Sparprogramms im Clinch. Diess gilt in Teilen der Belegschaft aber auch als umstritten.

Der ehemalige VW-Vorstandschef Matthias Müller

APA/AP/Paul Sancya

Diess folgt auf Müller - dieser geriet erst kürzlich wegen seines Millionengehalts in die Schlagzeilen

Dennoch überzeugte er im Aufsichtsrat, obwohl der Vertrag seines Vorgängers eigentlich erst 2020 ausgelaufen wäre. Müller hatte 2015 das Zepter von Martin Winterkorn übernommen, der wegen des Diesel-Abgasskandals bei VW zurückgetreten war. Volkswagen hatte im September 2015 auf Druck von US-Behörden zugegeben, weltweit in rund elf Millionen Dieselfahrzeugen unterschiedlicher Marken eine Software zur Manipulation von Abgaswerten eingebaut zu haben. Zuletzt geriet Müller wegen seines Millionengehalts in die Schlagzeilen.

Pötsch erklärte nun, Müller habe den Vorstandsvorsitz übernommen, als das Unternehmen „vor der größten Herausforderung seiner Geschichte stand“. Er habe den Konzern sicher durch diese Zeit gesteuert, das Unternehmen strategisch neu ausgerichtet, einen Kulturwandel in die Wege geleitet und dafür gesorgt, dass der Konzern „nicht nur in der Spur geblieben ist, sondern robuster als jemals zuvor dasteht“. Volkswagen hatte 2017 trotz weiter drückender „Dieselgate“-Lasten deutlich mehr verdient.

Umfassender Umbau bei Chefposten

Daneben beschlossen die Aufseher weitere Personalien: Gunnar Kilian, bisher Generalsekretär im Betriebsrat, wird Personalvorstand und damit Nachfolger von Karlheinz Blessing. Der langjährige Einkaufsvorstand Francisco Javier Garcia Sanz verlässt das Unternehmen auf eigenen Wunsch, seine Aufgaben wird der Beschaffungsvorstand der Marke, Ralf Brandstätter, kommissarisch übernehmen. Sanz ist seit 2001 Vorstand bei VW und auch Aufsichtsratschef beim Fußballclub VfL Wolfsburg. Zugleich rückt Porsche-Chef Oliver Blume in den Konzernvorstand auf.

Neue Markengruppen geplant

Auch die Neuorganisation der Marken des Zwölfmarkenkonzerns soll kommen: Eingeführt werden die Markengruppen „Volumen“, „Premium“ und „Super Premium“, wie das Unternehmen mitteilte. Für die Nutzfahrzeugeinheit Truck & Bus sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, diese an die Börse zu bringen. Laut „Spiegel“ sollen die einzelnen Marken in vier Gruppen aufgeteilt werden - für die Volumenmodelle VW, Skoda und Seat, die Premiumfahrzeuge mit Audi, die Sportwagen mit Porsche, Bentley, Bugatti und Lamborghini und die Nutzfahrzeuge mit MAN, Scania und den leichten Nutzfahrzeugen.

Die für die Markengruppen verantwortlichen Vorstandsvorsitzenden übernehmen zusätzlich Konzernführungsaufgaben. Der neue Konzernchef Diess verantwortet die Konzernentwicklung und Forschung, Audi-Chef Rupert Stadler den Konzernvertrieb und Porsche-Chef Blume die Konzernproduktion.

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