Alter Rechtsstreit neu aufgerollt
Ein alter Vorwurf sexueller Belästigung könnte US-Präsident Donald Trump jetzt doch noch zum Verhängnis werden. „The Apprentice“-Kandidatin Summer Zervos hat mit ihrer Verleumdungsklage gegen Trump einen Erfolg erzielt. Ein Gericht in New York entschied Ende März, dass die Klage verfolgt wird. Es ist bereits der dritte Rechtsstreit, der sich im Rahmen der „#MeToo“-Debatte gegen Trump richtet.
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Trump hatte die heute 43-jährige Zervos vor eineinhalb Jahren der Lüge bezichtigt, nachdem sie öffentlich gesagt hatte, Trump habe sie belästigt. Zervos wirft Trump vor, im Jahr 2007 gegen ihren Willen ihre Brüste angefasst, sie geküsst und sein Geschlechtsteil gegen sie gedrückt zu haben.

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Zervos’ Aussagen von 2007 könnten Trump nun doch noch zum Verhängnis werden
Zervos und Trump kennen einander durch die damals von Trump moderierte TV-Show „The Apprentice“, bei der der Gewinner einen mit 250.000 US-Dollar (204.000 Euro) dotierten Jahresvertrag in einem Trump-Unternehmen gewinnen konnte. Zervos zufolge gab es nach ihrem Ausscheiden als Kandidatin zwei Treffen zwischen ihr und Trump, wie unter anderem die „Washington Post“ und die „Los Angeles Times“ berichteten. Bei diesen sei es zu den Übergriffen gekommen. Trump bestritt die Vorwürfe vehement.
„Niemand steht über dem Gesetz“
Mit der Entscheidung vom Dienstag am obersten Gericht des Bundesstaats New York kann der Prozess nun weitergehen. „Niemand steht über dem Gesetz“, schrieb Richterin Jennifer Schecter in ihrer Entscheidung. „Es ist entschieden, dass der Präsident der Vereinigten Staaten für komplett private Taten keine Immunität genießt und sich den Gesetzen stellen muss.“

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Playmate Karen McDougal will einen Schweigedeal mit dem Medienunternehmen AMI kippen
Zahlreiche Frauen berichteten im vergangenen Jahr im Rahmen der „#MeToo“-Debatte über sexuelle Belästigung durch den jetzigen US-Präsidenten. Dem Gerichtsentscheid über Zervos’ Klage gingen die Aussagen von „Playboy“-Model Karen McDougal und Pornodarstellerin Stephanie Clifford (Stormy Daniels) voraus. Beide berichten, sie hätten eine Affäre mit Trump gehabt.
Exklusivrechte an Geschichte über Affäre?
McDougal reichte ebenfalls am Dienstag Klage gegen das Medienunternehmen American Media Inc. (AMI), das Mutterhaus der Boulevardzeitschrift „National Enquirer“ („NE“), bei einem Gericht in Los Angeles ein. Der Grund: Das Blatt will über die angebliche Affäre mit Trump berichten. McDougal habe „NE“ ihre Geschichte gegen Geld erzählt, diese sei aber nie veröffentlicht worden. Stattdessen hindere sie das Unternehmen mit Verweis auf die geleistete Zahlung nur daran, mit anderen Medien darüber zu sprechen.
AMI erwarb der Klage zufolge während des Wahlkampfs 2016 für 150.000 Dollar (rund 120.000 Euro) die Exklusivrechte an McDougals Geschichte. Das Unternehmen habe aber nie vorgehabt, die Geschichte zu veröffentlichen. AMI habe das in den Verhandlungen über den Deal mit der Freundschaft von AMI-Chef David Pecker zu Trump begründet.
Angebliche Drohungen aus Trump-Lager
In der Klage wird auch von angeblichen Drohungen aus dem Trump-Lager gegen McDougal berichtet. Das Rechtsberaterteam des Präsidenten habe ihr gedroht, sie „finanziell zu ruinieren“, wenn sie den Medien die angebliche Affäre schildere. Der „New Yorker“ hatte allerdings bereits im Februar ausführlich darüber berichtet. Als Quelle nannte das Magazin handschriftliche Aufzeichnungen McDougals, die ihm von einem Freund des Ex-Models zugespielt worden seien.

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Clifford will bald in einem TV-Interview ihr Schweigen brechen
Trump hat eine Affäre mit McDougal stets dementiert - wie auch ein weiteres Verhältnis, das ihm nachgesagt wird: jenes mit der 39-jährigen Pornodarstellerin und -regisseurin Clifford. Auch sie geht mit einer Klage gegen eine Stillschweigevereinbarung über eine angebliche sexuelle Begegnung mit Trump vor.
Clifford will die Vereinbarung aufheben, da nicht Trump, sondern dessen Anwalt die Vereinbarung unterschrieben haben soll. Damit sei aus ihrer Sicht die Abmachung, nicht öffentlich über das Thema zu reden, „hinfällig und nichtig“, heißt es in den Gerichtsunterlagen. Mit der Klage will Clifford erreichen, dass die Erklärung für ungültig erklärt wird.
Schweigegeld an Clifford?
Trumps Anwalt Michael Cohen, der öfters als dessen „Problemlöser“ beschrieben wird, hatte im Februar erklärt, er habe 130.000 US-Dollar (104.745,79 Euro) an Clifford aus eigener Tasche gezahlt. Zum Zweck der Zahlung äußerte er sich nicht. Medienberichten zufolge handelt es sich um Schweigegeld, damit Clifford nicht über die Sexaffäre mit Trump spricht. Im Falle eines Bruchs, soll der Schauspielerin auch körperliche Gewalt angedroht worden sein, so Cliffords Anwalt Michael Avenatti.
Die Schweigegeldzahlung soll 2016 mitten im Präsidentschaftswahlkampf Trumps erfolgt sein, was der Affäre auch einen politischen Aspekt gibt. Das Promimagazin „Intouch“ hatte im Februar ein Interview mit Clifford veröffentlicht, in dem sie von der angeblichen Begegnung mit Trump im Jahr 2006 berichtete. Ein Jahr zuvor hatte Trump seine Ehefrau Melania geheiratet.
„Keine dieser Anschuldigungen ist wahr“
Und auch in diesem Fall wies Trump jede Schuld von sich: „Der Präsident hat die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen zurückgewiesen“, sagte Sarah Sanders, die Sprecherin des Weißen Hauses. Er habe sehr klar gemacht, „dass keine dieser Anschuldigungen wahr ist“. Aufschluss geben könnte aber eine vom US-Sender CBS für 25. März geplante Ausstrahlung eines detaillierten Interviews mit Clifford. „Ich bin zuversichtlich, dass das amerikanische Volk danach wenig oder keinen Zweifel daran haben wird, dass sie glaubwürdig ist und die Wahrheit sagt“, sagte Avenatti gegenüber CNN.
Welche Folgen das TV-Interview sowie alle drei Gerichtsverfahren de facto auf Trumps Präsidentschaft haben könnten, darüber lässt sich nur spekulieren. Jedoch gibt es zahlreiche weitere Hinweise darauf, dass die Folgen von „#MeToo“ auch vor dem US-Präsidenten nicht haltmachen. So sagte Avenatti im Zuge des CNN-Interviews außerdem, in seiner Kanzlei hätten sich sechs weitere Frauen gemeldet, die Geschichten zu Cliffords Aussage beizusteuern hätten. Mindestens zwei von ihnen hätten ebenfalls Schweigeerklärungen unterzeichnet - und bei allen sechs gehe es um Trump.
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