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23 Gruppen machen Front gegen Plattform

Spiele, Musik, Zeichentrick: Auf YouTube werden Kinder auf der Suche nach Zeitvertreib schnell fündig. Und das, obwohl die Videoplattform erst für Menschen ab 13 Jahren gedacht ist. Dann erst ist es in den meisten Ländern offiziell erlaubt, ein Google-Konto zu erstellen und sich damit auch bei YouTube anzumelden.

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YouTube, das seit 2006 zum Google-Konzern gehört, sei sich jedoch sehr wohl bewusst, dass sich auch Kinder unter 13 auf der Plattform tummeln, lautet nun der Vorwurf von einem Zusammenschluss von 23 NGOs. Sie sagen, die Plattform sammle die Daten der jungen User ohne Einverständnis der Eltern. Diese ist in den USA gemäß dem Coppa-Act, einem Gesetz zum Schutz des Privatsphärenschutzes von Kindern, verpflichtend.

Strafen gefordert

Die Allianz der NGOs, darunter Konsumenten-, Kinder- und Datenschutzgruppen, reichte eine Beschwerde bei der US-Handelskommission FTC ein. Google verletze durch die Sammlung von Daten Kinderschutzrechte, so die Argumentation. Obwohl man sich des jungen Alters vieler User bewusst sei, sauge man persönliche Informationen wie Standort oder Telefonnummer ab. Die Kinderschützer forderten die FTC auf, den Umgang YouTubes mit Kinderschutzregeln zu prüfen und gegebenenfalls empfindliche Strafen auszusprechen.

„Jahrelang ignorierte Google seine Verantwortung Kindern und Familien gegenüber, indem es unehrlicherweise angab, dass YouTube - eine Seite voller beliebter Cartoons, Kinderlieder und Spielzeugwerbung - nicht für Kinder unter 13 gemacht ist“, so Josh Golin, Chef der Kinderschutzgruppe CCFC. Google profitiere stark durch Werbung, die sich an Kinder richtet. „Es ist Zeit, dass die FTC Google zur Verantwortung zieht“, so Golin zum britischen „Guardian“. 80 Prozent der US-Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren würden YouTube nutzen, einige der beliebtesten Videochannels richteten sich direkt an Kinder und Familien.

Eigenes Angebot für Kinder

Laut den Nutzungsbestimmungen der Videoplattform dürfen Kinder erst ab 13 YouTube nutzen (in Spanien und Südkorea ab 14). Für jüngere User entwickelte Google 2015 eine eigene „YouTube Kids“-App, die kindgerechte Inhalte und Werbung darstellen soll. Seit dem Vorjahr ist sie auch in Österreich verfügbar. Die App gibt Eltern diverse Kontrollinstrumente in die Hand, etwa zu bestimmen, wie lange Kinder Videos ansehen können. Auch können Inhalte blockiert oder die Suchfunktion deaktiviert werden.

Bei einer Präsentation von YouTube ist auf einer Vidiwall ein Tablet mit dem Videokanal von YouTube Kids zu sehen

AP/Danny Moloshok

2015 wurde die App YouTube Kids als kindgerechte Alternative präsentiert

Für die NGOs ist das zu wenig, wie es in der 59 Seiten starken Beschwerdeschrift heißt. „Google agierte heuchlerisch, indem es fälschlicherweise angibt, YouTube sei nur für über 13-Jährige, während es absichtlich junge Menschen auf einen mit Werbung gefüllten digitalen Spielplatz lockt“, so Jeff Chester vom Center for Digital Democracy. Genau wie Facebook habe es der Konzern verabsäumt, Privatsphären zu schützen.

Nicht nur ein Kritikpunkt

YouTube reagierte abwartend auf die Vorwürfe. „Wir haben die Beschwerdeschrift noch nicht erhalten. Aber der Schutz von Kindern und Familien hatte stets für uns Priorität“, so eine Sprecherin. "Wir werden das Papier sorgfältig lesen und evaluieren, ob wir etwas verbessern können. Da YouTube nicht für Kinder gemacht ist, haben wir stark in die Schaffung der „YouTube Kids"-App investiert, um eine Alternative speziell für Kinder zu bieten“, hieß es.

YouTube steht nicht nur in Fragen des Datenschutzes in der Kritik. Auch der Umgang der Videoplattform mit problematischen Inhalten führte wiederholt zu Beschwerden. Google stockte daraufhin die Zahl der Personen, die Inhalte prüfen, auf 10.000 auf. Im zweiten Halbjahr 2017 seien 150.000 Videos wegen gewalttätigem Extremismus gelöscht worden, hieß es bei YouTube. Inzwischen würden 98 Prozent davon von den selbst lernenden Maschinen aufgespürt.

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