Themenüberblick

Hintergründe noch unklar

In Münster im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen ist am Samstagnachmittag ein Kleintransporter in eine Menschenmenge gefahren. Drei Menschen wurden getötet, 30 verletzt. Auch der mutmaßliche Tatverdächtige ist tot. Er habe sich an Ort und Stelle selbst getötet, sagte ein Polizeisprecher. Medienberichten zufolge soll es sich um einen psychisch auffälligen Deutschen handeln. Seine Wohnung werde nach Sprengstoff durchsucht.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

„Ich kann das weder bestätigen noch dementieren“, sagte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Innenministeriums. Auch die Polizei bestätigte die Angaben zunächst nicht. Ob es sich um einen Anschlag handle, lasse sich auch noch nicht sagen, hieß es. Man prüfe derzeit Hinweise auf mögliche weitere Täter. „Es liegen Zeugenhinweise vor, dass möglicherweise aus diesem Fahrzeug noch Täter geflüchtet sind“, sagte ein Polizeisprecher. „Dahingehend dauern die Ermittlungen noch an, uns liegen noch keine tiefergründigen Erkenntnisse vor.“

Polizeikräfte

APA/dpa/Bernd Thissen

Die Polizei teilte am Samstag mit, dass nach dem Vorfall in Münster in allen Richtungen ermittelt werde

Zuvor hatte die Polizei die Bevölkerung zu besonnenem Handeln aufgerufen. Es gebe einen Großeinsatz an der Gaststätte Kiepenkerl, teilte sie mit. „Bitte den Bereich um den Kiepenkerl meiden. Wir sind vor Ort.“ Medien sprachen unterdessen von mehreren Verletzten. Ein Feuerwehrsprecher bezifferte in den „Westfälischen Nachrichten“ die Zahl der Betroffenen auf 50. Feuerwehr, Rettungs- und Einsatzwagen der Polizei seien in der Innenstadt unterwegs.

Verletzte werden in Krankenhäuser gebracht

Weite Teile der Innenstadt wurden am Samstagnachmittag abgesperrt, unter anderem auch, weil die Beamten einen verdächtigen Gegenstand im Kleintransporter gefunden hatte, sagte ein Polizeisprecher. Um was für einen Gegenstand es sich handle, und ob davon eine Gefahr ausgehe, müsse nun geklärt werden. In Medienberichten war zuvor auch über eine Bombe in dem Fahrzeug spekuliert worden.

Aus dem Umland wurden Rettungshubschrauber angefordert, die Verletzten werden in Krankenhäuser gebracht oder in einer dafür eingerichteten Zone versorgt. Am Samstag war in Münster übrigens auch eine Demonstration von Kurden gegen den Vormarsch der türkischen Armee in Afrin (Syrien) angekündigt. Viele Polizisten waren dort im Einsatz, als der Kleinlaster in die Menschenmenge raste. Bisher gebe es aber keine Informationen, ob ein Zusammenhang zwischen der Demonstration und dem Zwischenfall bestehen könnte, hieß es vonseiten der Polizei.

Politik „erschüttert“ über Vorfall

Die deutsche Bundesregierung sprach den Opfern von Münster und ihren Angehörigen ihr Beileid aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte, es werde alles Denkbare zur Aufklärung der Tat und zur Unterstützung der Opfer und ihrer Angehörigen getan. „Allen Einsatzkräften vor Ort gilt mein Dank.“ Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) dankte auf Twitter den Rettungskräften. „Müssen alles tun, um Hintergründe der Tat aufzuklären“, schrieb sie.

Einsatzkräfte

APA/AP/dpa

Einsatzkräfte in Münster, wo ein Kleintransporter in eine Menschenmenge gerast ist

Deutschlands Innenminister Horst Seehofer (CSU) erklärte, dass die Sicherheitsbehörden des Bundes in engem Austausch mit den Behörden in Nordrhein-Westfalen stünden. Die Polizei in Münster arbeite „mit Hochtouren an der Aufklärung des Sachverhaltes. Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen und Freunden“, sagte Seehofer. Auch die SPD-Fraktionsvorsitzende Andrea Nahles zeigte sich „erschüttert über die Nachrichten, die uns aus Münster erreichen“.

Jan Josef Liefers und Axel Prahl, Hauptdarsteller des „Tatort“-Krimis aus Münster, sind entsetzt über den Vorfall. „Erste Bilder und Nachrichten aus Münster brechen mir das Herz", schrieb Liefers, der den Ermittler Professor Karl-Friedrich Boerne spielt, auf Twitter. Sein Kollege Prahl, der den Hauptkommissar Frank Thiel spielt, schrieb auf Facebook: "Münster, bleib wie Du warst und wie wir Dich lieben: offen, friedlich, freundlich, stark und stolz. Lass Dich jetzt nicht unterkriegen.“

Ort des Vorfalls: Kiepenkerl

Der „Kiepenkerl“ ist ein Standbild eines reisenden Händlers aus dem Münsterland im Herzen der historischen Innenstadt von Münster. Er ist ein Wahrzeichen der gut 300.000 Einwohner zählenden Stadt. Die beiden umliegenden Traditionslokale heißen Großer Kiepenkerl und Kleiner Kiepenkerl. Der Platz inmitten enger Altstadtgassen ist ein beliebter Treffpunkt.

Bei gutem Wetter sitzen und stehen dort oft zahlreiche Menschen im Freien, im Winter gibt es ein Weihnachtsdorf. Der „Kiepenkerl“ befindet sich seit 1896 auf dem Spiekerhof - eine Männerfigur mit Tragekorb, Pfeife, Knotenstock und Leinenkittel. Das Denkmal wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, originalgetreu wieder hergestellt und 1953 von Bundespräsident Theodor Heuss eingeweiht.

Links: