Drei Menschen angeschossen
Bei Schüssen auf dem Firmengelände von YouTube in San Bruno bei San Francisco im US-Bundesstaat Kalifornien sind am Dienstag (Ortszeit) mindestens drei Menschen verletzt worden. Die mutmaßliche Täterin wurde tot aufgefunden, laut Polizei erschoss sie sich selbst. Die genauen Hintergründe der Tat waren zunächst noch unklar, die Polizei prüft jedoch die Möglichkeit einer Beziehungstat.
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Verwirrung gab es zwischenzeitlich über die Zahl der Verletzten. Wie die Polizei später klarstellte, wurden drei Menschen durch Schüsse verletzt, ein vierter verstauchte oder brach sich bei der Flucht den Knöchel. Alle vier wurden laut Polizei in Krankenhäuser gebracht. Der Sprecher eines örtlichen Krankenhauses beschrieb den Zustand einer durch Schüsse verletzten Frau als „ernst“. Ein angeschossener Mann befand sich laut den Angaben in kritischem Zustand.

AP/Marcio Jose Sanchez
Dutzende Einsatzkräfte wurden zur YouTube-Zentrale geschickt, die Polizei sperrte die Straßen
Die Leiche der mutmaßlichen Täterin wurde nach Angaben von Polizeichef Ed Barberini im Inneren eines der YouTube-Gebäude gefunden. Zu ihrer Identität und ihren möglichen Motiven machte er zunächst keine konkreten Angaben. Auch der genauere Ablauf des Vorfalls war noch unklar. Mindestens 40 Schüsse seien gefallen.
Täterin war selbst auf YouTube aktiv
Laut Behörden soll die Frau aus Menifee im Riverside County südöstlich von Los Angeles stammen, wie die „East Bay Times“ berichtete. Einige US-Medien gaben das Alter der Frau mit 39 an, andere mit 38. Sie habe selbst einen Account auf der Videoplattform gehört. In der Vergangenheit soll sie sich über die angebliche Zensur ihrer Inhalte beschwert haben, hieß es. Der Vater der Frau sagte der Zeitungsgruppe Bay Area News Group, seine Tochter habe sich geärgert, dass YouTube sie nicht mehr für ihre Videoinhalte bezahlt habe. Sie sei eine vegane Aktivistin gewesen, zitierte ihn die Zeitung „East Bay Times“, die zur Mediengruppe gehört.
Die Polizei geht jedoch der Möglichkeit nach, dass es sich um eine Beziehungstat gehandelt haben könnte. Die Frau soll „jemanden gekannt“ haben. Auch mehrere Augenzeugen berichteten, die Frau habe offenbar gezielt einen bestimmten Menschen im Visier gehabt. Die Polizei war nach eingegangenen Notrufen mit massiven Einsatzkräften auf das Gelände des Google-Tochterunternehmens vorgerückt. Beschäftigte flüchteten laut Barberini zu diesem Zeitpunkt bereits aus dem Gebäude.
Viele konnten rechtzeitig fliehen
Die Schüsse fielen offenbar in einem Innenhof, wo Angestellte üblicherweise zu Mittag essen. Kurze Zeit später gingen bei der Polizei mehrere Notrufe ein. Augenzeugen berichteten, Menschen hätten panisch die Flucht ergriffen. Er sei in einer Konferenz gesessen, als er Menschen davonrennen gehört habe, schrieb der YouTube-Beschäftigte Todd Sherman auf Twitter. Anfangs habe er noch gedacht, es handle sich um ein „Erdbeben“.
Auf der Flucht zum Ausgang habe er dann „Blutstropfen auf dem Boden und den Stufen“ gesehen, berichtete Sherman weiter. Draußen sei er auf Polizeifahrzeuge getroffen, aus denen Beamte mit gezückten Schusswaffen gesprungen seien. Auf einem auf Twitter veröffentlichten Foto waren überdies Angestellte zu sehen, die das Gebäude mit erhobenen Händen verließen.
Mitarbeiter verbarrikadierten sich
Ein anderer YouTube-Beschäftigter, Vadim Lavrusik, schrieb zu Beginn des Vorfalls auf Twitter, er sei mit Kollegen in einem Raum in der Firmenzentrale verbarrikadiert. Er habe Schüsse gehört und Menschen davonrennen sehen, als er an seinem Schreibtisch saß. Wenig später schrieb Lavrusik dann, er sei „sicher“ aus dem Gebäude hinausgelangt.
Google-Chef Sundar Pichai sprach nach dem Vorfall in einem Schreiben an die Angestellten von einer „unvorstellbaren Tragödie“. YouTube-Chefin Susan Wojcicki twitterte, es gebe „keine Worte“ für das Geschehene. US-Präsident Donald Trump dankte den „phänomenalen“ Polizeikräften für ihren Einsatz. „Unsere Gedanken und Gebete sind bei allen Betroffenen,“ schrieb Trump.
Schusswaffenvorfälle mit Toten und Verletzten sind in den USA trauriger Alltag. Nur selten werden die Angriffe allerdings von Frauen verübt. Der jüngste Vorfall fällt mitten in eine heftige Debatte über die weite Verbreitung von Schusswaffen und das laxe Waffenrecht. Mehr als 1,5 Millionen Menschen hatten am 24. März landesweit für schärfere Waffengesetze demonstriert. Angeführt wurde der „Marsch für unser Leben“ von Überlebenden des Schulmassakers in Parkland im Bundesstaat Florida. Dort hatte ein früherer Schüler am Valentinstag 17 Menschen erschossen.
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