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Symbolfigur des Anti-Apartheid-Kampfes

Winnie Mandela, die Ex-Frau von Südafrikas Freiheitskämpfer Nelson Mandela, ist tot. Die Veteranin des Kampfes gegen die Apartheid sei im Alter von 81 Jahren nach langer Krankheit im Krankenhaus Netcare Milpark in Johannesburg gestorben, teilte ihre Familie am Montag mit. „Sie widmete den größten Teil ihres Erwachsenenlebens dem Volk und war deshalb auch weithin als ‚Mutter der Nation‘ bekannt“, hieß es in der Mitteilung.

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Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela selbst war bereits 2013 gestorben, er hatte Südafrika als erster schwarzer Präsident von 1994 bis 1999 regiert. Über die näheren Umstände des Todes von Winnie Mandela gab es zunächst keine näheren Details.

Bekannt ist, dass Winnie Mandela im Jänner mit Nierenproblemen in ein Krankenhaus in Johannesburg eingeliefert wurde. Mehrfach musste sie sich Behandlungen unterziehen, wie die Familie weiter mitteilte. „Sie verstarb friedlich in den frühen Stunden des Montagnachmittags, umgeben von ihrer Familie und geliebten Menschen“, hieß es weiter.

Mehr als vier Jahrzehnte politisch aktiv

Die lange Zeit wohl schillerndste Politikerin Afrikas hat in ihrem turbulenten Leben polarisiert wie kaum eine andere Frau. Von ihren Verehrern als „uMama Wethu“ („Mutter der Nation“) bejubelt, von Kritikern als „schwarze Mamba“ geschmäht, war ihre Popularität bis ins hohe Alter weitgehend ungebrochen. Als Symbolfigur des Anti-Apartheid-Kampfes in Südafrika hatte die Tochter eines Lehrers mehr als vier Jahrzehnte lang Politik und Schlagzeilen gemacht.

Nelson und Winnie Mandela

Reuters/Howard Burditt

Winnie Mandela an der Seite ihres Ex-Mannes Nelson Mandela im August 2008

Hohe Popularität

Die Leser des in den Ländern Afrikas populären Magazins „New African“ bestimmten sie 2004 in einer Liste der „100 größten Afrikaner aller Zeiten“ zur populärsten Frau des Kontinents. Sie war aber auch gleicherweise wegen Skandalen, Schulden und wegen ihres Auftretens umstritten: Auch solcherlei Umstände prägten das Leben von Winnie Mandela nach der demokratischen Wende am Kap.

1958 hatte Winnie Nomzamo („die Strebsame“) Mandela den Anwalt Mandela geheiratet, sie selbst ließ sich zur Sozialarbeiterin ausbilden. Mit der Verhaftung des Chefs des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) 1962 und seiner Verurteilung begann für sie die schwierigste Zeit ihres Lebens.

Soziales Engagement, gefürchtete Leibwache

Während sie sich allein um die gemeinsamen Töchter Zenani und Zinzi kümmerte, war sie ständigen Schikanen durch das Apartheid-Regime ausgesetzt. Dennoch verschaffte sie sich durch soziales Engagement und Furchtlosigkeit weltweiten Respekt.

Das Blatt wendete sich, als sie sich später in Soweto mit einer gefürchteten Leibwache umgab. Mit Entführungen, Folterungen und sogar Mord wurde sie in Verbindung gebracht - und auch verurteilt: 1991 wurde sie wegen Entführung und Beihilfe zur Körperverletzung von vier schwarzen Jugendlichen mit sechs Jahren Haft belegt, kam in der Berufung aber mit einer Geldstrafe davon.

Winnie Mandela

APA/AFP/Marco Longari

Mandela bei den Feiern zu ihrem 80. Geburtstag 2016 - umringt von Vertreterinnen der Frauenorganisation der ANC

Ins Abseits manövriert

Als sie dann am 11. Februar 1990 ihren Mann nach 27-jähriger Haft in die Freiheit begleitete, sahen viele in ihr Südafrikas erste schwarze First Lady. Doch Primadonna-Allüren, Affären und Arroganz zerstörten ihre Ehe und ramponierten ihr internationales Ansehen. Noch vor seiner Wahl trennte sich Mandela 1992 von ihr und ließ sich 1996 scheiden.

Die schillernde Populistin manövrierte sich danach ins Abseits - auch wenn sie bei den Ärmsten der Armen weiter als Verkörperung von Leid, Schmerz und schwarzem Selbstbewusstsein hoch im Kurs stand. Als kurz vor der Fußball-WM am Kap fremdenfeindliche Übergriffe in den Armenvierteln Johannesburgs ausbrachen, war sie es, die couragiert einschritt.

Arbeit für viele Anwälte

Immer wieder entging Winnie Madikizela-Mandela - wie sie sich seit der Scheidung nannte - nur knapp drohenden Haftstrafen und stärkte als Überlebenskünstlerin ihr Image. Ihr Umgang mit Finanzen brachte ihr weiteren Ärger ein und bescherte einer Reihe von Anwälten Arbeit. Sie pflegte nach Jahren der Entbehrung einen extravaganten Lebensstil mit Luxuskarossen, Villa, Designerkleidern und Leibwächtern.

Angesichts der Massenarmut im Lande rügten ihn Kritiker als schamlos. Zum Gespött wurde die Ikone mit der Vorliebe für ausgefallene Brillen und Hüte, als sie einem Richter die Deckung ihrer monatlichen Ausgaben von 72.000 Rand (7.200 Euro) erklären musste. Sie habe eben Gönner, die ihr monatlich 55.000 Rand (5.500 Euro) zusteckten, meinte sie.

Fossil einer vergangenen Ära

Der Richter reagierte mit Kopfschütteln: „Viele lange Jahre standen Sie an der Seite des beliebtesten und respektierten Staatsmannes der Welt, aber irgendwann ist irgendwo etwas schiefgelaufen.“ Als sie dann alle politischen Ämter niederlegte, gab es nicht nur Tränen zum Abschied: Sie galt in ihrer politischen Heimat, der einstigen Befreiungsbewegung des Afrikanischen National-Kongresses (ANC), schon als Fossil einer vergangenen Ära.

2013 nahm sie Abschied von ihrem Ex-Mann: Zusammen mit Mandelas Ehefrau Graca Machel folgte sie Hand in Hand dem Sarg des Freiheitskämpfers.

UNO-Chef: "Stimme für Gleichberechtigung"

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres würdigte Mandela als „starke und furchtlose Stimme im Kampf für Gleichberechtigung“. Mandelas Tod habe Guterres traurig gemacht und er richte ihrer Familie sein Beileid aus, sagte UNO-Sprecher Stephane Dujarric in New York.

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