Soziales Netzwerk versucht Kehrtwende
Im Skandal um den Missbrauch der Daten von Millionen Nutzern reagiert Facebook nun auf Beschwerden. Am Mittwoch kündigte der Konzern einige Neuerungen an, etwa bei den Nutzungsbedingungen. Zahlreiche Unternehmen kehren dem Sozialen Netzwerk jedoch den Rücken.
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Facebook verkündete am Mittwoch, die Datenverwaltung für Nutzer werde vereinfacht. Hintergrund der seit Monaten vorbereiteten Änderungen ist aber nicht der aktuelle Skandal, sondern die ab Ende Mai geltende EU-Datenschutzgrundverordnung.
„Hat gezeigt, wie viel wir noch arbeiten müssen“
User könnten künftig einfacher ihre Daten einsehen und löschen, hieß es. Zudem werde es möglich sein, sämtliche Daten und bei Facebook hochgeladene Inhalte in Formaten herunterzuladen, mit denen sie zu einem anderen Dienst verlagert werden können. Insgesamt soll es leichter werden, bisher oft verstreute Datenschutzeinstellungen an einem Ort zu finden. Außerdem soll künftig jeder Nutzer selbst entscheiden können, welche Werbeanzeigen angezeigt werden.
„Die vergangene Woche hat uns gezeigt, wie viel mehr wir noch daran arbeiten müssen, unsere Regeln durchzusetzen und den Menschen zu helfen, zu verstehen, wie Facebook funktioniert und welche Optionen sie im Umgang mit ihren Daten haben“, schrieb die zuständige Facebook-Managerin Erin Egan und schlug damit eine Brücke zur aktuellen Situation.
Börsenwert um 80 Milliarden Dollar gesunken
Vor eineinhalb Wochen war bekanntgeworden, dass sich die Datenanalysefirma Cambridge Analytica unerlaubt Zugang zu Daten von Millionen Facebook-Profilen verschafft hatte. Millionen Nutzer sollen von dem Leck betroffen gewesen sein. Der Börsenwert des Unternehmens sank seit Bekanntwerden der Affäre vor eineinhalb Wochen um rund 80 Milliarden Dollar (knapp 65 Mrd. Euro).
Mehrere Unternehmen verließen das Netzwerk oder stellten wie der Firefox-Entwickler Mozilla und der Lautsprecheranbieter Sonos die Werbung bei Facebook ein. Auch der Chef des Elektroautoherstellers Tesla und der Raumfahrtfirma SpaceX, Elon Musk, ließ die Unternehmensseiten entfernen.
„Playboy“ löscht Facebook-Seite
„Playboy“ zog am Mittwoch nach. Kreativchef Cooper Hefner, Sohn des „Playboy“-Gründers Hugh Hefner, verkündete auf Twitter, dass sich das Magazin mit seinen 25 Millionen Fans von Facebook zurückziehe. Die deutsche Seite des Magazins war zunächst weiter erreichbar. Die Entwicklungen rund um den Schutz der Nutzerdaten verfolge man mit großer Sorge, und man werde den weiteren Verlauf beobachten, sagte Chefredakteur Florian Boitin in München.
Messenger-Nutzer klagen Facebook
Zusätzlicher Ärger droht von Konsumentenseite. Drei Benutzer aus dem US-Bundesstaat Kalifornien kündigten an, Facebook zu klagen. Die Beschwerdeführer, die eine Sammelklage anstreben, werfen Facebook vor, Protokolle von Telefonaten und Textnachrichten aufzubewahren. Das räumte Facebook am Sonntag ein, die Daten wurden auf Telefonen mit dem Betriebssystem Android gesammelt. Die Nutzer fordern von dem Konzern Schadenersatz.
Um das Speichern von Nutzerdaten geht es auch in einem Fall in Neuseeland, der den Datenschutzbeauftragten des Landes veranlasste, den Konzern öffentlich an den Pranger zu stellen und zu erklären, Facebook habe das Gesetz gebrochen. Das US-Unternehmen untersagte einem Bürger den Zugriff auf dessen persönliche Informationen, die auf den Konten anderer Nutzer gespeichert waren. Das widerspreche dem Datenschutzgesetz, teilte der zuständige Landesbeauftragte John Edwards mit. Facebook wiederum erklärte, dass das Unternehmen die Beschwerde geprüft habe, aber noch nicht genügend Details für die Klärung vorlägen.
Laut Medienberichten will Facebook angesichts des Skandals auch die Vorstellung seines eigenen vernetzten Lautsprechers mit einem digitalen Assistenten verschieben. Facebook habe die Geräte, mit denen auch Videokonferenzen möglich seien, ursprünglich auf seiner Entwicklerkonferenz F8 Anfang Mai zeigen wollen, schrieb der Finanzdienst Bloomberg.
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