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Mindestens 64 Tote

Nach einem Brand am Sonntag in dem Einkaufszentrum Simnjaja Wischnja in Sibirien mit mindestens 64 Toten sind nun drei Menschen festgenommen worden. Das meldete die russische Nachrichtenagentur TASS am Montag unter Berufung auf Polizeiquellen. Unter den Festgenommenen sei auch der Direktor des Einkaufszentrums in der Stadt Kemerowo. Das Feuer war am Sonntagabend im vierten Stock des Gebäudes ausgebrochen.

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Auch Kinder sollen bei dem Brand ums Leben gekommen sein, so Wladimir Puchkow, Minister für Katastrophenschutz. Mehr als 40 Menschen wurden verletzt. Nach Angaben Puchkows konnten sechs Leichen noch nicht geborgen werden. Es bestehe jedoch kaum Hoffnung, dass weitere Überlebende gefunden würden, hieß es aus Sicherheitskreisen.

Brand in Supermarkt

APA/AP/Russisches Katastrophenschutzministerium

Starke Rauchentwicklung erschwerte die Rettungsarbeiten

Unter den Vermissten „sind auch 37 Menschen, deren Leichen geborgen, aber noch nicht identifiziert wurden“, hieß es. Zehn Personen wurden schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht, darunter ein elfjähriger Bub, der aus dem vierten Stock gesprungen war. Seine Eltern und sein jüngerer Bruder seien ums Leben gekommen, so die russische Gesundheitsministerin Veronika Skvortsova.

Brandursache noch unklar

Montagfrüh konnte die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle bringen, wie der Katastrophenschutz mitteilte. Das erst vor fünf Jahren eröffnete Shoppingcenter ist nach Angaben der Behörden einsturzgefährdet. Das Feuer erfasste eine Fläche von mehr als tausend Quadratmetern. Zwei der drei Kinosäle seien eingestürzt, heißt es aus dem Katastrophenschutzministerium. Die genaue Brandursache ist noch nicht bekannt. Es kursierten am Montag Berichte und Spekulationen über mangelhaften Brandschutz. Ermittler gingen zunächst von einem defekten Kabel aus.

Einem anderen unbestätigten Bericht zufolge wurde das Feuer durch ein unsachgemäß verwendetes Feuerzeug ausgelöst, das daraufhin den Kinderspielplatz in Brand steckte. Feueralarm habe es Augenzeugenberichten zufolge keinen gegeben. Jedenfalls habe es „eine Masse an Verstößen“ gegeben, sagte der stellvertretende Gouverneur des Verwaltungsbezirks Keremowo, Wladimir Tschernow, zu TASS - deshalb auch die Festnahmen. Zudem sollen Tote vor versperrten Notausgängen gefunden worden sein.

Eine Untersuchungskommission wurde eingesetzt. Die Kommission, die dem russischen Präsidenten Wladimir Putin direkt unterstellt ist, untersucht normalerweise große Kriminalfälle. Am Montag wird auch Gesundheitsministerin Veronika Skworzowa nach Kemerowo reisen, um die Organisation der Hilfsarbeiten zu unterstützen. Putin sprach den Angehörigen sein Beileid aus. Seinem Sprecher zufolge ordnete er noch am Sonntag an, Einsatzkräfte mit Spezialausrüstung aus Moskau nach Kemerowo zu schicken. Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sprach den Familien im Kurznachrichtendienst Twitter sein Beileid aus.

Hunderte Menschen gerettet

In dem 2013 erbauten Shoppingcenter im Stadtzentrum befinden sich mehrere Kinosäle, eine Bowlingbahn, eine Sauna und zahlreiche Restaurants. Laut Augenzeugen soll sich in dem Einkaufszentrum auch ein Zoo befinden. Russische Medien berichten, dass mehr als 200 Menschen aus dem Einkaufszentrum gerettet wurden.

Einsatzkräfte

APA/AFP/RUSSIAN EMERGENCY SITUATIONS MINISTRY

In dem Einkaufzentrum befinden sich zahlreiche Geschäfte, Restaurants und Vergnügungseinrichtungen

Auf Bildern im Fernsehen waren mehrere Menschen zu sehen, die aus Fenstern sprangen, um den Flammen zu entkommen. Während die Feuerwehr versuchte, das Gebäude zu räumen, war die Rauchentwicklung innerhalb des Einkaufszentrums sehr stark, wie die BBC berichtete. Eine Augenzeugin berichtete auf Instagram, dass kein Feueralarm zu hören gewesen sei. „Der dritte Stock, wo das Kino war, war komplett dunkel.“

Korridore voller Rauch

Russische Medien zitierten Augenzeugenberichte, wonach Kinobesucher zunächst die Säle nicht verlassen konnten. Als die Türen aufgingen, seien die Korridore bereits voller Rauch gewesen. Auch habe es keinen Feueralarm gegeben, und Notausgänge seien verschlossen gewesen. In Medien wurde auch berichtet, dass Kinder und Jugendliche, die in dem Einkaufszentrum eingeschlossen waren, ihre Eltern anriefen.

Tote bei Brand im Einkaufszentrum

Das Einkaufszentrum wurde erst vor fünf Jahren eröffnet. Laut Augenzeugen gab es bei dem Brand keinen Feueralarm. Teilweise sollen Menschen sogar vor versperrten Notausgängen gefunden worden sein.

Die Zeitung „Komsomolskaja Prawda“ berichtete von einer vermissten Elfjährigen, die auf einem Klassenausflug in dem Einkaufszentrum war. Das Mädchen habe noch ihre Eltern angerufen und sich mit den Worten verabschiedet: „Wir brennen. Ich liebe euch, macht’s gut. Ich kann nicht atmen.“

Vor allem Kohleproduktion in Region

Die Stadt Kemerowo liegt im Westen Sibiriens, rund 3.600 Kilometer von Moskau und rund 800 Kilometer von der Grenze Kasachstans entfernt. Kemerowo hat über 500.000 Einwohner. Es gilt als wichtige Stadt für die russische Kohleproduktion und ist gleichzeitig Hauptstadt der Region mit demselben Namen.

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