Opferzahl könnte weiter steigen
Ein verheerender Brand in der sibirischen Stadt Kemerowo hat am Sonntag mindestens 48 Menschenleben gefordert. Das meldete die russische Nachrichtenagentur TASS unter Berufung auf die Feuerwehr. Unter den Toten sollen auch zahlreiche Kinder sein. Mindestens 40 Menschen seien verletzt worden, die Opferzahl könne noch weiter steigen.
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Nach Angeben des zuständigen Ministeriums für Katastrophenschutz werden noch 27 Menschen vermisst. Insgesamt seien 64 Menschen vermisst gemeldet. „Darunter sind auch 37 Menschen, deren Leichen geborgen, aber noch nicht identifiziert wurden“, so die Polizei.
Drei Personen festgenommen
Es bestehe jedoch kaum Hoffnung, dass weitere Überlebende gefunden würden, hieß es aus Sicherheitskreisen. Unterdessen wurden drei Personen festgenommen. Das meldete TASS am Montag unter Berufung auf Polizeiquellen. Unter den Festgenommenen sei auch der Direktor des Einkaufszentrums.
Das Feuer brach bereits am frühen Sonntagnachmittag aus, zunächst wurde von fünf Todesopfern ausgegangen. Mehr als 500 Helfer waren mit den Löscharbeiten beschäftigt, sie bekamen das Feuer erst nach Stunden unter Kontrolle, wie der Katastrophenschutz Montagfrüh (Ortszeit) laut russischen Medien mitteilte. Das Gebäude ist nach Angaben der Behörden einsturzgefährdet.
Brandursache noch unklar
Ersten Ermittlungen zufolge brach das Feuer im vierten Stock des Einkaufszentrums aus. Es erfasste eine Fläche von mehr als tausend Quadratmetern. Die genaue Brandursache ist noch nicht bekannt. Ermittler gingen zunächst von einem defekten Kabel aus. Einem anderen unbestätigten Bericht zufolge wurde das Feuer durch ein unsachgemäß verwendetes Feuerzeug ausgelöst, das daraufhin den Kinderspielplatz in Brand steckte. Laut Medienberichten stürzte auch die Decke in zwei Kinosälen ein.

APA/AP/Russisches Katastrophenschutzministerium
Der verheerende Brand ereignete sich schon am frühen Nachmittag
Eine Untersuchungskommission wurde eingesetzt. Die Kommission, die dem russischen Präsidenten Wladimir Putin direkt unterstellt ist, untersucht normalerweise große Kriminalfälle. Am Montag wird auch Gesundheitsministerin Veronika Skworzowa nach Kemerowo reisen, um die Organisation der Hilfsarbeiten zu unterstützen.
Putin sprach den Angehörigen sein Beileid aus. Seinem Sprecher zufolge ordnete er noch am Sonntag an, Einsatzkräfte mit Spezialausrüstung aus Moskau nach Kemerowo zu schicken. Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sprach den Familien im Kurznachrichtendienst Twitter sein Beileid aus.
Hunderte Menschen evakuiert
In dem 2013 erbauten Shoppingcenter im Stadtzentrum befinden sich mehrere Kinosäle, eine Bowlingbahn, eine Sauna und zahlreiche Restaurants. Laut Augenzeugen soll sich in dem Einkaufszentrum auch ein Zoo befinden. Russische Medien berichten, dass mehr als 200 Menschen aus dem Einkaufszentrum gerettet wurden.

APA/AP/Russisches Katastrophenschutzministerium
Die Rauchentwicklung erschwerte die Rettungsarbeiten
Auf Bildern im Fernsehen waren mehrere Menschen zu sehen, die aus Fenstern sprangen, um den Flammen zu entkommen. Während die Feuerwehr versuchte, das Gebäude zu räumen, war die Rauchentwicklung innerhalb des Einkaufszentrums sehr stark, wie die BBC berichtete. Eine Augenzeugin berichtete auf Instagram, dass kein Feueralarm zu hören gewesen sei. „Der dritte Stock, wo das Kino war, war komplett dunkel.“ In Medien wurde auch berichtet, dass Kinder und Jugendliche, die in dem Einkaufszentrum eingeschlossen waren, ihre Eltern anriefen.
Vor allem Kohleproduktion in Region
Die Stadt Kemerowo liegt im Westen Sibiriens, rund 3.600 Kilometer von Moskau und rund 800 Kilometer von der Grenze Kasachstans entfernt. Kemerowo hat über 500.000 Einwohner. Es gilt als wichtige Stadt für die russische Kohleproduktion und ist gleichzeitig Hauptstadt der Region mit demselben Namen.
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