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Weltgrößtes Wachstum angepeilt

Was die Wirtschaft betrifft, kann Ghana selbstbewusst in die Zukunft blicken. Gleich drei Institute - die Weltbank, der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Afrikanische Entwicklungsbank - prognostizieren dem westafrikanischen Land für 2018 das größte Wirtschaftswachstum Afrikas, doch es könnte in diesem Jahr auch die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft weltweit werden.

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Zwischen 8,3 und 8,9 Prozent an Wachstum halten die drei Institutionen dieses Jahr für möglich. Die großen finanzielle Motoren sind dabei noch die Rohstoffe Kakao, Erdöl und Gold. Bei Kakao ist Ghana nach der Elfenbeinküste der weltweit zweitgrößte Produzent. Ähnlich verhält es sich bei der Goldgewinnung, hier ist Ghana zwar nicht in der Weltspitze angesiedelt, belegt aber nach Südafrika den zweiten Platz auf dem afrikanischen Kontinent.

Arbeiter bei einer Kakau-Ernte

Reuters/Thierry Gouegnon

Geerntete Kakaobohnen werden getrocknet und gewogen

Erst seit einem Jahrzehnt im Ölgeschäft

Das zuvor bitterarme und von einer Serie von Militärcoups erschütterte Ghana erlangte erst mit den Wahlen von 1992 politische Stabilität. Der wirtschaftliche Aufschwung begann indes erst vor rund einem Jahrzehnt, als Ölfelder entdeckt wurden. Seither baut Ghana die Ölförderung sukzessive aus. Die wieder steigenden Preise für Rohöl kurbeln die Produktion zusätzlich an und ziehen auch ausländische Investoren an.

Auch die Kakaoindustrie wird gestärkt und ausgebaut. Teils verdoppelten Kakaoproduzenten ihre Anbaufläche von einem Jahr aufs andere, wie die „New York Times“ („NYT“) schreibt. Teils noch vor Saisonbeginn ist bereits die gesamte Ernte verkauft. Auch hier spielt der in den letzten Jahren teils heftig gestiegene Weltmarktpreis eine große Rolle. Diese Vorauszahlungen vereinfachen für die Produzenten die Investitionen. Die gesamte Wirtschaftsleistung 2017 des 28,7-Millionen-Einwohner-Landes wird von Bloomberg auf rund 43 Milliarden Dollar (34,7 Mrd. Euro) geschätzt.

Präsident Nana Addo Dankwa

Reuters/Hannibal Hanschke

Der Präsident von Ghana, Nana Akufo-Addo ist sich seines Wirtschaftskurses sicher

Weg aus der Rohstofffalle

Möglich gemacht wird dieses afrikanische Wirtschaftswunder auch durch die gesetzlichen unterstützenden Maßnahmen der Regierung von Präsident Nana Akufo-Addo, die seit Jänner 2017 im Amt ist. Ghana überholt laut den Prognosen damit auch die bisherigen afrikanischen Wirtschaftswachstumschampions Äthiopien und Elfenbeinküste, wie Bloomberg schreibt.

Während der Aufschwung in der nächsten Zeit so gut wie nicht mehr zu bremsen sein wird, drängten Ökonomen und weitere Experten Ghana, einen Wirtschaftskurs, der nur aus dem Abbau natürlicher Ressourcen besteht und mehrere andere Ländern im Endeffekt schwer geschädigt hat, nicht zu verfolgen. Die Länder, die sich wirtschaftlich zu sehr auf die Förderung von Rohöl und den Abbau von Mineralien und Erzen verlassen, haben nun mit weiteren Problemen zu kämpfen. So werden laut „NYT“ die großen Rohstoffindustriezweige etwa oft mit Ausbeutung und Korruption assoziiert, wie die Zeitung unter Berufung auf Experten schreibt. Das kann den wirtschaftlichen Ruf eines Landes nachhaltig beschädigen. Und diesem Problem will Ghana von vornherein entgehen.

Ausdifferenzierte Ökonomie

So setzt die Regierung auf klassische Impulse, um die Wirtschaft zu fördern, damit der Abhängigkeit von Rohstoffen zu entgehen und langfristig den Wohlstand im Land abzusichern. Ghana habe im Vergleich zu den Nachbarländern bereits jetzt eine ausdifferenzierte Wirtschaft, so der Ökonom John Ashbourne in der „NYT“. So sollen, geht es nach der Regierung, die durch Öl- und Goldgewinnung angezogenen Investoren auch in andere Wirtschaftszweige investieren. Zudem soll in jedem Teil des Landes mindestens eine Fabrik entstehen, um Arbeitsplätze zu sichern und so den Wohlstand in der Bevölkerung zu verteilen.

Skepsis mit Aber

Kritiker sind skeptisch, dass dieses Vorhaben so aufgeht. Denn noch halten sie die bereits gesetzten Impulse für zu schwach, damit eine Wirtschaft abseits der Rohstoffproduktion und Urgewinnung allein auf eigenen Beinen stehen kann. Die Weichen dafür sehen sie allerdings als bereits gestellt. Von der Verteilung des Wohlstands und der Absicherung der Wirtschaft hängt auch der soziale und damit politische Frieden des Landes ab. Vor allem die Jungen sind von den künftigen Maßnahmen und Weichenstellungen stark betroffen, stellen doch die unter 16-Jährigen rund die Hälfte der Bevölkerung.

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