Tausende demonstrieren am Weltfrauentag in Istanbul
Trotz des Ausnahmezustands in der Türkei sind am internationalen Frauentag in Istanbul mehrere tausend Menschen für Frauenrechte und gegen männliche Gewalt auf die Straße gegangen. Die Demonstration auf der Einkaufsmeile Istiklal Caddesi gestern Abend war der größte alternative Protestmarsch seit Langem im Zentrum der Millionenmetropole. Die Polizei griff nicht ein, wie dpa-Reporter berichteten. Die Demonstration war nicht verboten worden.
Teilnehmerinnen trugen lila Hexenhüte und Hexenbesen. Sie demonstrierten mit Sprüchen wie „Rapunzel, schneide deine Haare, soll der Kerl doch die Treppe hochlaufen“ oder „Aschenputtel, geh nicht zum Ball, komm’ du auch zum 8. März“. Auf anderen Schildern stand „Staat, nimm deine Hände von meinem Körper“ oder „Ich will keinen Prinzen auf einem weißen Pferd“.
Nachtdemonstration der Frauenbewegung in #Istanbul zum #InternationalerFrauentag
— Ismail Küpeli (@ismail_kupeli) 8. März 2018
Die letzte große Bastion der Hoffnung auf Freiheit und Emanzipation in der Türkei. pic.twitter.com/wgeqaAOZU8
Regierungskritische Parolen blieben bei der Demonstration in Istanbul weitgehend aus, nur vereinzelt gab es Anspielungen auf Präsident Recep Tayyip Erdogan. Teilnehmerinnen skandierten etwa „Tayyip, lauf schnell weg, die Frauen kommen.“ Auf einem Transparent war zu lesen: „Wir wollen einen Vibrator, keinen Diktator.“
In der westtürkischen Metropole Izmir versammelten sich mehrere hundert Demonstranten zum Weltfrauentag. Dort blockierte die Polizei allerdings einen Protestmarsch, wie eine dpa-Reporterin berichtete. Zu Zusammenstößen kam es aber auch in Izmir nicht. Nach dem Putschversuch im Juli 2016 hatte Erdogan den Ausnahmezustand verhängt, der bis dato andauert. Im Ausnahmezustand sind Grundrechte wie das Recht auf Versammlungsfreiheit eingeschränkt.
Spaniens Frauen streikten
Auch in Spanien gab es Proteste. Erstmals wurde ein „feministischer Streik“ ausgerufen. Unterstützt von Gewerkschaften und Politikerinnen legten Frauen landesweit für Stunden die Arbeit nieder, auch im Haushalt wurde zum Streik aufgerufen.
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